Sertorms, Tragödie von Lommel.
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SertorinS; Trag*öfHe von Br. Georg* Lommel Base!, g*er!rMcA!
in dm* S'eAmeigAä'Mser'seAen Bne/idmcAerei. 1828. 8. 11^ nnd 186
S'eiien.
Der Verfafser dieses Trauerspiels hat einen Stoff ge-
wählt, weicher der tragischen Darsteiiung in hohem
Grade würdig ist. Das römische Weitreich, seinem Zer-
faiie nahe, zerrissen von zwei gieich furchtbaren Fac-
tionen, aus deren einer der Mann hervorgeht, der un-
bedeckt von den Gränein seiner Partei, sein Feldherrn-
Genie und seine reinere Gesinnung als Geächteter und
Fiüchtiing in die Ferne trägt und auf einem unentweg-
ten Boden, unverdorbene und ungeschwächte Völker
zur Mitwirkung rufend, ein neues Rom zu gründen unter-
nimmt. Grofs im anhaltenden Glücke, wie im vorüber-
gehenden Unglück, durch die endliche Besiegung seiner
gefährlichsten Gegner auf den höchsten Gipfel des Ruh-
mes und einer heilsamen Macht gelangt, unterliegt er
nicht den Feinden sondern dem gemeinen Neide eines
Nebenbuhlers und fällt durch Meuchelmord. Diese Ent-
schürzung des Knotens ist freilich nicht eben ein tragi-
sches Motiv; der Held des antiken Trauerspiels erliegt
mehr dem Neide der Götter, als dem der Menschen;
und die moderne Tragödie liebt zwar die psychoiogi-
schen Fntwickeiungen der Stücke durch Leidenschaften
und Intrigue (wie z. B. in Schillers Walienstein); eine
solche That, wie die des Perperna kann aber doch
auch ihr für die Katastrophe nicht ganz willkommen
seyn, weil sie, obwohl psychologisch gehörig motivirt,
doch mit den Entwürfen und Handlungen des Heiden
(Sertorius) nicht genug in innerem Zusammenhänge
steht und gegenüber von diesen so unerwartet erscheint,
wie nur der Zufall in der Komödie erscheinen darf. Der
junge Dichter hat dieses gefühlt, und der Unternehmung
des Perperna dadurch eine höhere, eine welthistorische
Bedeutung gegeben, dafs er diesen selbst nur zum Werk-
zeug eines punischen Sciaven macht, dessen Namen
Barkas an das barcinische Geschlecht erinnert, wei-
chem Hanniba! entsprossen ist; dieser Barkas aber ist
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SertorinS; Trag*öfHe von Br. Georg* Lommel Base!, g*er!rMcA!
in dm* S'eAmeigAä'Mser'seAen Bne/idmcAerei. 1828. 8. 11^ nnd 186
S'eiien.
Der Verfafser dieses Trauerspiels hat einen Stoff ge-
wählt, weicher der tragischen Darsteiiung in hohem
Grade würdig ist. Das römische Weitreich, seinem Zer-
faiie nahe, zerrissen von zwei gieich furchtbaren Fac-
tionen, aus deren einer der Mann hervorgeht, der un-
bedeckt von den Gränein seiner Partei, sein Feldherrn-
Genie und seine reinere Gesinnung als Geächteter und
Fiüchtiing in die Ferne trägt und auf einem unentweg-
ten Boden, unverdorbene und ungeschwächte Völker
zur Mitwirkung rufend, ein neues Rom zu gründen unter-
nimmt. Grofs im anhaltenden Glücke, wie im vorüber-
gehenden Unglück, durch die endliche Besiegung seiner
gefährlichsten Gegner auf den höchsten Gipfel des Ruh-
mes und einer heilsamen Macht gelangt, unterliegt er
nicht den Feinden sondern dem gemeinen Neide eines
Nebenbuhlers und fällt durch Meuchelmord. Diese Ent-
schürzung des Knotens ist freilich nicht eben ein tragi-
sches Motiv; der Held des antiken Trauerspiels erliegt
mehr dem Neide der Götter, als dem der Menschen;
und die moderne Tragödie liebt zwar die psychoiogi-
schen Fntwickeiungen der Stücke durch Leidenschaften
und Intrigue (wie z. B. in Schillers Walienstein); eine
solche That, wie die des Perperna kann aber doch
auch ihr für die Katastrophe nicht ganz willkommen
seyn, weil sie, obwohl psychologisch gehörig motivirt,
doch mit den Entwürfen und Handlungen des Heiden
(Sertorius) nicht genug in innerem Zusammenhänge
steht und gegenüber von diesen so unerwartet erscheint,
wie nur der Zufall in der Komödie erscheinen darf. Der
junge Dichter hat dieses gefühlt, und der Unternehmung
des Perperna dadurch eine höhere, eine welthistorische
Bedeutung gegeben, dafs er diesen selbst nur zum Werk-
zeug eines punischen Sciaven macht, dessen Namen
Barkas an das barcinische Geschlecht erinnert, wei-
chem Hanniba! entsprossen ist; dieser Barkas aber ist