Vehse, das Leben Otto's des Grofscn.
813
und Otto sie daraus befreien. Zum Unglück verhält es
sich aber mit diesem dritten Glanzpunkte, wo möglich,
noch schlechter, als mit alten früheren. Hätte Hr. V.
nur recht überdacht, was er schreibt, so würde ihm schon
die Unmöglichkeit, dafs alles von ihm Erzählte in der
angegebenen Zeit geschehen seyn könnte, gezeigt haben,
dafs^entweder seine Zeitangaben falsch oder mehrere von
den erzählten Begebenheiten unwahr seyen. In der Nacht
des 20. August hieht nach Hm. V. die Königin, zieht
dann mehrere Nächte fort, schickt hierauf an Bischof
Adelard, dieser an Azzo, sie lebt einstweilen von dem
Almosen eines Fischers, Azzo holt sie nach Canossa; Be-
rengar erfährt ihren Aufenthalt, zieht mit einem mäch-
tigen Heere vor Canossa, bestürmt die Burg, erkennt,
daß sie nicht zu nehmen ist, entschliefst sich endlich,
sie durch Hunger zu zwingen und schließt sie daher eng
ein Jetzt hält Adelheid mit Azzo Rath, sie beschließen,
nach Teutschland um Hülfe zu schicken, theilen den
Plan dem Pabst Agapet mit, denn dieser begleitet ihre
Gesandtschaft mit einem Schreiben an Otto, die Boten
gehen nach Teutschland zu Otto, dieser beruft einen
allgemeinen Reichstag, der Zug wird einstimmig be-
schlossen, ein Kriegsheer zusammengezogen, durchTyrol
nach Verona gezogen, Liutolf nach Mailand vorausge-
schickt. Auf die Nachricht davon zieht sich Berengar
auf seine festen Schlösser zurück, daher zieht nun Otto
von Verona nach Pavia, unterwegs nimmt er die Unter-
werfung der meisten Herren und Städte an, hält dann
eine allgemeine Reichsversammluug und wird zum König
der Lombardei gewählt; und das Alles nach Hm. V. selbst
vor dem lO.October, also in weniger Zeit, als 51 Tagen.
Wir brauchen aber, um die Wahrheit zu linden, nicht
zu einer Veränderung der Zeitangaben zu schreiten, in-
dem wir bei gehöriger Benutzung der Quellen mit grofser
Sicherheit das Irrige der Annahme von einer Belagerung
Canossas während Adelheids Anwesenheit erkennen und
dabei zugleich die Ursache ßnden, aus der dieser Irr-
813
und Otto sie daraus befreien. Zum Unglück verhält es
sich aber mit diesem dritten Glanzpunkte, wo möglich,
noch schlechter, als mit alten früheren. Hätte Hr. V.
nur recht überdacht, was er schreibt, so würde ihm schon
die Unmöglichkeit, dafs alles von ihm Erzählte in der
angegebenen Zeit geschehen seyn könnte, gezeigt haben,
dafs^entweder seine Zeitangaben falsch oder mehrere von
den erzählten Begebenheiten unwahr seyen. In der Nacht
des 20. August hieht nach Hm. V. die Königin, zieht
dann mehrere Nächte fort, schickt hierauf an Bischof
Adelard, dieser an Azzo, sie lebt einstweilen von dem
Almosen eines Fischers, Azzo holt sie nach Canossa; Be-
rengar erfährt ihren Aufenthalt, zieht mit einem mäch-
tigen Heere vor Canossa, bestürmt die Burg, erkennt,
daß sie nicht zu nehmen ist, entschliefst sich endlich,
sie durch Hunger zu zwingen und schließt sie daher eng
ein Jetzt hält Adelheid mit Azzo Rath, sie beschließen,
nach Teutschland um Hülfe zu schicken, theilen den
Plan dem Pabst Agapet mit, denn dieser begleitet ihre
Gesandtschaft mit einem Schreiben an Otto, die Boten
gehen nach Teutschland zu Otto, dieser beruft einen
allgemeinen Reichstag, der Zug wird einstimmig be-
schlossen, ein Kriegsheer zusammengezogen, durchTyrol
nach Verona gezogen, Liutolf nach Mailand vorausge-
schickt. Auf die Nachricht davon zieht sich Berengar
auf seine festen Schlösser zurück, daher zieht nun Otto
von Verona nach Pavia, unterwegs nimmt er die Unter-
werfung der meisten Herren und Städte an, hält dann
eine allgemeine Reichsversammluug und wird zum König
der Lombardei gewählt; und das Alles nach Hm. V. selbst
vor dem lO.October, also in weniger Zeit, als 51 Tagen.
Wir brauchen aber, um die Wahrheit zu linden, nicht
zu einer Veränderung der Zeitangaben zu schreiten, in-
dem wir bei gehöriger Benutzung der Quellen mit grofser
Sicherheit das Irrige der Annahme von einer Belagerung
Canossas während Adelheids Anwesenheit erkennen und
dabei zugleich die Ursache ßnden, aus der dieser Irr-