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HEIDELBERGER

1841

Ν'®. 46.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Bode: Geschichte der hellenischen Dichtkunst.
CB e Schluss.^
Nur glauben wir nicht, die Trilogie oder Tetralogie als eine
stehende, feste Norm ansehen zu müssen, an welche der Dichter
gebunden gewesen; schon das baldige Verlassen dieser Kunstform
unter Sophocles kann dafür sprechen, und es scheint selbst der
grössere Umfang einer solchen tragischen Darstellung nicht
in dem Geschmack des Publieums gewesen zu seyn, zumal wenn
wir der, freilich nach unserer Ansicht noch nicht ganz sicher
gestellten Annahme des Verfassers beipflichten wollten, welche
die verschiedenen Stücke einer Trilogie, nicht an einem und dem-
selben Feste, unmittelbar nach einander, sondern an den verschie-
denen, durch Wochen und Monate getrennten dionysischen Festen
aufführen lässt. Wir glauben aber, dass eben das Ermüdende,
das in der Aufführung eines solchen, eine grössere Zeit in An-
spruch nehmenden Ganzen, wie eine Tetralogie oder Trilogie ist,
lag, ein Hauptgrund für die folgenden Tragiker war, diese Form
zu verlassen, auch wenn sie nicht mit einemmal aufgegeben ward,
wie sogar des Sophocles Beispiel beweist, der, obwohl er zuerst
angefangen haben soll, einzelne Dramen zu dichten und aufführen
zu lassen (was übrigens auch Aeschylus sicher gethan), doch
noch in späterer Zeit gegen Euripides, der mit Tetralogien auf-
getreten, ebenfalls Tetralogien in den Kampf brachte.
Was der Verf. über die religiösen und philosophischen An-
sichten des Dichters bemerkt, ist nicht minder der Beachtung werth.
Auffallend ist gewiss jedem, der mit Aeschylus sich näher be-
schäftigt hat, die tiefreligiöse Gesinnung des Dichters und die
Reinheit seiner Ethik, die ihn selbst über den Herodotus, mit dem
er so Vieles in dem religiösen Glauben der gebildeten Hellenen
jener Zeit gemein hat, stellt und weit mehr den Bestrebungen der
späteren Philosophen zugesellt, die von der ethischen Seite her
bedacht waren, die Volksreligion und die dadurch verbreiteten
XXXIV. Jahrg. 5. Doppelheft» 46
 
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