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1841

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JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

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(Beschluss.)
Ein Sprung erhebt uns aus dieser leichten Liederwelt durch Nr. 9*
mit den epischen und episch-lyrischen Poesieen Gustav Pfizer’s in
eine Welt tiefsinniger Gedanken, die nicht nur die längst anerkannte
Lyrik dieses Dichters, sondern auch seinen erzählenden Dichtungen, sei-
nen persönlichen Erinnerungen aus Italien, wie seinen historisch-poeti-
schen aus dein Morgenlande (in „Salomo’s Nächten*4 S. I—39; in „Magie
und Liebe“ S. 41—16; „Motenebbi“ S. 77 ff.; „die Mache“ S. 81 ff,; aus
Hellas „Bellerophontes“ S. 84ff.; aus dem Mittelalter Italiens und
Deutschlands „Ezzeiin“ S. 139—231, und „die Tartarenschlacht*4 $ 233
—338) zum Grunde liegen und sie beseelen. Seine poetischen Erzählun-
gen, selbst die mehr in Kalladenform ausgeprägten, gleichen in soferne
den epischen Gedichten Byron’s und anderer englischen Dichter, dass sie
nicht sowohl eine Objektivität der Situationen und Bilder erstreben, als
die Gegenstände zu Trägern ihrer Subjektivität und Reflexion machen,
noch in höherem Grade, als dies Schiller in seinen sogenannten Balladen
gelb an hat In Deutschland kommen, diese Spätlinge der Gedankendich-
tung, so einheimisch sie einst in diesem Lande waren, zu einer ungünsti-
gen Zeit, sofern man sich gewöhnt hat, auch das Ernsteste in den klein-
sten lyrischen Model gegossen zu erhalten. Weil aber dieses doch nicht
ganz natürlich ist, io wird der deutsche Geschmack, überdrüssig, Histo-
rie und Philosophie in einem lyrischen Nachtische vorgesetzt zu bekom-
men , sich vielleicht auch wieder der schwerem aber nährendem Re-
flexionskost zuwenden. Wohl dann diesen Gedichten, wenn ihnen nur
die halbe Gunst zu Theil wird, die ihnen ganz erwiesen worden wäre,
wenn sie im Jahre 1796. in Schiller's Musenalmanachen erschienen wären,
als Kinder und nicht Urenkel von Schillers Geist, und wenn sie einen
W. von Humboldt zum Gevatter erhalten hätten und nicht den Referen-
ten, dessen Anerkennung ihnen wenig helfen wird.
Bei so gedankenreichen Dichtungen würde ein Ueberblick wenig hel-
fen. Wir wählen daher lieber ein einzelnes Stück, und zwar ein enger
begränztes, und mehr lyrisch - didaktisches als episches heraus, um Freun-
den ernster Poesie einen Vorschmack liefern Genusses zu geben, der ih-
rer hier wartet. Es ist die Dichtung „Pompeji*4 unter den Fragmen-
ten aus Italien.
Auch hier nimmt der Sänger den Ausgang nicht von der Anschau-
ung, sondern von seinen eigenen Reflexionen. „Der Geist“, sagt er zu
sich selbst, „folgt gerne dem Zuge des Geheimnisses kein Wunder, dass
XXXIV. Jahrff. C. Doppelheit. 00

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