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Beer: Stmlia Asiatica.

ehen mir von Palästina oder Aegypten aus zu ihnen gekommen
seyn, und welches Gewicht die Christen schon in den zwei ersten
Jahrhunderten auf die gewöhnliche Gestalt des christlichen Kreu-
zes gelegt haben, beweist der Palästinenser Justin, der Märty-
rer. Ueberall in der Natur und in den Werkzeugen des täglichen
Lebens, im Gesichte des Menschen, in dem Menschen mit ausge-
breiteten Armen, im Segel, in den Feldzeichen (militum vexilla)
etc. fand er das Zeichen des Kreuzes, und erkannte in diesem
häufigen Vorkommen desselben eine geheimnissvolle Beziehung
auf das weiterlößende Kreuz Christi, s. Apol. I. c. ö5. dial. c.
Tryph. 90 f. 111. Auf eben dieses Zeichen des Kreuzes und seine
Wichtigkeit weist auch schon Barnabas (ep. c. 12.) hin, und
Aehnliches wiederholt Tertullian (adv. Jud. c. 10. u. contra
Marc. 3, 18.) u. A. Die Gestalt des christlichen Kreuzes stand
also seit den frühesten Zeiten fest, und musste feststehen schon
wegen der vorbildlichen Beziehung, die man in dem mit ausge-
breiteten Armen betenden Moses fand. Die Entdeckung eines
neuen Kreuzeszeichens löst sich also in nichts auf, und mit ihr
verliert die ganze Beweisführung des Verf. ihre eigentliche Stütze.
Ebenso nichtig sieht es mit der Behauptung aus, dass im vierten
Jahrhundert der Sinai von christlichen Pilgern aus Syrien und
Palästina nicht besucht worden sey, eine Behauptung, welche
dazu dienen soll, die Verfasser dieser Inschriften unter syrischen
und palästinensischen Pilgern nicht zu suchen. Dass der Sinai im
vierten Jahrhundert schon von Pilgern selbst des christlichen
Abendlandes besucht wurde, beweist des Sulpitius Severus
Dialog (I. o. 17.)*), der um das Jahr 400 geschrieben ist, und
nach der Art und Weise, wie vom Sinai gesprochen wird, das
von Herrn Beer für wahrscheinlich erachtete Daseyn einer von
der Helena ausgegangenen Stiftung auf diesem Berge mehr als
blos unwahrscheinlich macht. Wurde aber der Sinai im vierten
Jahrhundert schon von christlichen Pilgern besucht, so ist nicht der
mindeste Grund vorhanden, die Syrer und Palästinenser mit Herrn
Beer von dieser Pilgerfahrt auszuschliessen.
Wenn endlich die Mehrzahl dieser Inschriften von christlichen
Nabaiäern aus dem vierten Jahrhundert, wie Herr Beer annimmt,
herrührt, so bleibt durchaus unerklärt, wie Kosmas, der um das

*) Eine Schrift, welche auch in der sorgfältigen Aufzählung der Lite-
ratur von Hob in soll (Palästina I. S. XVil,) übersehen ist.
 
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