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Cicero'» Rede für Roscius ♦■on Osenbrüggen.
Die Lesart his hat R. Klotz in Jahn’s N, Jahrb. 1833. Vol. 8.
p. 432. gut vertheidigt. Auch §. 3. glauben wir mit Benecke
zur Rede de Imp. Cn. Pomp. p. 136. und Klotz a. a. 0. p. 434f.,
dass die Lesart des Palimpsestus ego autem si omnia libere
dixero vor der Vulgata ego etiam si etc. einen Vorzug verdiene.
Auch bei Charisius, der die Stelle in den Instit. gr. II. §. 99.
p. 120. Lind, anführt, schwankt die Lesart. — §. 6. sese hoc in-
columi non arbitratur hujus innocentis patrimonium tarn amplum
et copiosum posse obtinere, damnato et ejecto sperat se posse
etc. Herr 0 s. weist zu dieser Stelle sehr gut nach, dass bei
ejeeto nicht an das Exil zu denken sei; er selbst ist der Meinung,
ejecto sei allgemeiner im Sinne von beseitigen, aus dem
Wege räumen, zu fassen, wofür §. 20. de medio tollere und
§. 28. tollere allein gesetzt ist. Allein warum soll man den Aus-
druck nicht noch spezieller mit Ergänzung von ex patrimonio aus
dem ersten Gliede des Gegensatzes fassen? Den Feinden des
Roscius war die Verurtheilung nur Mittel zu ihrem eigentlichen
Zwecke, in dem ungestörten Besitze des widerrechtlich angeeigne-
ten Patrimonium des R. zu verbleiben. Wurde nun Roscius ver-
urtheilt und dadurch auf das Sicherste aus dem Besitze seines
Vatergutes verdrängt, so stand nicht mehr zu erwarten, dass ir-
gend Jemand noch eine Klage gegen den widerrechtlichen Besitzer
seines Vermögens erheben würde, die zur Durchführung ihrer
ruchlosen Absichten sogar als falsche Ankläger über Vatermord
siegreich aus dem Processe gegangen wraren. — Einige Zeilen
später heisst es: Hunc sibi ex animo scrupulum, qui se dies noc-
tesque stimnlat ac pungit, ut evellatis, postulat, ut ad hanc suam
praedam tarn nefariam adjutores vos proflteamini. Diese Stelle hat,
weil man falsch construirte, eben so unnütze Conjecturen als un-
richtige Erklärungen hervorgerufen. Herr Os. führt die Verbes-
serungsversuche von Hotoman und Orelli an; jener wollte lesen:
postulat et; Orelli hingegen: ut evellatis postulat; postulat
ut etc. Herr Os. selbst scheint die Erklärung Matthiä’s zu
billigen, der ut evellatis von postulat regieren lässt, und den zwei-
ten Satz mit ut als nähere Erklärung des ersten Satzes mit ut,
wo der Deutsche nämlich einsetzen würde, folgen lässt. Noch
weiter ging Benecke zur Rede de Imp. Cn. Pomp. p. 181., der
das zweite ut ganz und gar als Consecutivpartikel ansieht. Nicht
besser behelfen sich die Uebersetzer, die Rec. gerade einzusehen
Gelegenheit hat. Allen scheint entgegen zu seyn, dass der Satz
Cicero'» Rede für Roscius ♦■on Osenbrüggen.
Die Lesart his hat R. Klotz in Jahn’s N, Jahrb. 1833. Vol. 8.
p. 432. gut vertheidigt. Auch §. 3. glauben wir mit Benecke
zur Rede de Imp. Cn. Pomp. p. 136. und Klotz a. a. 0. p. 434f.,
dass die Lesart des Palimpsestus ego autem si omnia libere
dixero vor der Vulgata ego etiam si etc. einen Vorzug verdiene.
Auch bei Charisius, der die Stelle in den Instit. gr. II. §. 99.
p. 120. Lind, anführt, schwankt die Lesart. — §. 6. sese hoc in-
columi non arbitratur hujus innocentis patrimonium tarn amplum
et copiosum posse obtinere, damnato et ejecto sperat se posse
etc. Herr 0 s. weist zu dieser Stelle sehr gut nach, dass bei
ejeeto nicht an das Exil zu denken sei; er selbst ist der Meinung,
ejecto sei allgemeiner im Sinne von beseitigen, aus dem
Wege räumen, zu fassen, wofür §. 20. de medio tollere und
§. 28. tollere allein gesetzt ist. Allein warum soll man den Aus-
druck nicht noch spezieller mit Ergänzung von ex patrimonio aus
dem ersten Gliede des Gegensatzes fassen? Den Feinden des
Roscius war die Verurtheilung nur Mittel zu ihrem eigentlichen
Zwecke, in dem ungestörten Besitze des widerrechtlich angeeigne-
ten Patrimonium des R. zu verbleiben. Wurde nun Roscius ver-
urtheilt und dadurch auf das Sicherste aus dem Besitze seines
Vatergutes verdrängt, so stand nicht mehr zu erwarten, dass ir-
gend Jemand noch eine Klage gegen den widerrechtlichen Besitzer
seines Vermögens erheben würde, die zur Durchführung ihrer
ruchlosen Absichten sogar als falsche Ankläger über Vatermord
siegreich aus dem Processe gegangen wraren. — Einige Zeilen
später heisst es: Hunc sibi ex animo scrupulum, qui se dies noc-
tesque stimnlat ac pungit, ut evellatis, postulat, ut ad hanc suam
praedam tarn nefariam adjutores vos proflteamini. Diese Stelle hat,
weil man falsch construirte, eben so unnütze Conjecturen als un-
richtige Erklärungen hervorgerufen. Herr Os. führt die Verbes-
serungsversuche von Hotoman und Orelli an; jener wollte lesen:
postulat et; Orelli hingegen: ut evellatis postulat; postulat
ut etc. Herr Os. selbst scheint die Erklärung Matthiä’s zu
billigen, der ut evellatis von postulat regieren lässt, und den zwei-
ten Satz mit ut als nähere Erklärung des ersten Satzes mit ut,
wo der Deutsche nämlich einsetzen würde, folgen lässt. Noch
weiter ging Benecke zur Rede de Imp. Cn. Pomp. p. 181., der
das zweite ut ganz und gar als Consecutivpartikel ansieht. Nicht
besser behelfen sich die Uebersetzer, die Rec. gerade einzusehen
Gelegenheit hat. Allen scheint entgegen zu seyn, dass der Satz