Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
18

Dandolo: I Volontari Lombardi.

Die Legion war gegen tausend Mann stark und bestand aus der
allerwunderlichsten Zusammensetzung der allerverschiedensten Art von Leuten.
Es waren darunter Knaben von 12—14 Jahren, einige vom edelsten Ent-
husiasmus, andere von natürlicher Unruhe getrieben, ferner alte Soldaten,
welche der Name und der Ruhm des berühmten Condottiere von Monte-
video um ihn vereinigt hatte, und mitten unter diesen viele von den
Leuten, welche in der Verwirrung des Kriegs Ungestraftheit und Ausge-
lassenheit suchen. Die Offiziere waren unter den Muthigsten gewählt und
wurden ohne Rücksicht auf irgend eine Regel oder ein Dienstalter zu
den hohem Stellen befördert. Heute sah man einen mit dem Säbel an
der Seite, er war Hauptmann; morgen nahm er, der Abwechselung we-
gen, die Muskete wieder auf die Schulter und war gemeiner Soldat. Der
Sold, und zwar ein recht reichlicher, fehlte nie, denn er ward mit Pa-
piergeld bezahlt, welches dem die Republik regierenden Triumvirat nichts
weiter kostete, als die Mühe es zu stempeln. Die Zahl der Offiziere
war übrigens ohne alles Verhältniss grösser als die der Soldaten. Der
Wagenmeister, der das Gepäck besorgte, war Hauptmann; der Haushof-
meister oder vielmehr der Koch des Generals, war Lieutenant; der Ge-
neralstab bestand aus lauter Majors und Obersten. Der Verf. fügt hinzu,
dass er diess sage, damit man sehe, dass die römische Regierung noch
viel freigebiger mit Anstellungsdecreten gewesen sey, als die provisori-
sche Regierung der Lombardei, der man doch darüber so viele Vorwürfe
gemacht habe.
Das Zusammenleben mit diesen Freiwilligen wirkte so nachtheilig
auf die Disciplin der Colonne Manara’s, die, seit sie piemontesisch ge-
worden, regelmässig militärisch eingerichtet war, dass in Tivoli die Sa-
chen dahin gediehen, dass sich die Offiziere freiwillig versammelten und
dem Major Manara zu erkennen gaben, dass, wenn das Bataillon nicht
von der Gesellschaft der Freischaaren getrennt und mit regulirten Trup-
pen vereinigt würde, sie alle mit einander ihren Abschied nehmen wür-
den, weil sie Soldaten unter sich haben, nicht aber Führer indisciplinirter
Horden seyn wollten. Mit dieser Entschliessung, welcher Manara alsbald
seine Zustimmung gab und der er sich anschloss, wurde der Lieutenant
Dandolo sogleich nach Rom geschickt, um sich darüber mit dem Minister
Avezzano mündlich zu unterhalten. Dieser billigte und lobte unsern Ent-
schluss und schrieb als Antwort, wir möchten uns nur noch einige Tage
gedulden, dann würde unserer Bitte entsprochen werden. Sobald jedoch
die Soldaten sahen, dass es uns Ernst sey, von ihnen zu scheiden, machte
die Furcht, Offiziere zu verlieren, mit denen sie so viele Monate hindurch
 
Annotationen