DOI Heft:
Nr. 15
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.43433#0233
Nr. 15.
HEIDELBERGER
1851.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR
Höpf aiert Der Krieg von tSÖ® und ISO?.
(Schluss.)
Der Fürst und der Grossherzog von Berg, heisst es, (Ί5. 188}
ritten bei Seite (\or der Stadt Prenzlau}. Der Grossherzog wendete
Alles an, uni den Fürsten von der Misslichkeit seiner Lage zu überzeu-
gen, und äusserte zu verschiedenen Malen, wie man hören konnte: „Je
Vous donne ma parole d’honneür que Vous etes cerne par 100,000 hom-
mes“, und bezeichnete sehr lebhaft gestikulirend mit den Händen die
verschiedenen Gegenden, wo die ganze französische Armee stehen sollte:
„Voila le corps du marechal Lannes! — Voila le corps du marechal
Bernadotte! — Voila le corps du marechal Soull! et je nie trouve
ici avec — " mit wer weiss wie viel tausend Mann. Der Fürst ritt
zurück und besprach sich mit mehreren Generalen, kehrte dann, als die
Franzosen ungeduldig wurden, zum Grossherzog von Berg zurück; viele
Offiziere schlugen inzwischen allein und mit Kommandos den Weg nach
Löckenitz ein und entkamen glücklich nach Stettin. Es kamen nunmehr
die Bedingungen zur Sprache, als während der Unterredung dicht hinter
der Anhöhe, welche die Redenden hinter sich hatten, eine mächtige
Dampfkugel aufstieg. Man fragte sich, was das sei? worauf ein Fran-
zose rief: „Ah, voila le signal du marechal So ult, qui nous annonce,
qu il est arrive sur Volre chemin et qu’il Vous a coupe Votre retraite.“
Es war jene Dampfkugel nichts anderes als ein preussischer Pulverkasten,
der durch Zufall ohne bedeutenden Knall in die Luft geflogen war; der
Franzose war nur schlau genug gewesen, diess für seinen Vortheil zu
benutzen'·' u. s. w. — Wie man sich aber bei besserer Fassung immer-
hin, wenn auch mit grossem Verlust durchschlagen konnte, zeigte der
Prinz August, Bruder des bei S aal fei d gefallenen Ludwig Fer-
dinand. Er leistete, von seinem Adjutanten, dem später berühmt ge-
wordenen General Clausewitz unterstützt, mit den Trümmern eines
Grenadierbataillons nördlich von Prenzlau bei Ellingen den hartnäckigsten
Widerstand, schlug mehre Angriffe der feindlichen, 2000 Pferde starken
Reiterei ab und kapilulirte nicht eher, als bis seine 250 Leute meistens
erschossen, verwundet oder in die Sümpfe getrieben waren. Napoleon
XLIV. Jahrg, 2. Doppelheft. 15
HEIDELBERGER
1851.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR
Höpf aiert Der Krieg von tSÖ® und ISO?.
(Schluss.)
Der Fürst und der Grossherzog von Berg, heisst es, (Ί5. 188}
ritten bei Seite (\or der Stadt Prenzlau}. Der Grossherzog wendete
Alles an, uni den Fürsten von der Misslichkeit seiner Lage zu überzeu-
gen, und äusserte zu verschiedenen Malen, wie man hören konnte: „Je
Vous donne ma parole d’honneür que Vous etes cerne par 100,000 hom-
mes“, und bezeichnete sehr lebhaft gestikulirend mit den Händen die
verschiedenen Gegenden, wo die ganze französische Armee stehen sollte:
„Voila le corps du marechal Lannes! — Voila le corps du marechal
Bernadotte! — Voila le corps du marechal Soull! et je nie trouve
ici avec — " mit wer weiss wie viel tausend Mann. Der Fürst ritt
zurück und besprach sich mit mehreren Generalen, kehrte dann, als die
Franzosen ungeduldig wurden, zum Grossherzog von Berg zurück; viele
Offiziere schlugen inzwischen allein und mit Kommandos den Weg nach
Löckenitz ein und entkamen glücklich nach Stettin. Es kamen nunmehr
die Bedingungen zur Sprache, als während der Unterredung dicht hinter
der Anhöhe, welche die Redenden hinter sich hatten, eine mächtige
Dampfkugel aufstieg. Man fragte sich, was das sei? worauf ein Fran-
zose rief: „Ah, voila le signal du marechal So ult, qui nous annonce,
qu il est arrive sur Volre chemin et qu’il Vous a coupe Votre retraite.“
Es war jene Dampfkugel nichts anderes als ein preussischer Pulverkasten,
der durch Zufall ohne bedeutenden Knall in die Luft geflogen war; der
Franzose war nur schlau genug gewesen, diess für seinen Vortheil zu
benutzen'·' u. s. w. — Wie man sich aber bei besserer Fassung immer-
hin, wenn auch mit grossem Verlust durchschlagen konnte, zeigte der
Prinz August, Bruder des bei S aal fei d gefallenen Ludwig Fer-
dinand. Er leistete, von seinem Adjutanten, dem später berühmt ge-
wordenen General Clausewitz unterstützt, mit den Trümmern eines
Grenadierbataillons nördlich von Prenzlau bei Ellingen den hartnäckigsten
Widerstand, schlug mehre Angriffe der feindlichen, 2000 Pferde starken
Reiterei ab und kapilulirte nicht eher, als bis seine 250 Leute meistens
erschossen, verwundet oder in die Sümpfe getrieben waren. Napoleon
XLIV. Jahrg, 2. Doppelheft. 15