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Nr. 8.

HEIDELBERGER

1851

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Stephens und Catherwood i lieber Central-Amerika«

(Fortsetzung.)
Nach einem abermaligen Aufenthalt in Ticul, wo Stephens an den
Fastnachts - Belustigungen Theil nahm, die in Stiergefechten , Pferderennen
und Bällen bestanden, wurde die Reise in südlicher Richtung von Nohcacab
fortgesetzt. Kaum waren sie einige Meilen von letzterem Ort entfernt,
so stiessen sie wieder auf die Ruinen alter Gebäude, und auf eine 10 Fuss
breite, aus Steinen aufgeführte alte Indianer-Strasse, Sacbey genannt,
die einst zwischen den Städten Uxmal und Kabah bestanden haben soll.
Auf dem Wege nach dem, mehrere Leguas entfernten Dorfe Bolonchen
befanden sich die Ueberreste von mehreren grossen Gebäuden, die mit
Sculpturen verziert waren, welche unter dem Namen der Städte Xampon
and Chunhuhn bekannt sind.
Von Bolonchen aus, wo man das Nachtquartier genommen, be-
suchte man am anderen Tag mit einem freundlichen Cura die in einem
grossen Walde verborgen liegenden Ruinen von Labphak. Unter den vie-
len Ueberresten alter Bauwerke zeichnete sich besonders ein grosses, auf
einer Anhöhe liegendes, aus weissen Steinen gebildetes pallastartiges Ge-
bäude aus, das mit Bäumen bewachsen war. Dreissig Indianer waren
den ganzen Tag über beschäftigt, die Bäume in der nächsten Umgebung
zu fällen und wegzuräumen. Nach Beendigung dieser Arbeit erblickte
man das prachtvolle Gebäude, welches aus drei, in Terrassen über ein-
ander stehenden Stockwerken aufgeführt ist. Nur das Erdgeschoss hat
viele, in kleine Gemächer führende Eingänge. Die beiden oberen Stock-
werke bestehen aus solidem Mauerwerk, und zu ihrer Plattform gelangt
man auf einer schönen breiten Treppe. An den beiden schmalen Seiten
des länglich viereckigen Gebäudes fand man mehrere grosse, in die Mauern
eingesetzte Steintafeln, in denen menschliche Figuren in Relief eingegra-
ben sind. Sie gleichen ganz denen in Palenque gefundenen, nur sind sie
weniger gut gezeichnet und ausgefülirt. Die Reisenden hatten die Ab-
sicht, hier mehrere Tage zu verweilen, um die alten Monumente genau
zu untersuchen. Sie richteten sich daher in einem Gemache ein, führten
einen kleinen Heerd auf und befestigten ihre Hängematten. Es trat aber
XLIV. Jahrg. 1. Doppelheft. 8
 
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