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114 Stephens und Catherwood: Ueber Central-Amerika.
bald heftiger Regen ein, und Catherwood bekam einen Anfall von kaltem
Fieber. Diess nöthigte die Arbeiten einzustellen und den Rückweg an-
zutreten. Das Ergebniss der Bemühungen beschränkte sich auf die Zeich-
nung des Grundplans und der Fagade des grossen Gebäudes, sowie auf
die Abbildung der Figuren einer Steintafel. Von Bolonchen gieng die
Reise nach dem erst seit wenigen Jahren angelegten Dorfe Iturbide, wel-
ches in der Nähe der Ruinen der alten Stadt Zibilnacac liegt. Man sieht
hier noch mehrere verfallene pyramidale Hügel, und die Ueberreste eines
154 Fuss langen und 27 Fuss breiten Gebäudes, an dessen inneren Wän-
den sich Spuren von Gemälden befinden. Die Steine dieser und anderer
Gebäude werden jetzt zur Aufführung neuer Häuser verwendet. In die-
sem Dorfe, welches sich an der Grenze des bewohnten Theils von Yu-
catan befindet, wurde die Reise in südlicher Richtung beendigt. Weiter
hin, bis zu dem unter dem 17. Grad n. Br. liegenden See Peten er-
streckt sich eine grosse Wildniss, in der sich nicht getaufte Indianer von
dem Stamme der Lacandones aufhalten sollen. In Iturbide herrschte eben-
falls die Sage, dass sich in den Gebirgen jenseits des Sees eine von
freien Indianern bewohnte Stadt befinden soll, die noch von keinem Eu-
ropäer besucht wurde, und in der die Indianer noch ganz in dem Zu-
stande leben sollen, wie zu den Zeiten vor der Entdeckung und Erobe-
rung Amerikas.
Von Iturbide schlugen die Reisenden ihren Weg in nordwestlicher
Richtung ein, um die alte Stadt Chichen - Itza zu besuchen. Sie kamen
durch Macroba, die freundliche Stadt Tekax und verweilten einige Tage
in Mani, wo noch die Ueberreste alter Gebäude vorhanden sind. In letz-
terer Stadt hielt sich die königliche Familie des Reichs Maya nach dem
grossen Aufstande der Caziken und nach der Zerstörung der Hauptstadt
Mayapan auf. Von hier aus unterwarf sich Tutul Xiu, der letzte Spröss-
ling des alten königlichen Hauses den Spaniern, unter Don Francisco
Montejo, und liess sich taufen. An diesem Orte befinden sich auch noch
die Ruinen eines grossen Hauses, welches der spanische Eroberer auffüh-
ren liess.
Am 7. März begab sich Stephens nach Peto, der Hauptstadt des
Departements gleichen Namens, wo er von dem Gefe politico, Don Pio
Perez, Fragmente eines alten, in der Maya - Sprache verfassten Documents
erhielt. Ueber Tachxin und Piste erreichte man am 11. März beim Son-
nen-Untergang die prachtvollen Ruinen der Stadt Chichen - Itza, deren
hohe Gebäude grosse Schatten über die Ebene warfen und einen wunder-
vollen Anblick darboten. Die Landstrasse führt zwischen den alten Bau-
 
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