DOI Heft:
Nr. 12
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.43433#0185
Nr. 12.
HEIDELBERGER
1851.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Stephens iin<l Catherwood t Ueher Central-Amerika.
(Schluss.)
Sehr beachtungswerth ist, dass Peter Martyr, Lopez de Gomara,
Ilerrera, Garcilasso de la Vega u. a. auch steinerner Kreuze gedenken,
die in Mexico, Yucatan, Peru und anderen Ländern gefunden waren.
Refer. erinnert ferner an die Figur eines Kreuzes auf einer grossen Stein-
tafel zu Palenque, sowie an ein grosses steinernes Kreuz, welches Pala-
cios zu Copan aufgerichtet sah. Spanische Geistliche haben daraus ge-
folgert, dass der christliche Cultus schon vor Entdeckung Amerikas durch
Columbus Eingang gefunden habe. Spuren christlicher Religions - Ge-
bräuche sind allerdings, wie auch Prescott bemerkt hat, in dem Cultus
der Azteken nicht zu verkennen. So war eine Art Taufe üblich, wenn
einem neugebornen Kinde der Name gegeben wurde, wobei der Kopf
und die Lippen des Kinds mit Wasser befeuchtet wurden, wie Bernardino
de Sahagun als Augenzeuge berichtet. Gleiches fand nach Herrera bei
den Bewohnern Yucatans statt. Ferner herrschte ein religiöser Gebrauch,
der an das christliche Abendmahl erinnert, es wurde nämlich die Figur
einer Schutzgottheit aus Maismehl mit Blut vermischt gebildet, welche von
den Priestern geweiht und unter das Volk vertheilt wurde, welches beim
Genuss desselben Zeichen von Demuth und Zerknirschung gab, wie Acosta
und Veytia angeben. Ferner waren Fasten , Büssungen und eine Art von
Beicht und Absolution eingeführt. Alles die,ss unterstützt die ausgespro-
chene Meinung, dass christliche Missionäre lange vor Columbus Amerika
besucht haben müssen.
Ueber die Geschichte Yucatans kurz vor und nach der spanischen
Eroberung fügt Refer. folgendes bei. Das Land war im Besitz vieler
Edelen oder Caziken, welche ihre Wohnsitze in eigenen Städten hatten.
Sie standen unter einem gemeinsamen Oberherrn oder König, der gegen
zwei Jahrhunderte seinen Sitz in der sehr bevölkerten Hauptstadt Maya-
pan hatte. Die Caziken waren als Vasallen verpflichtet, an den König
und die Priesterschaft Abgaben zu entrichten , welche in Landes-Erzeug-
nissen, Mais, Cacao, Gewürzen, wohlriechenden Harzen, Wild und Ge-
flügel, sowie in baumw’ollenen Zeugen bestanden. Sio waren ferner ver-
XL1V, Jahrg. 3. Doppelheft. 12
HEIDELBERGER
1851.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Stephens iin<l Catherwood t Ueher Central-Amerika.
(Schluss.)
Sehr beachtungswerth ist, dass Peter Martyr, Lopez de Gomara,
Ilerrera, Garcilasso de la Vega u. a. auch steinerner Kreuze gedenken,
die in Mexico, Yucatan, Peru und anderen Ländern gefunden waren.
Refer. erinnert ferner an die Figur eines Kreuzes auf einer grossen Stein-
tafel zu Palenque, sowie an ein grosses steinernes Kreuz, welches Pala-
cios zu Copan aufgerichtet sah. Spanische Geistliche haben daraus ge-
folgert, dass der christliche Cultus schon vor Entdeckung Amerikas durch
Columbus Eingang gefunden habe. Spuren christlicher Religions - Ge-
bräuche sind allerdings, wie auch Prescott bemerkt hat, in dem Cultus
der Azteken nicht zu verkennen. So war eine Art Taufe üblich, wenn
einem neugebornen Kinde der Name gegeben wurde, wobei der Kopf
und die Lippen des Kinds mit Wasser befeuchtet wurden, wie Bernardino
de Sahagun als Augenzeuge berichtet. Gleiches fand nach Herrera bei
den Bewohnern Yucatans statt. Ferner herrschte ein religiöser Gebrauch,
der an das christliche Abendmahl erinnert, es wurde nämlich die Figur
einer Schutzgottheit aus Maismehl mit Blut vermischt gebildet, welche von
den Priestern geweiht und unter das Volk vertheilt wurde, welches beim
Genuss desselben Zeichen von Demuth und Zerknirschung gab, wie Acosta
und Veytia angeben. Ferner waren Fasten , Büssungen und eine Art von
Beicht und Absolution eingeführt. Alles die,ss unterstützt die ausgespro-
chene Meinung, dass christliche Missionäre lange vor Columbus Amerika
besucht haben müssen.
Ueber die Geschichte Yucatans kurz vor und nach der spanischen
Eroberung fügt Refer. folgendes bei. Das Land war im Besitz vieler
Edelen oder Caziken, welche ihre Wohnsitze in eigenen Städten hatten.
Sie standen unter einem gemeinsamen Oberherrn oder König, der gegen
zwei Jahrhunderte seinen Sitz in der sehr bevölkerten Hauptstadt Maya-
pan hatte. Die Caziken waren als Vasallen verpflichtet, an den König
und die Priesterschaft Abgaben zu entrichten , welche in Landes-Erzeug-
nissen, Mais, Cacao, Gewürzen, wohlriechenden Harzen, Wild und Ge-
flügel, sowie in baumw’ollenen Zeugen bestanden. Sio waren ferner ver-
XL1V, Jahrg. 3. Doppelheft. 12