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Nr. 3.

HEIDELBERGER

1851.

JAHRBÜCHER


LITERATUR.

Gerfiacii sasatl JBäwfioi’ca : €JeeeIaic2aie uea* Λ»&3Μ·2ΐί·«

(Fortsetzung.)
Historiker, Juristen, Philologen und selbst Gottesgelehrte nahmen hier
und da für und dawider Partei; Niebuhr selbst, durch den Gang seines äus-
sern Lebens nach der ewigen Stadt geführt und heimgekehrt in Folge des ei-
genen Wunsches dem unmittelbaren Lehrberuf zu Bonn bestimmt, widmete
durch Wort und Schrift seine noch frische Manneskraft dem völligen Ausbau
des Werks als eigentlicher Lebensaufgabe. Dennoch blieb es in Folge
ungünstiger Umstände ein Torso, doch hinlänglich, um trotz einzelner
Aenderungen die Grundansichten des schaffenden Meisters für immer
festzustellen. Manches mochte dabei auf kühnen Mulhmassungen, unsichern
Schlüssen ruhen, das Wesentliche aber in Betreff der Plebs, des Acker-
gesetzes und anderer Fundamentalsätze des politischen Lebens der Römer
duldete keine erhebliche Einrede, keine belangreiche Blösse zum Angriff.
Das Missgeschick aber lag in dem Fragmentarischen und hier und
da unzeitigenPikanten, z. B. gegenüber dem angeblichen Ep os, Lücken,
welche weder die nach dem Tode des Verfassers bekannt gemachten
Vorlesungen, noch die zahlreichen Reihen der Nachahmer, beru-
fener wie unberufener, völlig auszufüllen vermochten. Hatte Niebuhr
bisweilen zur Unzeit kritisch negirt, so war er doch auch im Stande ge-
wesen, wiederum meistens kritisch zu schaffen; die Fluth der Kopisten
aber, wenn auch nicht sowohl in geschlossenen grossem Schriften als in
fliegenden Blättern und Lehrvorträgen sichtbar, erfreute sich einer rein
destructiven Betrachtungsweise ohne Fähigkeit der Reproduction; sie
fand in übertreibendem Maasse Mythen und Fabclwerk, symbolisch-alle-
gorische Auslegung statt factischer, wenn auch entstellter (jdealisirter)
Verhältnisse und Persönlichkeiten; wirkliche Kriegergestalten, wie Co-
riolanus, Codes, Μ. Scaevola u. s. w. schrumpften hierin ossian-
sche Nebelfiguren zusammen; „das Leben ist ein Traum“, hiess es da.
Der Unterzeichnete hat es selber gewagt, in seiner Römischen Geschichte
Mark und Bein der von der Hyperkritik begrabenen oder in Dunst auf-
gelösten Helden zu geben, jedoch dafür keine Zustimmung gefunden. Ganz
natürlich; die romantische Mythik, selbst auf den Stifter des Christen"
XLIV. Jahrg. 1, Doppelheft. 3
 
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