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112 Stephens und Catherwood: Ueber Central-Amerika.
mächer. Oberhalb jedes Einganges befindet sich eine reiche Verzierung
in Stucco, in der man das Bild der Sonne mit ihren Strahlen erkannte.
Nordöstlich von dem Hügel, auf welchem das Gebäude mit den
colossalen Figuren steht, in einer Entfernung von ohngefähr 150 Yards,
liegt auf einer Terrasse ein anderes sehr verfallenes, ganz mit Bäumen
bedecktes Gebäude, welches nur wenige Ueberbleibsel von verzierten
Sculpturcn zeigte. Und noch weiter entfernt in derselben Richtung stiess
man auf ein wahrhaft prachtvolles Gebäude, von dem eine grosse Abbil-
dung gegeben ist. Es steht auf einer sehr hoben, 400 Fuss langen und
150 Fuss breiten Terrasse, die ganz mit Bauwerken bedeckt ist. Die
Faijade des pallastartigen Gebäudes hat eine Länge von 282 Fuss. Es
besteht aus drei, im Styl verschiedenen Theilen, die vielleicht auch zu
verschiedenen Zeiten aufgeführt wurden. Die ganze lange Fa^ade ist vom
Grund aus mit den reichsten und schönsten Sculpturen verziert, zwischen
denen sich in die Mauer eingelassene kleine Säulen befinden. Auf diesen
ruht ein hohes vorstehendes Karniess mit den verschiedensten Figuren ge-
schmückt. Am linken Ende des Hauptgebäudes, gerade an der vorsprin-
genden Ecke, erblickte man den weit geöffneten Rachen eines Alligators
oder eines anderen Ungeheuers, in dem der Kopf eines Menschen zu se-
hen ist. Längs der ganzen Fronte befinden sich sehr viele Eingänge zu
Gemächern. Auf diesem Gebäude steht wie auf einer Terrasse noch ein
zweites kleineres, welches viele kleine Gemächer enthält.
Nachdem unsere Reisenden mehrere Tage auf die Untersuchung und
Abbildung der Ruinen zu Labnah verwendet hatten, begaben sie sich nach
dem drei Leguas entfernten Rancho Kewick, in dessen Nähe mehrere in
Ruinen liegende Gebäude gefunden wurden, von denen Beschreibungen
und Abbildungen gegeben sind. Dann giengen sie nach Xul, wo sie von
dem alten Cura, einem gebornen Spanier, gastfreundlich aufgenommen
wurden. Dicht neben seiner Wohnung stand einst ein pyramidaler Hügel,
welchen der Geistliche hatte abtragen lassen, um die Steine zum Auf-
bauen seines Hauses, der Kirche und einer grossen Cisterne zu verwen-
den. In die Mauern waren viele alte Steine mit Sculpturen eingesetzt,
zum Andenken, dass hier einst eine alte Indianer - Stadt gestan-
den halte.

(Fortsetzung folgt.)
 
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