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Stephens und Catherwood: Ueber Central-Amerika.

Kalah Schergat gegebenen Beschreibungen sind grosse Aelinlichkeiten
zwischen den alten assyrischen und amerikanischen Bauwerken nicht zu
verkennen. So besteht die Hauptruine in Schergat aus einer sehr gros-
sen Erhöhung, auf der eine Pyramide aufgeführt war, welche von Er-
höhungen umgeben wird, auf denen, nach dem darüber zerstreut liegen-
den Schutt zu schliessen, kleinere Gebäude in einem Viereck standen.
Mach den früheren von Ainsworth gemachten Ausmessungen hatte die
Haupt-Erhöhung einen Umfang von 14,000 Fuss. Ein Theil derselben
scheint natürlich zu sein, und auf die natürliche Erhebung sind Lagen
von an der Sonne getrockneten Lehmsteinen, dem gewöhnlichen Bauma-
terial dieser Gegenden, gebracht worden, um eine grössere Erhöhung zu
Stande zu bringen, welche dann die Grundlage für die darauf errichteten
Gebäude, die Pyramide, die Tempel und Paliäste bildete. Nach Layard’s
Untersuchungen scheinen die alten Assyrer stets bei der Anlage eines
grossen Gebäudes zuerst als Fundament eine erhöhte Fläche geschaffen zu
haben, die sich oft 40—50 Fuss über den Boden erhob, und auf die-
ser erst wurden die Gebäude aufgeführt.*) Darin kommen offenbar die
alten Bauwerke der Länder Central - Amerikas, namentlich zu Palenque,
Copan, Uxmal u. a., mit den assyrischen Bauwerken überein. Noch in
vielen anderen Punkten zeigen sich zwischen beiden grosse Aelinlichkeiten.
Die alten amerikanischen Palläste bestehen wie die assyrischen meistens
nur aus einem Stockwerk, vor dem sich ein Corridor befindet, von dem
aus die Thür-Oeffnungen gleich in die Gemächer führen. Jene haben
ferner ebenso wenig wie die alten assyrischen Gebäude Fenster - Oeffnun-
gen, Luft und Licht hatte daher in beiden nur durch die grossen Thü-
ren Zugang. Die Decken der Gemächer sind nicht aus bogenförmig ge-
sprengten Gewölben gebildet, sondern sie bestehen aus auf einander ge-
legten vortretenden Steinplatten. Sowohl in den alten amerikanischen, als
assyrischen Gebäuden kommen höchst selten Säulen vor, und diese haben
meistens weder Sockel noch Capitäler, und gleichen nur rohen Pfeilern.
Ausserdem sind sich die Bauwerke auch darin ähnlich, dass sie sowohl
äusserlich, als die Wände der Gemächer selbst mit senkrecht aufgerichteten
grossen Steinplatten, oder mit Stucco verkleidet waren, auf denen mensch-
liche und Thier - Figuren abgebildet sind. Die menschlichen Figuren an den
amerikanischen und assyrischen Bauwerken übertreffen in der Correclheit der
Zeichnung und in der Genauigkeit der Verhältnisse bei weitem die ägyp-
tischen. Sehr beachtungswerth ist endlich, dass die allen Gebäude Cen-
tral-Amerikas, äusserlich, wie Stephens wahrgenommen hat, mit ver-
schiedenen Farben bemalt waren, und Spuren von Farben hat auch Layard
an den assyrischen Gebäuden deutlich erkannt.

*) Vergl. diese Jahrb. 1850 Nr. 6 p. 81.
QForlselzMng folgt in Nr. 11.)
 
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