174 Stephens und Catherwood: Ueber Central-Amerika.
Grossartigkeit der Architektur, in dem Reichthum und der Schönheit der
Sculpturen bei weitem alle alten Bauwerke Mexicos. Auch die Hiero-
glyphen sind viel besser und sorgsamer ausgeführt, als an irgend einem
alten mexicanischen Gebäude. Demnach müssen sie als die Werke eines
älteren und nicht toltekischen Volks angesehen werden. Die Tolteken,
welche in Folge von wiederholtem Misswachs, Seuchen, Aufruhrundun-
glücklich geführten Kriegen Anahuac gegen die Mitte des zehnten Jahr-
hunderts verliessen, und in Guatemala und Nicaragua eindrangen, wo sie
neue Reiche gründeten, scheinen nie nach Yucatan gekommen zu sein,
denn die Maya - Sprache, welche jetzt noch auf der Halbinsel die herr-
schende ist, enthält keine mexicanischen Worte. An die Stelle der Tol-
teken rückten in Anahuac rohe, von der Jagd lebende Völker, die Cul-
huas, Chichimeken, Acolhuas und Azteken. Die Herrschaft der letzteren,
welche im Jahr 1324 die Stadt Mexico gründeten, erstreckte sich aber
nicht nach Yucatan.
Zwischen den schon früh zu einem gewissen Grade der Civilisation
gelangten alten Völkern Mittel - Amerikas, den Tolteken und Mayas, ob-
gleich sie nach den Sprachen zu schliessen eine ganz verschiedene Ab-
stammung halten, scheint lange vor Ankunft der Spanier ein Verkehr
bestanden zu haben, und sie mögen wechselseilig von einander Sitten
und Gebräuche angenommen haben. Dafür lässt sieh die Aehnlichkeit
anführen, welche zwischen den Mayas und Tolteken nach Herrera {Histor.
gener. Dec. 4 Lib. 10 Cap. 14} und Cogolludo {Hist, de Yucatan Lib. 4
Cap. 5} in der Zeitrechnung, den religiösen Gebräuchen, den Künsten
und sonstigen Einrichtungen obwaltete. Nach einem von Stephens mit-
getheilten alten Manuscript über die Zeitrechnung in Yucatan war der
Maya - Calender dem der Mexicaner ähnlich, und wich von diesem nur
in einigen Einzelnheiten ab. Das Jahr wurde in 18 Monate von 20 Ta-
gen eingetheilt, und hatte 5 Einschallungs - Tage, welche auf den 13.
bis 17. Juli fielen und als eine unglückliche Zeit angesehen wurden.
Einige astronomische Symbole und vier bieroglyphische Zeichen der Tage
waren mit denen der Mexicaner identisch. Der Tag scheint in 8 Zeit-
räume getheilt gewesen zu sein. Ausserdem hatte man Cyklen von 20
und 52 Jahren. Die Religion der Mayas war, wie auch ursprünglich bei
den Tolteken, Sternen - Dienst, vorzüglich wurde die Sonne verehrt. Der
Götzendienst der Azteken hingegen, welcher der Schamanischen Religion
verwandt ist, scheint in Yucatan niemals Eingang gefunden zu haben,
denn man hat bisher nirgends, weder in den Tempeln, noch in ihrer
Nähe , solche scheussliche steinerne Götzenbilder wie in Mexico entdeckt.
Grossartigkeit der Architektur, in dem Reichthum und der Schönheit der
Sculpturen bei weitem alle alten Bauwerke Mexicos. Auch die Hiero-
glyphen sind viel besser und sorgsamer ausgeführt, als an irgend einem
alten mexicanischen Gebäude. Demnach müssen sie als die Werke eines
älteren und nicht toltekischen Volks angesehen werden. Die Tolteken,
welche in Folge von wiederholtem Misswachs, Seuchen, Aufruhrundun-
glücklich geführten Kriegen Anahuac gegen die Mitte des zehnten Jahr-
hunderts verliessen, und in Guatemala und Nicaragua eindrangen, wo sie
neue Reiche gründeten, scheinen nie nach Yucatan gekommen zu sein,
denn die Maya - Sprache, welche jetzt noch auf der Halbinsel die herr-
schende ist, enthält keine mexicanischen Worte. An die Stelle der Tol-
teken rückten in Anahuac rohe, von der Jagd lebende Völker, die Cul-
huas, Chichimeken, Acolhuas und Azteken. Die Herrschaft der letzteren,
welche im Jahr 1324 die Stadt Mexico gründeten, erstreckte sich aber
nicht nach Yucatan.
Zwischen den schon früh zu einem gewissen Grade der Civilisation
gelangten alten Völkern Mittel - Amerikas, den Tolteken und Mayas, ob-
gleich sie nach den Sprachen zu schliessen eine ganz verschiedene Ab-
stammung halten, scheint lange vor Ankunft der Spanier ein Verkehr
bestanden zu haben, und sie mögen wechselseilig von einander Sitten
und Gebräuche angenommen haben. Dafür lässt sieh die Aehnlichkeit
anführen, welche zwischen den Mayas und Tolteken nach Herrera {Histor.
gener. Dec. 4 Lib. 10 Cap. 14} und Cogolludo {Hist, de Yucatan Lib. 4
Cap. 5} in der Zeitrechnung, den religiösen Gebräuchen, den Künsten
und sonstigen Einrichtungen obwaltete. Nach einem von Stephens mit-
getheilten alten Manuscript über die Zeitrechnung in Yucatan war der
Maya - Calender dem der Mexicaner ähnlich, und wich von diesem nur
in einigen Einzelnheiten ab. Das Jahr wurde in 18 Monate von 20 Ta-
gen eingetheilt, und hatte 5 Einschallungs - Tage, welche auf den 13.
bis 17. Juli fielen und als eine unglückliche Zeit angesehen wurden.
Einige astronomische Symbole und vier bieroglyphische Zeichen der Tage
waren mit denen der Mexicaner identisch. Der Tag scheint in 8 Zeit-
räume getheilt gewesen zu sein. Ausserdem hatte man Cyklen von 20
und 52 Jahren. Die Religion der Mayas war, wie auch ursprünglich bei
den Tolteken, Sternen - Dienst, vorzüglich wurde die Sonne verehrt. Der
Götzendienst der Azteken hingegen, welcher der Schamanischen Religion
verwandt ist, scheint in Yucatan niemals Eingang gefunden zu haben,
denn man hat bisher nirgends, weder in den Tempeln, noch in ihrer
Nähe , solche scheussliche steinerne Götzenbilder wie in Mexico entdeckt.