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Nr. 53. HEIDELBERGER 1851.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Die Kirche in ihren Liedern durch alle Jahrhunderte. Von Johann
Friedrich Heinrich Schlosser. Erster Band. Mit einem
radirten Blatt nach Eduard Steinle. Mainz. Verlag von Kirchheim
und Schott. 1851. 438 S. in gr. 8.
Wenn auch die gesammte christliche Kunst aus dem Kultus hervor-
gegangen ist und fortwährend dort den sichersten Grund und die höchste
Weihe eines gedeihlichen und würdigen Lebens zu suchen hat, so ist
doch Poesie und Gesang die älteste und allgemeinste Begleiterin des christ-
lichen Kultus. Ehe noch die christlichen Basiliken sich erhoben, ehe noch
die Malerei und Plastik die heilige Geschichte in Bildern darstellte, er-
tönten in den Versammlungen der Christen Psalmen und Hymnen. Welche
Fülle von tiefen Gedanken, von innigen Empfindungen, von schöpferischer
Phantasie quillt in diesem reichen Strome von Liedern, der durch so
viele Jahrhunderte und durch so viele Völker sich bis jetzt ergossen hat.
Darunter nehmen für uns die Hymnen frühester Jahrhunderte der abend-
ländischen Kirche, wie derZeit so dem Werthe nach, die erste Stelle ein.
Die grossartige Einfacheit, die Wahrheit der Empfindung, der dogmatische
Vollgehalt des lateinischen Kirchenliedes werden diese ehrwürdigen Denk-
mäler des christlichen Alterthums für jeden Bekenner des Christenthums,
so wie für jeden unbefangenen und tiefer eindringenden Freund der Poesie
und Literatur stets als einen Gegenstand des höchsten Interesse darstellen.
Der grösste Theil jener Hymnen bildete während eines Jahrtausend und
länger einen Haupttheil der Liturgie der gesummten abendländischen Kirche;
sie ertönten in einträchtigem, alle Nationen umfassenden Chore während
einer so langen Reihe von Jahrhunderten in den Basiliken und Domen der
Christenheit, ohne jedoch das nationelle Kirchenlied in den Landesspra-
chen feindselig auszuschliessen, wie die deutschen Kirchenlieder aus der
Zeit vor der Kirchentrennung beweisen (s. Hoffmann Geschichte des
deutschen Kirchenliedes bis auf Luthers Zeit. Breslau 1832}. Aber auch
nach der Kirchentrennung wurden lange Zeit hindurch noch einzelne je-
ner lateinischen Kirchengesänge aus dem früher gemeinsamen Schatze fort-
während in den protestantischen Kirchen gesungen, worüber Daniel an
mehreren Stellen des Thesaurus hymnologicus die Nachweisungen gibt (Toni.
II. p. 60. 99.274. 295.}; andere wurden in das Deutsche übersetzt und
gingen in dieser Form in den protestantischen Kirchengesang über. In
XLIY, Jahrg. 6. Doppelheft. 53
 
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