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Kurze Anzeigen,

gestützte Vorstellung und einen richtigen Begriff von dem Leben der Griechen
und Römer, und damit von der alten Welt selbst zu geben. Der Verf. nimmt
seinen Ausgang von dem Lande und dessen Beschaffenheit, er schrei-
tet dann weiter zu den Bewohnern, ihrer Körperbildung, ihrer Kleidung,
ihren Wohnungen, ihren Beschäftigungen u. dgl. und stellt das gesammte häus-
liche Leben bis zum Tod und zur Bestattung dar; eben so wird das öffentliche
Leben, der Staat mit Allem, was dazu gehört, geschildert, ebenso auch die ganze
Staatsverwaltung, die Rechtspflege, das Kriegswesen u. s. w., desgleichen der
Cultus und die Religion; Kunst und Wissenschaft, die hier in möglichst gedräng-
ten Abrissen vorgeführt werden, machen den Schluss des nach allen Seiten hin
ausgeführten Bildes. Auf einzelne Citate aus den Schriftstellern des Alterthums
konnte der Verfasser, der, wie schon bemerkt, nicht für Philologen, sondern
für einen weiteren gebildeten Leserkreis schrieb, sich nicht einlassen; aber er
hat überall in den Noten Nachweisungen aus solchen Werken gegeben, in wel-
chen Jeder, der über diesen Gegenstand sich weiter zu belehren wünscht, diese
Belehrung in umfassender Weise zu finden vermag. Auf diese Art sind die
grossen Schwierigkeiten, welche einem derartigen Unternehmen sich entgegen-
stellen, glücklich überwunden und ist ein Werk zuStand gekommen, dem man
recht viele Leser wünschen kann, damit auch in weiteren Kreisen richtige Be-
griffe und Anschauungen über die Völker des Alterthums, denen wir unsere
ganze Bildung verdanken, verbreitet und manche Vorurtheile, wie sie selbst jetzt
noch hier und dort verlauten, beseitigt w’erden.
Der neunte Band erscheint als die erste Abtheilung des christlichen
Europa’s, und befasst das christliche Westeuropa oder die germa-
nisch-romanischen Völker. Der Verfasser beginnt mit Deutschland; ge-
wiss mit vollem Rechte erscheint es ihm als das Herz von Europa, als das Land,
das im Mittelpunkte der Betrachtung der westeuropäischen Culturgeschichte steht.
Eben desshalb war es aber auch nöthig, auf die früheren, d. h. vorchristlichen
Zustände dieses Landes einen Blick zu werfen und eine Darstellung der Ger-
manen zu geben, wie sie in den ersten Zeiten ihres Auftretens in der Geschichte,
im Kampfe mit den Römern zunächst und vor ihrer Bekehrung zum Christen-
thum sich darstellen. Dieser Darstellung der alten germanischen Welt sind die
ersten achtzig Seiten dieses Bandes gewidmet; sie geben eine gedrängte und
durchaus befriedigende Uebersicht von dem Leben unserer Vorfahren, ihrer Kör-
perbildung, ihren Wohnstätten, ihren Beschäftigungen, ihrer ganzen Lebensweise,
ebensowohl im häuslichen Kreise mit Allem dem, was dazu gehört, wie in Bezug
auf das öffentliche Leben, also den Staat, das Kriegswesen und die Religion.
Der Verf. steht hier auf einem Felde, das ihm selbst gründlichen Anbau ver-
dankt, das von ihm selbst im Einzelnen vielfach durchforscht worden ist; hier
werden natürlich nur die Resultate dieser Forschungen mitgelheilt. Mit S. 83
wendet sich der Verf. zu denjenigen Erscheinungen, welche das christliche
Westeuropa ziemlich gemeinsam bietet. Er geht hier nemlich von dem aller-
dings richtigen Satz aus, dass die Bewohner dieses Welttheiles, sämmtliche
romanisch-germanische Völker, erst durch das Eindringen des römischen Wesens
in die celtischen wie in die germanischen Völker, dann aber durch das germa-
nische Element, welches die celtische und die römische Cultur durchdrang, einen
gewissen gleichförmigen Charakter annehmen, der sich in Sitten und Einrich-
 
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