Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 43.

HEIDELBERGER

1852.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Carusi Denkschrift awf GSthe.
(Schluss.)
Auch der Verstand hat in der praktischen Unmittelbarkeit seine Be-
ziehung zu diesen Objecten, und ein vernünftiges Element wird darum
auch den Mongolen nicht streitig gemacht werden können, da über-
haupt alle sogenannten Vermögen des Geistes nicht, wie die Carricatur
einer zu weit getriebenen Phrenologie will, ein blosses Aggregat von ge-
trennten Geistesstücken, deren Facit oder Summe den Geist ausmacht,
sondern nur verschiedene Beziehungen oder Richtungen eines und dessel-
ben Geistes in seiner Thätigkeit nach Innen und Aussen sind. So er-
scheint uns der Verstand als Uebergang von der Sinnlichkeit zur Ver-
nunft, wie der Reflexionsbegriff als Zusammenfassung der sinnlichen Vor-
stellungen den Uebergang von dem sinnlichen Eindrücke der Vorstellung
zu der rein geistigen Anschauung der Idee bildet. Darum herrscht im
Neger das sinnliche, im Mongolen das verständige, im Kaukasen
das verhünftige Element vor, und selbst Sinnlichkeit und Verstand haben
auch beim Kaukasen eine höhere Bedeutung und in vielfacher Hin-
sicht eine höhere Entwicklung, weil ihre Stellung stets eine vernünf-
tige ist, während zwar, wie in dem Menschen an sich, auch in dem
Neger und Mongolen ein vernünftiges Element, aber bei dem ersten
der Sinnlichkeit, bei dem letztem dem Verstände untergeordnet, vor-
handen ist. Der von dem Hrn Verf. als Charakteristisches des Kau-
kasen angeführte Schönheitssinn erscheint unter solcher Auffas-
sung nur als eine der verschiedenen Hauptrichtungen oder Hauptbe-
ziehungen der Vernunft oder der höchsten Erkenntniss der Idee, welche
den Kaukasen von dem Neger und Mongolen vorzugsweise un-
terscheidet. Dagegen möchten wir die Vorliebe der Chinesen zu den
Klumpfüssen der Frauen höheren Standes keineswegs mit dem Hrn. Verf.
(S. 70} als einen Beleg der untergeordneten Stellung des mongoli-
schen Stammes betrachten, da dieses vielmehr gerade, weil es sich bei
den böhern Ständen zeigt, eine Modekrankheit ist, die so gut bei den
Kaukasen, nur in andern Formen, wahrgenommen wird. Wir machen auf
die Sitte des Schnürens, des Schminkens der Frauen, auf das Zopfwesen
aufmerksam, das zwar im natürlichen Sinne aufgehört hat, aber im figür-
lichen schwerlich ausstirbt. ·
XLV. Jahrg. 5, Doppelheft.

43
 
Annotationen