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Hammer: Literaturgeschichte der Araber.
teralur besondrer Pflege sich erfreute, welche in ihrer Art ausgezeichnete
Gesetzbücher, wie das Molteka und andre erzeugte. Zu den bedeu-
tenderen Werken der letzten Periode gehören nur noch einige ency-
klopädische und bibliographische, sowie Commentare älterer berühmter
Schriftsteller.
Auf die Einleitung in die arabische Literaturgeschichte folgt im ersten
Bande eine Uebersicht der Quellen derselben, aus der wir sehen, wie viele
Schätze noch gehoben werden müssen, ehe wir das Material zu einer voll-
ständigen Literaturgeschichte zusammenbringen. Dann folgt eine kurze
Einleitung in die Zeit vor Mohammed, nebst einer Uebersicht über die
arabischen Stämme. Die eigentliche Literaturgeschichte wird mit dem wei-
sen Lokman eröffnet, von dem wir freilich gar keine historische Kunde
haben und nur wissen, was Mohammed und einige spätere Traditionskun-
digen über ihn berichten. Da diese ihn zum Zeitgenossen David’s machen,
so hat der nüchterne Kritiker schon einen Maassstab für die Glaubwür-
digkeit ihrer Berichte, und es gehört mehr als kindlicher Glaube dazu, um
die sogenannten Fabeln Lokman’s für ein wirkliches Produkt dieses Weisen
zu halten. II. v. II. äussert sich hierüber (jS. 36}: „Die Identität der
Fabeln, welche dem Lokman zugeschrieben werden, mit einigen unter dem
Namen Aisops, d. i. des Aethiopiers, bekannten, hat europäische Kunstrich-
ter zu dem ungegründeten Urtheile veranlasst, dass die Arabischen eine
Uebersetzung der Griechischen, während wohl das Umgekehrte das Rich-
tige, denn Lokman der Aethiopier lebte längst in den Sagen der Araber
und denen des Korans, ehe die Araber mit der griechischen Literatur be-
kannt geworden.“ Nun ist es sehr wahr, dass der Name Lokman’s bei
den Arabern älter ist als ihre Bekanntschaft mit der griechischen Litera-
tur, dass aber die seinen Namen führenden Fabeln alt sind, wird nicht
bewiesen werden können, denn sie werden in keiner altern arabischen
Literaturgeschichte erwähnt, gelten auch heute noch im Orient keines-
wegs für ein älteres Produkt, und der selige de Sacy hat schon längst so-
wohl ihres Inhaltes als ihrer Form willen sie für ein ausländisches Erzeug-
uiss erklärt, das irgend ein Uebersetzer oder Bearbeiter durch den Namen
Lokman bei den Arabern einzuschmuggeln versuchte.
Aehnliche Bemerkungen liessen sich an die Verse knüpfen, welche
den älteren Königen von Jemen und Hira zugeschrieben werden, die zwar
der Verf. selbst ihnen nicht mit Bestimmtheit zuschreibt, aber doch auch
nicht entschieden genug als unächt verwirft; indessen, weit entfernt ihn zu
tadeln, freuen wir uns, dass er hier das was unter den Arabern über diese
königlichen Dichter sowohl als über einige ältere Weisen, Wahrsager und
Hammer: Literaturgeschichte der Araber.
teralur besondrer Pflege sich erfreute, welche in ihrer Art ausgezeichnete
Gesetzbücher, wie das Molteka und andre erzeugte. Zu den bedeu-
tenderen Werken der letzten Periode gehören nur noch einige ency-
klopädische und bibliographische, sowie Commentare älterer berühmter
Schriftsteller.
Auf die Einleitung in die arabische Literaturgeschichte folgt im ersten
Bande eine Uebersicht der Quellen derselben, aus der wir sehen, wie viele
Schätze noch gehoben werden müssen, ehe wir das Material zu einer voll-
ständigen Literaturgeschichte zusammenbringen. Dann folgt eine kurze
Einleitung in die Zeit vor Mohammed, nebst einer Uebersicht über die
arabischen Stämme. Die eigentliche Literaturgeschichte wird mit dem wei-
sen Lokman eröffnet, von dem wir freilich gar keine historische Kunde
haben und nur wissen, was Mohammed und einige spätere Traditionskun-
digen über ihn berichten. Da diese ihn zum Zeitgenossen David’s machen,
so hat der nüchterne Kritiker schon einen Maassstab für die Glaubwür-
digkeit ihrer Berichte, und es gehört mehr als kindlicher Glaube dazu, um
die sogenannten Fabeln Lokman’s für ein wirkliches Produkt dieses Weisen
zu halten. II. v. II. äussert sich hierüber (jS. 36}: „Die Identität der
Fabeln, welche dem Lokman zugeschrieben werden, mit einigen unter dem
Namen Aisops, d. i. des Aethiopiers, bekannten, hat europäische Kunstrich-
ter zu dem ungegründeten Urtheile veranlasst, dass die Arabischen eine
Uebersetzung der Griechischen, während wohl das Umgekehrte das Rich-
tige, denn Lokman der Aethiopier lebte längst in den Sagen der Araber
und denen des Korans, ehe die Araber mit der griechischen Literatur be-
kannt geworden.“ Nun ist es sehr wahr, dass der Name Lokman’s bei
den Arabern älter ist als ihre Bekanntschaft mit der griechischen Litera-
tur, dass aber die seinen Namen führenden Fabeln alt sind, wird nicht
bewiesen werden können, denn sie werden in keiner altern arabischen
Literaturgeschichte erwähnt, gelten auch heute noch im Orient keines-
wegs für ein älteres Produkt, und der selige de Sacy hat schon längst so-
wohl ihres Inhaltes als ihrer Form willen sie für ein ausländisches Erzeug-
uiss erklärt, das irgend ein Uebersetzer oder Bearbeiter durch den Namen
Lokman bei den Arabern einzuschmuggeln versuchte.
Aehnliche Bemerkungen liessen sich an die Verse knüpfen, welche
den älteren Königen von Jemen und Hira zugeschrieben werden, die zwar
der Verf. selbst ihnen nicht mit Bestimmtheit zuschreibt, aber doch auch
nicht entschieden genug als unächt verwirft; indessen, weit entfernt ihn zu
tadeln, freuen wir uns, dass er hier das was unter den Arabern über diese
königlichen Dichter sowohl als über einige ältere Weisen, Wahrsager und