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Heffler: Geschichte der lateinischen Sprache.
sehen Sprachen aufführt, die doch einen eigenen Stamm ausmachen. -—
Aber auch sonst geräth der Verf. mit jenem Satze in den auffallendsten
Widerspruch. Das Lateinische wird bekanntlich als ein Italischer Dialect
neben dem Oskischen und Umbrischen, und zwar diesen völlig gleich be-
rechtigt gefasst, es bildet mit diesen zusammen den Italischen Zweig des
Indogermanischen Stammes, der ebenso koordinirt zu dem Griechischen
steht, wie zu dem Germanischen, Indischen u. s. w. Die genannten Ita-
lischen Dialecte verhalten sich zu einander, wie die Dialecte des Germa-
nischen oder Griechischen. Nach der Ansicht des Ilrn. Prof. Ileffter ist
das Lateinische zwar eine Schwester des Griechischen, aber eine Tochter
des Altgriechischen, indem es aus dem Pelasgischen hervorgegangen ist.
Die übrigen Italischen Dialecte sind dagegen wahrscheinlich celtische Spra-
chen (S. 3. 16}, „die Reste derselben sind zu karg und zu gering, als
dass daraus irgend wie bedeutende Resultate gewonnen werden könnten.“
(S. 16. 53}. „Die Italischen Dialecte haben sich eines sehr niederen
Standes zu erfreuen, sind arm an Wörtern und Wortformen, hart zum
aussprechen, bekunden wohl einige, aber doch ziemlich entfernte Ver-
wandtschaft mit dem Griechischen und stehen daher dem lateinischen Idiom
ziemlich fremd“ (S. 16}. „Es lässt sich davon ein irgend nur voll-
ständiges Bild nicht entwerfen“ (S. 53}. „Es sind neuerdings die gröss-
ten Anstrengungen, namentlich von deutschen Gelehrten, in der Art ge-
macht, aber mit welchem geringen Erfolge!“ — So urtheilt Hr. Prof.
Ileffter von dem Oskischen und Umbrischen. Die Forschungen von Las-
sen, Aufrecht, Kirchhoff, Mommsen existiren für ihn nicht.
Wie er sich die Entstehung der lateinischen Sprache denkt, mag
aus Folgendem hervorgehen. „Aus der Durchdringung verschiedener Stämme,
wie der Pelasger, Aboriginer, Sikuler schuf die Vorsehung in den Lati-
nern ein Volk... Und mit dem Volke bildete sich das Nationalgut des-
selben aus gleichen Elementen, die Sprache herauf.“ „Die Aboriginer,
mit denen die Pelasger zusammenschmolzen (Seite 45}, und wahrschein-
lich auch die später hinzukommenden Sikuler sind eine celtische Nation“,
die Pelasger dagegen sind das Schwestervolk der Hellenen, welches aus
Epirus eingewandert ist. „Das pelasgisch - griechische Element dagegen
wird als das höher stehende die Grundlage, den eigentlichen Kern gebil-
det, und das Fremde nur unter angemessener Umwandelung der Formen
der Wörter in sich, in ihren bereits fest gebildeten und bestehenden Or-
ganismus aufgenommen haben“ (S. 45}.
So begegnen wir hier ganz der alten Ansicht von der Entstehung
des Lateinischen aus dem Griechischen, und einem nicht griechischen Eie-
Heffler: Geschichte der lateinischen Sprache.
sehen Sprachen aufführt, die doch einen eigenen Stamm ausmachen. -—
Aber auch sonst geräth der Verf. mit jenem Satze in den auffallendsten
Widerspruch. Das Lateinische wird bekanntlich als ein Italischer Dialect
neben dem Oskischen und Umbrischen, und zwar diesen völlig gleich be-
rechtigt gefasst, es bildet mit diesen zusammen den Italischen Zweig des
Indogermanischen Stammes, der ebenso koordinirt zu dem Griechischen
steht, wie zu dem Germanischen, Indischen u. s. w. Die genannten Ita-
lischen Dialecte verhalten sich zu einander, wie die Dialecte des Germa-
nischen oder Griechischen. Nach der Ansicht des Ilrn. Prof. Ileffter ist
das Lateinische zwar eine Schwester des Griechischen, aber eine Tochter
des Altgriechischen, indem es aus dem Pelasgischen hervorgegangen ist.
Die übrigen Italischen Dialecte sind dagegen wahrscheinlich celtische Spra-
chen (S. 3. 16}, „die Reste derselben sind zu karg und zu gering, als
dass daraus irgend wie bedeutende Resultate gewonnen werden könnten.“
(S. 16. 53}. „Die Italischen Dialecte haben sich eines sehr niederen
Standes zu erfreuen, sind arm an Wörtern und Wortformen, hart zum
aussprechen, bekunden wohl einige, aber doch ziemlich entfernte Ver-
wandtschaft mit dem Griechischen und stehen daher dem lateinischen Idiom
ziemlich fremd“ (S. 16}. „Es lässt sich davon ein irgend nur voll-
ständiges Bild nicht entwerfen“ (S. 53}. „Es sind neuerdings die gröss-
ten Anstrengungen, namentlich von deutschen Gelehrten, in der Art ge-
macht, aber mit welchem geringen Erfolge!“ — So urtheilt Hr. Prof.
Ileffter von dem Oskischen und Umbrischen. Die Forschungen von Las-
sen, Aufrecht, Kirchhoff, Mommsen existiren für ihn nicht.
Wie er sich die Entstehung der lateinischen Sprache denkt, mag
aus Folgendem hervorgehen. „Aus der Durchdringung verschiedener Stämme,
wie der Pelasger, Aboriginer, Sikuler schuf die Vorsehung in den Lati-
nern ein Volk... Und mit dem Volke bildete sich das Nationalgut des-
selben aus gleichen Elementen, die Sprache herauf.“ „Die Aboriginer,
mit denen die Pelasger zusammenschmolzen (Seite 45}, und wahrschein-
lich auch die später hinzukommenden Sikuler sind eine celtische Nation“,
die Pelasger dagegen sind das Schwestervolk der Hellenen, welches aus
Epirus eingewandert ist. „Das pelasgisch - griechische Element dagegen
wird als das höher stehende die Grundlage, den eigentlichen Kern gebil-
det, und das Fremde nur unter angemessener Umwandelung der Formen
der Wörter in sich, in ihren bereits fest gebildeten und bestehenden Or-
ganismus aufgenommen haben“ (S. 45}.
So begegnen wir hier ganz der alten Ansicht von der Entstehung
des Lateinischen aus dem Griechischen, und einem nicht griechischen Eie-