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482 Dr. Allihn und Dr. Ziller: Zeitschrift für exacte Philosophie.
ehern man dieses allein erkennen kann, als die einzig richtige Grund-
lage bestimmt. Keine Schule, wie diese, hat in neuerer Zeit den
Werth der Naturwissenschaft und Mathematik für Philosophie mehr
gewürdigt, und mehr auf die Anwendung ihrer Methode für die
philosophische Erkenntniss gedrungen. Sie hält, wie die Kant’sche
Schule, an der Realität des Ich’s und der Realität der Welt, des
Dinges in der Erscheinung und des Dinges an sich fest, sie steht
aber unerschütterlich in der Bekämpfung eines einseitigen Idealismus,
da, wenn man das von Kant als reell angenommene Wesen der äus-
seren Dinge in einem allgemeinen Gedanken innerhalb der mensch-
lichen Subjectivität negiren und so nur ein Ich oder ein Absolutes
als Identität des Sub- und Objectes, oder einen reinen, absolut in-
haltsleeren Gedanken zum Kant’schen Ding an sich stempeln und
dadurch die ganze Erfahrungswelt zernichten will, auf welcher und
von welcher man doch einzig und allein, da mit ihr alle Erkennt-
niss beginnt, auch nur die Grundlage der Philosophie finden kann.
Sie hat die Bedeutung der formellen oder subjectiven Logik wieder
aufs Neue geltend gemacht, und man kann sagen, diese von Aris-
toteles gegründete, von Kant weiter fortgefiibrte und bis auf
Hegel blühende Wissenschaft gerettet, da sie durch die Hege-
lianer gänzlich Gefahr lief, zu Grunde zu gehen, und eine Wis-
senschaft „von Gott, wie er vor Erschaffung der Welt wrar“, ge-
nannt wurde. Sie hat die Gränzlinie des menschlichen Erkennens
gezeigt, und den rationellen Glauben an einen von der Welt ver-
schiedenen Gott, an eine persönliche Unsterblichkeit und an die sitt-
liche Freiheit, als die Grundbedingung der Tugend, wieder auf’s
Neue festgehalten, wie dieser seit Immanuel Kant immer mehr
gefährdet wurde. Sie hat dem Schelling-Hegel’schen Monis-
mus, der Alles in Einem identisch machen will, dem die Materie zu
einem Schein, zu einem Nichts umwandelnden, auf blosse Katego-
rieen ohne Stoff zurückführenden einseitigen Idealismus einen vom
Materialismus verschiedenen rationellen Realismus entgegen-
gestellt. Denn, wenn auch die Hegel’sche Philosophie kein Mate-
rialismus sein will, so stimmt doch kein neueres philosophisches
System des Idealismus, etwa das Schopenhauer’sche ausgenom-
men, in seinen negativen Resultaten mehr, als dieses, mit ihm über-
ein, während es gerade die Aufgabe Her bart’s und seiner An-
hänger ist, den grossen Unterschied des die Erkenntniss auf die
Erfahrung, die innere, wie die äussere, bauenden und den Glauben
an die übersinnlichen Ideeen festhaltenden Realismus von dem Alles
durch Stofflichkeit erklären wollenden Materialismus zu zeigen.
Darum hat auch unter den neueren Philosophieen keine, die He-
gel’sche ausgenommen, sich so weit verbreitet und eine so grosse j
Anzahl von Vertretern in Deutschland gefunden, als die Her-
bart’sche. Die Zeitschrift der Herren Privatdocenten Dr. Allihn
und Dr. Ziller, deren erstes Heft vor dem Refer. liegt, will an-
gesichts der gegenwärtigen Entwicklung der Philosophie von Kant
 
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