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Hr. 59. HEIDELBERGER 1860.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Weiss: Kostümkunde.

(Schluss)
Das griechische Alterthum ist nach Maasgabe bekann-
ter monumentaler und schriftlicher Quellen wohl als im Ganzen in
neuester Zeit ziemlich durchforscht anzunehmen, die Ausgrabungen
von Pompeji aber geben ein aus hellenischen Elementen stark ge-
mischtes römisches Kostüm. Die spätere jonische attische
Tracht stimmt mit der von Homer geschilderten der klein-
asiatischen Griechen auffallend überein. Sie beharrte hin-
sichtlich der Gewandung durch alle Epochen auf der Verwendung
nur der vom Weber gelieferten Gewebe zu hemdförmigen Unter-
kleidern und mantelartigen Umwürfen. Während die Joni er noch
bis in das sechste Jahrhundert, ja selbst noch während der Perser-
kriege dem ihnen urthümlich eigenen asiatisirenden Geschmack für
lange und faltenreiche, möglichst zierlich gefältelte Gewänder hul-
digten, zogen die Dorier ungehemmte Ausbildung des Körpers
vor. Von den jüngern Männern der letztem wurde hauptsächlich
nur der Mantel (Himation), von ihrer weiblichen Jugend fast einzig
das Unterkleid oder Hemd (Chiton) getragen. Die älteren verhei-
ratheten Frauen hatten umfangreichere bis zu den Füssen herab-
wallende Chitonen. Die Manipulation der Bekleidung damit ist
S. 712 abgebildet. Die Männer der attischen Bevölkerung
trugen gleichzeitig Hemd und Mantel. Die vermuthlich zunächst
von den Athenern und dann erst von den Doriern angenommene
nordische Chlamys beständ in einem oblongen Schultermantel und
wurde vorherrschend nur von Jünglingen getragen. Die Hetären,
Flötenspielerinnen u. s. w. liebten glänzende und durchscheinende
Kleider aus Kos und Amorgos. Die Priester der Griechen trugen
weite talarartige Gewänder von reinem, zartem und glänzendem
Gewebe, und umwanden oder bekränzten ihr langes Haar mit wol-
lenen Binden. Der Unterschied zwischen der Kleidung der Römer
und der der Etrusker zeigt sich nicht blos in der Form und
Verwendung des nationalen Gewandes, sondern auch in der zuneh-
menden Mannigfaltigkeit der römischen Gewandstücke überhaupt,
und insbesondere hinsichtlich der weiblichen Kleidermoden insofern,
als die römischen Frauen bei weitem weniger (wie die etruskischen
ausschliesslich) rein orientalischem, als vielmehr durchgängig den
doch immerhin nur mehr oder weniger asiatisirenden hellenischen
Mustern folgten. Die Toga der Römer, bisher ein wahres Kreuz
der Gelehrten, findet S. 957 ihre Erklärung nebst der Manipulation
LUI. Jahrg. 12. Heft. 59
 
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