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Nr. 38. HEIDELBERGER 1860.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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Pückert: Die churfürstliche Neutralität während des
Basler Concils.

(Schluss)
Faule Zustände bereitete die Neutralität erst später durch die
endlose Verlängerung, an welcher aber die Unthätigkeit Friedrichs III.
eine wesentliche Mitschuld hatte. Der Verfasser war bemüht, die
zahlreichen unerquicklichen Momente der aus dieser zuletzt faul ge-
wordenen Neutralität entsprungenen schiefen Handlungsweise der
Churfürsten zu zählen und zu wägen; inzwischen verdient unseres
Erachtens die damalige deutsche Politik das streng verdammende
Urtheil des Verfassers schon desshalb nicht, weil von den Deutschen
am Ende doch dasselbe, nur auf einem anderen Wege erreicht
wurde, was die Franzosen durch die pragmatische Sanction von
Bourges zu Stande gebracht hatten. Darüber hinauszugehen und
dem Papstthum den Krieg zu erklären, wie der Verfasser es zu
heischen scheint, lag, wie bereits bemerkt, nicht im Geiste der Zeit.
Was nun die so sehr incriminirte Opposition der Churfürsten
gegen das Reichsoberhaupt anbelangt, bemerken wir zuvörderst,
dass sie während Albrechts Regierung gar nicht bestand, indem
Albrecht die Neutralitätspolitik der Churfürsten von vornherein zur
seinigen machte. Gegen die vom Verfasser behauptete Bewerbung
Albrechts um die deutsche Krone und gegen seine Vermuthung,
dass er „mehr darum bat, als gebeten wurde“, sprechen alle ge-
schichtlichen Zeugnisse so einhellig und bestimmt, dass er mit sei-
nen Conjecturen vom Gegentheil sicherlich nicht ausreicht. Albrecht
hatte kurz vor der auf ihn gefallenen Wahl, nämlich bei Uebertra-
gung der ungarischen Königswürde, die Verpflichtung eingegangen,
auf die deutsche zu verzichten. Zu diesem einen Abhaltungsgrunde
gesellte sich wohl auch die Betrachtung, dass bei der damaligen
misslichen Lage des deutschen Reiches von der Annahme weder
Vortheil, noch Ruhm heraussah. Endlich hielten ihn die eigenen
Angelegenheiten in einer so angestrengten Thätigkeit, dass er sich
unmöglich geneigt und befähigt halten konnte, sich noch überdiess
mit den Reichsgeschäften zu beladen. Wenn nun aber der Ver-
fasser noch weiter geht und aus seiner „Vermuthung“ die Folge-
rung zieht, dass Albrecht von seinen Wählern in der Kirchenfrage
sich „Bedingungen“ stellen und „Verpflichtungen“ auferlegen liess,
vermöge welchen er die churfürstliche Neutralitätspolitik zur seini-
gen machen musste, so fühlen wir uns von diesen unbegründeten
LIII. Jahrg. 8. Heft. 38
 
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