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Nr. 41. HEIDELBERGER 1860.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
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J. J. B achofen, Mitglied des archäologischen Instituts zu Rom:
Versuch über die Gräbersymbolik der Alten. Basel, Bahn-
maier’s Buchhandlung (E. Detloff.) 1859.
Die antike Denkmälerwelt bietet, abgesehen von der rein ästhe-
tischen Freude, welche sie in der grossen Fülle ihrer Gebilde bei
jedem erregt, welcher überhaupt ein für das Schöne offenes Auge
mitbringt und geistige Ruhe zur Beschauung besitzt, noch einen
ganz eigenthümlicben Reiz in dem Reichthum von Räthseln und
Fragen, die sie bei den meisten ihrer Objecte an den Beschauer
stellt. Und wie die Museen der antiken Kunst in den grossen Me-
tropolen des heutigen Lebens, ganz besonders aber auf dem klassi-
schen Boden Roms, sich nicht blos zünftigen Wissenschaftsgenossen
öffnen, so ergehen jene Fragen und Räthsel auch allgemein an den
Mann von Gemiith und Bildung, und es ist nicht zu verwundern,
wenn die Zahl der Liebhaber, der Dilettanten im besten Sinne des
Wortes, gerade auf diesem Gebiete nicht klein ist und wenn von
ihnen aus nicht allein Anregung, Opferbereitwilligkeit, begeisterte
Theilnahme, sondern auch unmittelbares Mitarbeiten in Forschung
und Darstellung aufzuweisen ist. Und es lässt sich nicht läugnen,
dass manch neuer und fruchtbarer Gesichtspunkt von ihnen aufge-
stellt, manch glücklicher Einblick in die Tiefen der kunstmythologi-
schen Ausdeutung ihnen verdankt wird, aber unmittelbar daneben
liegt die Gefahr, dass immer von Neuem der noch nicht so lange
gesicherte Weg umsichtiger, präciser, dem einzelnen Object seine
relative Bedeutung in der ganzen Fülle der Denkmäler, in der Ge-
sammtheit der Ideen und Lebensformen anweisender Forschung ver-
lassen wird und es fast scheint, als sei Archäologie, Mythologie und
Symbolik ein herrliches Feld voll duftender Blumen, gemischt mit
Gestrüpp aller Art, ohne Weg und Steg, ohne Gränzstein und Mark-
scheide, wo jeder frei streift nach Neigung und Belieben, jeder von
dem Hügel, den er erstiegen, die ganze Landschaft zu beherr-
schen glaubt.
Diese Bemerkung drängte sieh uns von Neuem auf bei der Lec-
tiire des vorliegenden umfangreichen Buches, dessen Verfasser, ein
bekannter Forscher römischen Rechts, mit demselben sich in die
schwierigsten Fragen antiker Mythen- und Cultdeutung vertieft hat,
ausgehend von einem ganz speciellen Punkte, der Beschauung zweier
Wandgemälde einer antiken Grabstätte in der Villa Pamfili bei Rom.
Unmittelbare Freude am Stoff, inneren Zug des Gemüthes zu dem
Tiefsinn alter Symbolik hat er mitgebracht, vielfachste Anschauung,
reiche Lectiire wendet er an auf den einmal gefassten Punkt, es ge-
LIII. Jabrg. 9. Heft. 4:1
 
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