Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. 49. HEIDELBERGER 1860.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Bibliotheca Scriptt. Graecc. et Romm. Teubneriana.

(Schluss.)
Nachdem der Verfasser dann über die philosophisch-rhetorischen
Studien des Livius das Nöthige bemerkt, wendet er sich den ge-
schichtlichen Studien zu, welche zur Abfassung des grossen, leider
so unvollständig auf uns gekommenen geschichtlichen Werkes ge-
führt haben. Dass dazu eine längere Vorbereitung und umfas-
sende Studien nothwendig waren, wird Niemand bestreiten kön-
nen: dass die Abfassung selbst aber nur in Rom stattfinden, und
zwar nicht vor dem Jahre 727 n. c. angefangen werden konnte, und
dass sie aber auch fortgesetzt ward bis an das Lebensende des
Mannes, namentlich die Bücher CXXI—CXLII in die letzten Jahre
seines Lebens fallen, scheint nach den hier vorgelegten Beweisen
keinem Zweifel unterworfen: wenn es auch sicher ist, dass Livius
in seiner Geschichtschreibung nicht über den Tod des Drusus ge-
kommen, mithin sein Werk mit dem hundert zwei und vierzigsten
Buch, dessen Epitome oder Perioche als die letzte erscheint, geendet,
so wird sich doch immer die Frage aufwerfen lassen, ob es nicht
in der Absicht des Schriftstellers gelegen, noch weitere acht Bücher
zur Behandlung der zwei und zwanzig zwischen dem Tod des Dru-
sus und des Augustus liegenden Jahre beizufügen, um so mit der
geraden Zahl von hundert und fünfzig Büchern sein Werk abzu-
schliessen. Der Verf. hat S. XIV diese Frage aufgeworfen, die
wir für beachtenswerth halten. Er verfolgt nun weiter die Spuren
von dem Vorhandensein des Werkes in den nachfolgenden Jahrhun-
derten und gelangt zu der Ueberzeugung, die auch wir theilen, dass
der Untergang der Theile des Werkes, die wir nicht mehr besitzen,
nicht vor dem siebenten Jahrhundert erfolgt sein könne. Dass an
diesem Untergang weder ein Caligula noch ein Gregor I. die Schuld
trägt, stellt sich zur Genüge heraus: wir sagen darum mit dem
Verfasser: „incuria potius hominum et ipsa librorum mole tanta
jactura facta esse eoque minus sperari posse videtur fore, ut aut
pars librorum deperditorum reperiatur aut Omnibus inventis integrum
Livii opus umquam restituatur“. War doch schon zu Symmachus
Zeit, dessen Leben bis in die Anfänge des fünften Jahrhunderts
hineinreicht, ein ganzer Livius eine Seltenheit, wie es scheint,
sonst würde er wohl nicht bei seinem Freunde Valerianus sich wegen
der durch die nöthige Durchsicht (diligentia emendationis) verspä-
teten Zusendung des zugesagten Werkes entschuldigen. Und eben
L1II. Jahrg. 10. Heft. 49
 
Annotationen