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Nr. 54. HEIDELBERGER 1860.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Br. An ton Quitzm ann, die heidnische Religion der Bajwaren.
Erster faktischer Beweis für die Abstammung dieses Volkes.
Leipzig und Heidelberg, C. F. Winter’sehe Verlagshandlung,
1860. 20 Bogen. 315 S. in 8.
Als wir in diesen Blättern {Jahrgang 1858 Nr. 18) von der
Schrift des Herrn Dr. Quitzmann über die Abstammung, den Ursitz
und die älteste Geschichte der Bajwaren Anzeige machten, erwar-
teten wir nichts anderes, als dass dieselbe von verschiedenen Seiten
lebhafte Anfechtung erfahren werde: war doch dadurch denjenigen,
welche die Stammväter unseres ächtdeutschen Kernvolkes der Bayern
zu Kelten stempeln wollten, so recht an’s Herz gegriffen. Diese
Anfechtungen sind nun auch nicht ausgeblieben und zum Theile in
einer Weise und Sprache geführt worden, welche man, um sich des
mildesten Ausdruckes zu bedienen, nicht die einer wissenschaftlichen
Polemik nennen kann. Herr Dr. Quitzmann hat hiergegen den rich-
tigen Weg eingeschlagen; er ist anstatt sich in Zänkereien mit
seinen Widersagern einzulassen, der Sache sofort auf den Grund ge-
gangen und hat den Beweis, dass die Bayern ächt deutschen Stam-
mes sind und zwar dem grossen Herminonenstamme angehören, nach
zwei Richtungen angetreten, indem er sich zur Aufgabe gesetzt hat,
erstlich die älteste, heidnische Religion und zweitens die älteste
Rechtsverfassung der Bayern als ausschliesslich dem germanischen
Ideenkreise angehörig nachzuweisen. Der erste Theil dieser Be-
weisführung liegt nunmehr in dem obengenannten Buche vor und
wir sind der Ansieht, dass derselbe in jeder Hinsicht gelungen ist.
In der Einleitung gibt der Herr Verf. eine ausführliche etymologische
Abhandlung zur Rechtfertigung der schon in seiner früheren Schrift
gegebenen Erklärung des Namens der Bajwaren als „die beiden“
(vereinigten) Gefolgschaften, nämlich des Marobod und des
Catualda, aus welchen er das bayerische Volk als herausgewachsen
nachweist. Von Seite der Grammatik wird der Herr Verf. so wenig
als in anderer Beziehung eine Widerlegung zu befürchten haben;
denn wollte man auch das „baj“ anstatt es auf „beide“ zu beziehen,
mit dem hd. bei in Beziehung bringen, so würde sich hierdurch
nur ein Synonym von „mitvare“, comites, comitatus, Ge-
folgschaft überhaupt, ergeben und somit sein Grundgedanke, dass
man es mit einem Volksstamm zu thun hat, der sich aus der Ge-
folgschaft eines oder zweier deutschen Fürsten entwickelt hat, nichts-
destoweniger unerschüttert bleiben. Müsste aber auch, was wir nicht
glauben, die Beziehung des bayerischen Volksnamens auf eine solche
Gefolgschaft ganz aufgegeben werden, so ist doch durch die Nach-
L1II. Jahrg. 11. Heft. 54
 
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