DOI Heft:
Nr. 47
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44540#0259
Nr. 47. HEIDELBERGER 1860.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
23. Vortrag des Herrn Dr. Knapp „Ueber physikalishe
Bestimmung der Accommodationsbreite“ am11. Mai 1869.
(Schluss.)
Der kleinere Werth der physikalischen Bestimmung in Nr. 1
ist wohl daraus zu erklären, dass der 14jährige Knabe bei der
Messung nicht genau für das 107 Mm. entfernte Gesichtszeicben
accommodirte.
Aus dem Vorhergehenden glaube ich getrost den Schluss
ziehen zu dürfen, dass die Veränderungen im Kristalllinsensystem
beim Fern- und Nahesehen die einzigen sind, welche bei der Accom-
modation im Sehapparat auftreten, denn sie geben vollständig Rechen-
schaft nicht nur über das Zustandekommen, sondern auch über die
Grösse der Accommodation. Augen ohne Kristalllinse können demnach
kein Accommodationsvermögen besitzen, wovon ich mich auch durch
genaue Prüfung aphakischer Augen bei Herrn Prof. Don der s
vollkommen überzeugt habe.
24. Vortrag des HerrnDr. Knapp über die Behandlung
der Krankheiten des Thrän enkanals am 22. Juni 1860.
Der Herr, welchen ich die Ehre habe der Gesellschaft vor-
zustellen, litt seit zwei Jahren an Thränensackblennorrhoe. Damit
war lästiges Thränenfliessen und chronische Entzündung der pinde-
haut und der Lider des Auges verbunden. Als ich ihn vor zwei
Monaten zum ersten Male sah, hatte er eine seit sechs Wochen be-
stehende Thränenfistel, aus deren äusserer etwa 2Z// langer und 1“'
breiter Geschwürsöffnung beständig Thränenfeuchtigkeit mit Eiter
vermischt ausfloss.
Die Untersuchung mit der Sonde zeigte die knöcherne Wand
der Thränenwege an keiner Stelle entblösst, dagegen sowohl am
Eingang als am Ausgang des Thränennasenganges Verengerungen,
welche nur mit der dünnsten Sonde und nach sanftem, etwa eine
Minute fortgesetztem Drucke passirt wurden. Darauf schlitzte ich
LIM Jabrg. 10. Heft. 47
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins zu
Heidelberg.
23. Vortrag des Herrn Dr. Knapp „Ueber physikalishe
Bestimmung der Accommodationsbreite“ am11. Mai 1869.
(Schluss.)
Der kleinere Werth der physikalischen Bestimmung in Nr. 1
ist wohl daraus zu erklären, dass der 14jährige Knabe bei der
Messung nicht genau für das 107 Mm. entfernte Gesichtszeicben
accommodirte.
Aus dem Vorhergehenden glaube ich getrost den Schluss
ziehen zu dürfen, dass die Veränderungen im Kristalllinsensystem
beim Fern- und Nahesehen die einzigen sind, welche bei der Accom-
modation im Sehapparat auftreten, denn sie geben vollständig Rechen-
schaft nicht nur über das Zustandekommen, sondern auch über die
Grösse der Accommodation. Augen ohne Kristalllinse können demnach
kein Accommodationsvermögen besitzen, wovon ich mich auch durch
genaue Prüfung aphakischer Augen bei Herrn Prof. Don der s
vollkommen überzeugt habe.
24. Vortrag des HerrnDr. Knapp über die Behandlung
der Krankheiten des Thrän enkanals am 22. Juni 1860.
Der Herr, welchen ich die Ehre habe der Gesellschaft vor-
zustellen, litt seit zwei Jahren an Thränensackblennorrhoe. Damit
war lästiges Thränenfliessen und chronische Entzündung der pinde-
haut und der Lider des Auges verbunden. Als ich ihn vor zwei
Monaten zum ersten Male sah, hatte er eine seit sechs Wochen be-
stehende Thränenfistel, aus deren äusserer etwa 2Z// langer und 1“'
breiter Geschwürsöffnung beständig Thränenfeuchtigkeit mit Eiter
vermischt ausfloss.
Die Untersuchung mit der Sonde zeigte die knöcherne Wand
der Thränenwege an keiner Stelle entblösst, dagegen sowohl am
Eingang als am Ausgang des Thränennasenganges Verengerungen,
welche nur mit der dünnsten Sonde und nach sanftem, etwa eine
Minute fortgesetztem Drucke passirt wurden. Darauf schlitzte ich
LIM Jabrg. 10. Heft. 47