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ffr. 10.

HEIDELBERGER

1871.

Beiträge zur Erklärung des platonischen Gorgias im Ganzen und
Einzelnen von Christian Cron. Leipzig, Druck und Ver·
lag von B. G. Teubner. X und 213 S. in gr. 8.
Der Verfasser dieser Beiträge ist durch seine verschiedenen,
zunächst für die Schule bestimmten Ausgaben platonischer Dialoge,
welche seiner Zeit auch in diesen Blättern besprochen worden sind,
in einer Weise bekannt, welche auch dieser Schrift die verdiente
Aufmerksamkeit zuwenden wird, zumal dieselbe einen Dialog Plato’s
zum Gegenstand hat, welcher nach dem Urtheil des Verfassers vor
andern Schriften Plato’s Anspruch hat, »für alle Zeiten zur Bildung
der Jugend verwendet zu werden. Die darin dargelegte ethisch-
politische Lebensansicht steht durch die Reinheit der sittlichen For-
derung eben so hoch über die Praxis aller Zeiten, wie den Lehren
des Christenthums nahe und ist in einer solchen Weise durchge-
führt, dass sie eben so wohl mit ernster Bemühung von der durch
die Lesung von Dichtern, Geschichtschreibern und Rednern vorge-
bildeteu Jugend begriffen werden kann, wie die dialektische Be-
handlung eine treffliche Uebungsschule des Geistes ist« (S. VIII).
Es sollen nun diese Beiträge das Verständniss dieses Dialogs, in
dem es an schwierigen und bestrittenen Stellen nicht fehlt, weiter
fördern und zwar eben so in den allgemeinen, denselben berühren-
den Fragen, als im Speciellen durch die Erörterung solcher Stellen,
die in die eben bemerkte Kategorie vorzugsweise fallen. So lässt
sich der Inhalt des Ganzen füglich in zwei Theile abtbeilen; im
ersten werden die allgemeinen Fragen behandelt, und zwar wird
zuerst über die Personen des Gesprächs, zunächst Kallikles, ge-
handelt, im zweiten Abschnitt (S. 25 ff.) wird die vielbesprochene
Frage nach dem Ort vorgenommen, an welchem das von Plato
fingirte Gespräch gehalten worden: es werden die Schwierigkeiten
nachgewiesen, welche sich bei der von den meisten Erklärern an-
genommenen Ansicht erheben, wornach an das Haus des Kallikles,
bei welchem Gorgias sein Absteigequartier genommen, zu denken
sei; es bleibt daher der Verfasser bei der schon in seiner Schul-
ausgabe des Gorgias aufgestellten Behauptung stehen, dass die
Scene des Dialogs jeder andere Ort sein könne, nur nicht das Haus
des Kallikles. In dritter Reihe kommt dann die Frage zur Sprache,
welche Zeit dex- Schriftstellei· bei der dargestellten Handlung sich
gedacht habe (S. 35 ff.). Auch hier schwanken die Ansichten sehr:
nach der Ausführung des Verfassers würde an die Zeit um den
Frieden des Nicias oder die Periode zwischen diesem und dem
LXIV. Jahrg. 2. Heft., 10
 
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