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Nr. 21.

HEIDELBERGER

1871.


Oestreich und Preussen gegenüber der französischen Revolution von
PI. Hüffer, Bonn. 1868.
Oestreich und Deutschland im Revolutionskrieg von H. v. Sy bet.
Düsseldorf. 1868.
Die Politik der deutschen Mächte im Revolutions krieg von H. llüff er.
Münster. 1869.
Polens Untergang und der Revolutionskrieg von H.v. Sy bei. 1870.
φ. Die deutsche Auffassung der Revolution, lange von den glän-
zenden Geschichtsdarstellungen der Franzosen beeinflusst und be-
herrscht, hat seit einiger Zeit begonnen sich zu emancipiren. Im
Gegensatz zu der von französischen Schriftstellern und auch neuer-
dings wieder unter den Deutschen von E. Herrmann vertbeidigten
Ansicht, wonach die französische Republik durch die reaktionäre
Politik der Kabinette dee alten Europa, insbesondere des östrei-
chischen Hofes, gereizt und herausgefordert worden sein soll, hat
eine richtige Würdigung der Absichten des Kaisers Leopold II.
ergeben, dass derselbe vor jeder aggressiven Politik zurückschrack,
dass er auch in Pilnitz keineswegs eine kontrarevolutionäre Hal-
tung im Sinne und nach Wunsch der Emigrantenpartei zeigte, und
dass der Krieg vielmehr durch das ungestüme Drängen der Gironde,
als durch die Reaktionslust der deutschen Höfe gefördert worden
ist.*) Im Gegensatz zu der von den französischen Historikern der
Revolution vertretenen Ansicht, dass die Entfesselung der franzö-
sischen Volksleidenschaft, dass die Schreckensmassregeln des Kon-
vents Frankreich vor der fremden Invasion gerettet haben, ist von
deutscher Seite entschieden behauptet worden, dass nicht durch
die Terreur, sondern trotz der Terreur Frankreich gerettet, dass
es vor Allem durch die Zwietracht seiner Gegner gerettet worden
sei. Insbesondere Sybel ist es gewesen, der in seiner »Geschichte
der Revolutionszeit« die französische Revolution, so zu sagen, des
übernatürlichen Nimbus entkleidet hat, mit dem die französische
Auffassung sie zu umhüllen liebte; der auf die Wichtigkeit der
gleichzeitigen Revolutionen im Osten, in der Türkei, wie in Polen,
und darauf hingewiesen hat, dass Oestreich und Preussen durch
das Bleigewicht der polnischen und türkischen Sorgen in ihrer
Aktionskraft gehemmt, mit einander entzweit und durch ihren
gegenseitigen Hader weit empfindlicher geschädigt worden sind,
als durch die Tapferkeit der republikanischen Phalangen. Dass
*) Vgl. die merkwürdige Denkschrift bei Arneth: Marie Antoinette,
Josef II. und Leopold II. Leipzig 1866. p. 282. Sowie Leopold’s Aeussc-
rungen zu Simolin bei Feuillet de Conches: Louis XVI , Marie Antoinette
et Madame Elisabeth. Tom. V. N. 695. 716.
LX1V. Jahrg. 5. Heft

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