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404

Schriften über griechische Metrik.

bringen, wobei er es nicht an Willkührlichkeiten fehlen liess. Um ein
frappantes Beispiel anzuführen, so gibt er die drei ersten Verse
des Scolions von Hybrias eGtl μου πλούτος etc. (Bergk antbologia
lyrica p. 500 No. 28), die dieses Metrum haben :
-v, --|-v, -vv, -v, -
-vv, -- | -v, -v, -v, - -
vv- I V-, -
auf folgende Weise in je 4 Tacten wieder, wobei wir den flüchti-
gen Dactylus durch -ου bezeichnen:
- v - . | -. - v | - o v - v | - ·
-ον-. I - .-v I -v-v I —.
— ον I -·Ο | — ν | - . .
Besonderen Anstoss nimmt er an den Tripodien. Das Evql-
πίθεων τεββαρεβκαυδεκαΰνλλαβον (Hepb. p. 54, 1 Westpb.) zum
Beispiel, v-, v-, v-, v- i -v, -v, -v, zerfällt offenbar in eine
Reihe von 4 Jamben und eine von 3 Trochäen. Eine solche Ver-
bindung von vier und drei Füssen ist auch der neueren Metrik
nicht unbekannt. So bestehen die drei ersten Verse der Nibelungen-
strophe aus einer Verbindung von 4 und 3 Schlägen ( ' [ " ), wie:
Uns ist in alten madren | wffnders vil geseit,
und Claudius Gedicht »der niedergeschlagene Teufel«:
Im Sprichwort heisst es Müssiggang
Ist ein beschwdrlich Ding
sowie Schillers »Toggenburg«:
Ritter, treffe Schwdsterliebe
Widmet effch dies Herz
haben denselben Rhythmus. Die Aufgabe des Metrikers wäre da-
her, für diese thatsächlich vorfindliche Verbindung einer vierfüssi-
gen und dreifüssigen Reihe eine Erklärung zu finden. Statt indess
den Knoten zu lösen , durchhaut er ihn durch folgende Rhythmi-
rung (§ 459):
v | -v-v | -v-~^> | -v-v | .
In dieser willkürlichen Art, die Tripodie durch Verwandlung in
zwei Dipodien zu beseitigen, hat er freilich Westphal und fast alle
anderen Neueren zu Nachfolgern gehabt.
Apels Metrik war zunächst gegen Hermann gerichtet, ohne
jedoch auf ihn oder seine Schule den mindesten Eindruck zu ma-
chen. Hermann hatte seiner Metrik eine philosophische Grundlage
geben wollen, und den Satz aufgestellt, dass der Ictus derjenigen
Silbe des Verses, welche den Hauptton habe, als die Quelle des
Rhythmus zu betrachten sei, dass diese sich zu den anderen Silben,
wie die Ursache zur Wirkung, verhalte, und dass von diesem
Mittelpunkte der Kraft in dem Verse nicht nur die auf ihn folgen-
den, sondern auch die ihm vorhergehenden rhythmischen Grössen
 
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