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Nr. 33. HEIDELBERGER 1871.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Anicii Marilii Severini B o eiii Philosophiae Consolcitionis libri quin-
que. Accedunt ejusdem atquc incertorum Opuscula sacra. Re~
censuit Rudolphus P ei per. Lipsiae in aedibus B. G.
Teubneri MDCCCLXX1. LXV1I und 245 S. in 8. (Bibliotheca
Scriptorum Graecorum et Romanorum Teubneriana).
Seit der im Jahre 1843 von Th. Obbarius veranstalteten Aus-
gabe des Textes dieser einst so viel gelesenen Schrift des Boetius,
ist für den Text derselben eben so wie für die Erklärung der-
selben kaum Etwas geschehen. So war es nöthig vor Allem
einen Text zu geben, der von vielfachen Interpolationen und will-
kührlichen Veränderungen, wie sie im Laufe der Jahrhunderte ein-
getreten, befreit, auf seine ursprüngliche Fassung zurückgeführt
sei, was nur möglich war durch Zurückführung desselben auf die
älteste Ueberlieferuug, wie sie in verhältnissmässig zahlreichen
Handschriften aus dem karolingischen Zeitalter vorliegt. Wenn
diese in der eben genannten Ausgabe, die übrigens manche Fehler
der früheren Ausgaben berichtigt hat, weniger geschehen ist, so
ist dabei zu erwägen, dass die diesem Herausgeber zu Gebot stehen-
den Handschriften meist jüngeren Ursprungs sind und nicht zu
dem karolingischen Zeitalter hinaufreichen. Um so mehr war es
die Aufgabe unseres Herausgebers, diese Handschriften zu ermitteln
und zur Grundlage seines Textes zu machen. Wenn man die lange
Reihe der von ihm in der Praefatio aufgeführten Handschriften
durchgeht, die grossentheils in das erwähnte karolingische Zeitalter
fallen — es dürfte kaum ein Schriftstück des Alterthums zu nen-
nen sein, von welchem so viele Handschriften aus diesem Zeitalter
sich noch erhalten haben, als diess bei der Consolatio des Boetius
der Fall ist — wird man sich eben so befriedigt finden, wie in
der Auswahl, welche der Herausgeber zur Herstellung des Textes
unter denselben getroffen hat, zumal diese Handschriften auf eine
allen gemeinsame Urquelle zurückführen, aus welcher sie in mehr
oder minder treuen Copien geflossen sind. Nun sind es unter den-
selben zunächst vier, welche nach dem Ermessen des Herausgebers
(vgl. p. XVIII) insbesondere Beachtung ansprechen, und desshalb
vorzugsweise von ihm berücksichtigt worden sind: eine Handschrift
des zehnten Jahrhunderts, die aus Tegernsee stammt und jetzt in
München sich befindet, eine leider nicht ganz vollständige des
neunten oder zehnten Jahrhunderts zu Bonn, eine Berner Hand-
schrift etwa aus derselben Zeit, und eine etwas später in das
zehnte oder eilfte fallende Handschrift aus St. Emmeran, jetzt
LX1V. Jahrg. 7. Heft. 33
 
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