Nr. 60.
HEIDELBERGER
1871.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Mitford: Tales of Old Japan.
(Schluss.)
In der folgenden Nacht träumte er dann, dass der Hund mit
vielem Danke für seine Freundlichkeit ihn aufforderte, die Fichte
umzuhauen und aus dem Holze einen Mörser zu machen, dessen er
sich, als wäre es der Hund selbst, bedienen solle. Dies geschah
und jedes Körnchen Reis, welches der Alte in dem Mörser stiess,
verwandelte sich in irgend eine kostbare Sache. Es dauerte nicht
lange, so liehen seine Nachbarn, jene bösen Eheleute, ihm auch
den Mörser ab, in welchem jedoch der Reis sich in Schmutz ver-
wandelte, so dass sie ihn in einem Anfalle von Wuth zerschmet-
terten und verbrannten. Der gute Alte erfuhr dies nicht eher,
als bis wiederum der Hund es ihm im Traum offenbarte und hin-
zufügte, dass jedesmal, wann er die Asche des verbrannten Mörsers
auf einen abgestorbenen Baum streute, derselbe wieder grünen und
alsbald neue Blüten hervorbringen würde. Der Alte bat also Tags
darauf seine Nachbarn unter vielen Thränen um die Asche des
Mörsers, die er auch erhielt und womit er einen Versuch an einem
verdorrten Kirschbaum machte, welcher sogleich zu sprossen und
zu blühen anfing. In Folge dieses Wunders zog er im Lande um-
her und pries sich als einen Mann an, der abgestorbene Bäume
wieder mit frischem Leben begaben könne, ein Kunststück, wovon
er auf den Wunsch eines Fürsten eine vollkommen gelungene Probe
ablegte und für welches dieser ihn mit reichen Gaben beschenkte.
Sobald die mehrerwähnten Nachbarn des Alten dies vernahmen,
sammelten sie alle noch übrige Asche des Mörsers und der böse
Mann begab sich nach der Stadt jenes Fürsten, wo er das genannte
Wunder wiederholen zu können behauptete; allein es mislang, viel-
mehr flog die Asche dem Fürsten in Mund und Augen, so dass
er fast erstickte und erblindete, der vorgebliche Wunderthäter aber
von den Dienern desselben fast todtgeprügelt wurde und sich nur
mit grosser Mühe nach H^use zu schleppen vermochte. Als die
guten alten Eheleute dies erfuhren, wiesen sie ihre bösen Nach-
barn für ihre Habsucht und Grausamkeit zurecht, schenkten ihnen
zugleich aber auch einen Theil ihrer Reichthümer, so dass sie sich
besserten und fernerfort ein lobenswerthes Leben führten. —
5. Der Kampf des Affen mit dem Krebse. Ein Krebs
hatte eines Tages einen Reiskuchen gefunden, den ein Affe ihm
LXIV. Jahrg. 12. Heft. 60
HEIDELBERGER
1871.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.
Mitford: Tales of Old Japan.
(Schluss.)
In der folgenden Nacht träumte er dann, dass der Hund mit
vielem Danke für seine Freundlichkeit ihn aufforderte, die Fichte
umzuhauen und aus dem Holze einen Mörser zu machen, dessen er
sich, als wäre es der Hund selbst, bedienen solle. Dies geschah
und jedes Körnchen Reis, welches der Alte in dem Mörser stiess,
verwandelte sich in irgend eine kostbare Sache. Es dauerte nicht
lange, so liehen seine Nachbarn, jene bösen Eheleute, ihm auch
den Mörser ab, in welchem jedoch der Reis sich in Schmutz ver-
wandelte, so dass sie ihn in einem Anfalle von Wuth zerschmet-
terten und verbrannten. Der gute Alte erfuhr dies nicht eher,
als bis wiederum der Hund es ihm im Traum offenbarte und hin-
zufügte, dass jedesmal, wann er die Asche des verbrannten Mörsers
auf einen abgestorbenen Baum streute, derselbe wieder grünen und
alsbald neue Blüten hervorbringen würde. Der Alte bat also Tags
darauf seine Nachbarn unter vielen Thränen um die Asche des
Mörsers, die er auch erhielt und womit er einen Versuch an einem
verdorrten Kirschbaum machte, welcher sogleich zu sprossen und
zu blühen anfing. In Folge dieses Wunders zog er im Lande um-
her und pries sich als einen Mann an, der abgestorbene Bäume
wieder mit frischem Leben begaben könne, ein Kunststück, wovon
er auf den Wunsch eines Fürsten eine vollkommen gelungene Probe
ablegte und für welches dieser ihn mit reichen Gaben beschenkte.
Sobald die mehrerwähnten Nachbarn des Alten dies vernahmen,
sammelten sie alle noch übrige Asche des Mörsers und der böse
Mann begab sich nach der Stadt jenes Fürsten, wo er das genannte
Wunder wiederholen zu können behauptete; allein es mislang, viel-
mehr flog die Asche dem Fürsten in Mund und Augen, so dass
er fast erstickte und erblindete, der vorgebliche Wunderthäter aber
von den Dienern desselben fast todtgeprügelt wurde und sich nur
mit grosser Mühe nach H^use zu schleppen vermochte. Als die
guten alten Eheleute dies erfuhren, wiesen sie ihre bösen Nach-
barn für ihre Habsucht und Grausamkeit zurecht, schenkten ihnen
zugleich aber auch einen Theil ihrer Reichthümer, so dass sie sich
besserten und fernerfort ein lobenswerthes Leben führten. —
5. Der Kampf des Affen mit dem Krebse. Ein Krebs
hatte eines Tages einen Reiskuchen gefunden, den ein Affe ihm
LXIV. Jahrg. 12. Heft. 60