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Sr. 34. HEIDELBERGER 1871.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Sitten, Bräuche und Meinungen des Tiroler Volkes. Gesammelt und
herausgegeben von Ignaz v. Zing er le. Zweite vermehrte
Auflage. Innsbruck. Verlag der Wagner’schen Universitäts-
Buchhandlung. 1871. XXI und 304 Seiten Grossoctav.
Die rubricirte Sammlung Zingerle’s erscheint hier nach vier-
zehn Jahren in zweiter Auflage, deren Bereicherungen zunächst
aus dem Umstande erhellen, dass die früheren 997 Nummern des
Haupttheils jetzt auf 1793 gewachsen sind und ausserdem ein ganz
neuer, aus bisher unbekannten Weisthümern geschöpfter Abschnitt
über »alte Rechtsgebräuche« hinzugekommen ist, anderer mehr-
facher Zusätze nicht zu gedenken. Um so willkommener wird also
diese Arbeit seiu, als sie bereits in ihrer frühem Gestalt eine viel-
fach benutzte Ausbeute gewährt und weite Verbreitung gefunden
hatte, wie eben das Bedürfniss dieser neuen Ausgabe erweist.
Natürlich findet sich auch hier wieder der schon von Grimm in
der ersten Ausgabe der D. Μ. Anhang S. LI ff. mitgetheilte Ab-
schnitt aus Vintler’s Blume der Tugend. Ich erwähno diess be-
sonders desswegen, um daran zu erinnern, wie Zingerle’s Abdruck
jener wichtigen Stelle nach besserer Vorlage dieselbe eigentlich
erst recht nutzbar gemacht; denn Grimm hatte bei dem seinen
eine nur sehr schlechte lückenhafte Handschrift zur Verfügung,
welche den Sinn des Textes oft ganz im Dunkeln lässt, während
der Zingerle’s die dort fehlende Verständlichkeit bietet und die
Lücken ergänzt (vgl. z. B. Pfeiffer’s German. I, 238). Seine Be-
scheidenheit gestattete ihm nicht, diess iu der Vorrede besonders
hervorzuheben, um so mehr halte ich es für geboten, darauf nament-
lich hinzuweisen. Andererseits müsste man überrascht sein, ein
so wichtiges Werk wie Wuttke’s über den deutschen Volksaber-
glauben (dessen zweite Ausg. ich Heid. Jahrb. 1869 S. 801 ff. aus-
führlich angezeigt) unter den von Zingerle in seinen Anmerkungen
benutzten Schriften auch nicht ein einziges Mal angeführt zu sehen,
während dagegen sein Buch von Wuttke nicht unbenutzt geblieben
ist, wenn er nicht im Vorworte sich wegen der Unvollständigkeit
seiner Nachweise mit der Entfernung von jeder grossem Bibliothek
entschuldigte. Wenn irgend Jemand so weiss Ref. das Gewicht
einer solchen Entschuldigung zu würdigen, kann aber gleichwohl
nicht unterlassen diesen Umstand in vorliegendem Falle sehr zu
bedauern, da Wuttke in den meisten Punkten eigentlich die voll-
ständigsten Nachweise gewährt hätte. Das in dieser oder in son-
stigen Beziehungen bei Z. Fehlende zu ergänzen, überlasse ich
LX1V. Jahrg. 7. Heft. 34
 
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