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Nr. 46.

HEIDELBERGER

1871.

Phönicische Epigraphik.
Und noch einmal Mesha.

Da von dem moabitischen Denkmal ein durchweg gesichertes
Wissen noch mitnichten erzielt, und die Untersuchung noch im
Gang ist, auch nicht so bald zu Ende gedeihen wird: so nimmt
der Unterzeichnete die Frage wieder vor, um ihren augenblicklichen
Stand zu melden und um seinerseits zur Förderung des Verständ-
nisses beizutragen. Seit der Selbstanzeige des Ref, im Märzhefte
Nr. 13 ist ihm eine Masse bezüglicher Litteratur durch die Hände
gelaufen; die Natur der Sache bringt es aber mit sich , dass der
Gegenstand je länger je mehr nicht in selbständigen Schriften ven-
tilirt wird, sondern durch Aufsätze, Einzelbemerkungen, Recensio-
nen, dieselben der oder jener Zeitschrift einverleibt. Da schon
um des Zeitverhältnisses willen keines dieser Schriftstücke auf jene
N. 13 unserer Jahrbb. oder auf die »vorläufige Erwiederung« in
der D. Μ. Zeitschr. Bd XXV, 1, 253 f. Bezug nehmen konnte: so
ist von einem wesentlichen Fortschritte der Erklärung und einer
Umkehr auf dem Irrwege nicht viel zu merken; und dass Schriften,
in welchen sich die durchschnittliche Kenntniss des Hebräischen,
wahre und vermeinte, ausprägt, der grossen Menge zusagen, ver-
steht sich von selbst; denn an solche hat sie Anknüpfungspunkte,
mit ihnen Fühlung, hört sich aus ihnen heraus. Wir erstatten
nunmehr über diese Erscheinungen Bericht, glauben aber zu dem
Ende weiter ausholen zu dürfen, um den Zustand der phönicischen
Inschriftenkunde überhaupt in Erwägung zu ziehn. Es wird dem
Leser dann leichter fallen, über das gelehrte Niveau der verschie-
denen Auslassungen in Betreff Mesha’s sich ein Urtheil zu bilden.
Wie in andern Fächern geschieht das Fortschreiten auch der
Epigraphik nicht so, dass die Wissenschaft in gerader Linie sich
weiter vorwärts schiebt, sondern gleichsam im Zickzack, indem
nach rechts und links abgeirrt, ein Weichen vom rechten Wege
durch das entgegengesetzte neutralisirt und so Fehler durch Fehler
gutgemacht wird. Wir sollen die Schriftzeichen richtig lesen und
auch ihren Sinn bestimmen, d. b. ein doppeltes Augenmerk haben,
das paläographische und das exegetische ; aber wir sehn mit zwei
Augen einfach, und daher kommt es, dass abwechselnd auf die
eine oder die andere der beiden Seiten sich die Aufmerksamkeit
heftet. Und zwar fiel der Löwenantheil, nachdem einige unerläss-
liche, nothdürftige Ergebnisse die Paläographie gewonnen hatte,
ein erstes Mal der Exegese zu. Man will schliesslich die festge-
LXIV. Jfthrg. 10. Heft 40
 
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