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to· 55· HEIDELBERGER 1871.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Verhandlungen des naturhistorisch - medizinischen
Vereins zu Heidelberg.

(Schluss.)
Uns scheint, dass es zu untersuchen sein wird, wie fern be-
stimmte von einander verschiedene Formen einzelner Schwamm-
arten zunächst wirklich den Charakter polymorpher Individuen,
nicht blos eine hochgradige Variabilität zeigen, indem einmal die
Gestaltungen nicht durch Mittelformen verbunden sind und zweitens
verschiedene physiologische Leistung auf der verschiedenen Gestal-
tung beruht. Andernfalls würden wir wohl in den verschieden ge-
stalteten mehr isolirten Individuen der Kalkschwämme kaum
etwas wesentlich über das hinausgehendes erkennen dürfen, was
in zusammengesetzten Schwämmen wie in Korallen an Verschieden-
heit der zusammengewachsenen Individuen als schon lange bekannt
vorausgesetzt werden kann.
In dem den Schluss bildenden Prodromus eines Systems der
Kalkschwämme gibt Häckel von solchen vierzig Gattungen mit
vorläufig 129, fast säinmtlich neuen, Arten: eine kolossale Ent-
wicklung über alles Erwarten hinaus. Da die Arten zwar genannt,
aber nicht beschrieben sind, müssen wir uns enthalten auf diesen
Theil der Häckel’schen Arbeit, die wohl bald ihre Vollendung er-
halten wird, näher einzugehen.
Es würde hiernach ein massgebender Abschluss für die Ge-
schichte der Kenntniss der Schwämme gefunden zu sein scheinen,
wenn nicht schon wieder, wenigstens ein leichtes dunkles Wölk-
chen den Frieden zu stören drohte, wir meinen die Arbeit von E.
Ehlers über eine neue Spongienform, Aulorhipis elegans, aus der
Bassstrasse und von der Marioninsel. Ich habe diesen höchst merk-
würdigen Schwamm selbst vor einiger Zeit an einem dem Herrn
Dr. Emil Bessels zugehörigen Exemplare wenigstens zu besichtigen
Gelegenheit gehabt und war im ersten Augenblicke eher geneigt
das seltsame einem höchst symmetrisch gezogenen Spalierbäumchen
ähnliche und aus der Oeffnung einer Wurmröhre vorstehende Ge-
bilde für die Deckelzier des Wurms als für einen Schwamm anzu-
sehen. Ehlers hat viel grössere Exemplare vor sich gehabt, als
jenes war und wie auch wir sie als Spongien erkannt, die in einer
Wurmröhre sich angesiedelt hatten, und welche in ihre Hornsubstanz
zahlreiche Fremdkörper, unter denen viele, aber überall als fremd
angenommene. Spongiennadeln, eingebettet hatten.
LXIV.Jahrg. 11. Heft.

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