Wiegand: Eudoxia.
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auf den Steinhaufen werfen. Auch Erwachsene üben noch diesen
uralten Brauch.« S. meine angeführte Anzeige von Simrock’s
Mythol. zu S. 143 »Nobiskrüge.« — Von den Kinderliedern hebe
ich hervor no. 47 (S. 236) »Kleines Büblein, kleines Büblein.«
S. Reinhold Köhler in Benfey’s Or. und Occid. II, 558 f. zu dem
jüdischen Osterliede: »Eins das weiss ich, einig ist unser Gott.«
— No. 164 (S. 260). »Es schickt der Bauer das Joggele aus.«
S. Reinhold Köhler in der German. V S. 643 ff. und meinen Auf-
satz über »Hottentottische Märchen« in Lazarus und Steinthal’s
Zeitschrift V S. 63; füge hinzu ein Zulumärchen von mir mitge-
theilt in den Heid. Jahrb. 1969 S. 506. — No. 189 (S. 267)
»Glockensprache.« S. Fiedler Volksreime und Volkslieder in Au-
balt-Dessau S. 92 f. no. 159, wo auch ein englischer Reim dieser
Art angeführt ist. Ebenso sagt die Glocke in Manfredonia (Neapel):
»Damme dotte« (d. h. gib mir, dann gebe ich dir); s. Basile’s
Pentam.II, 84 (meiner Uebers.). S. auch Rabelais 1. III ch. 27. 28.
Hiermit schliesse ich diese Anzeige von Zingerle’s ebenso an-
ziehender wie lehrreicher Sammlung, der wiederholte und nicht
minder vermehrte Auflagen zu wünschen sind, und nur die einzige
Bemerkung füge ich noch hinzu, dass Zingerle mit den Erklärungen
eigenthümlich Tiroler Ausdrücke künftig nicht so sparsam sein
möge, da seine Arbeit doch nicht blos für die Leser seiner Heimat
allein bestimmt ist.
Lüttich. Felix Liebrecht.
Eudoxia, Gemahlin des oströmischen Kaisers Theodosius II. Ein
culturhistorisches Bild zur Vermittlung des Humanismus und
des Christenthums, von Dr. Wilh. Wiegand, Director des
Gymnasiums zu Worms. Worms in Commission der H. Kräuter’-
schen Buchhandlung (Jul. Stern) 1871. gr. 8. IV u. 63.
Herr Director Wiegand in Worms, dessen philosophische Muse
die Gelehrtenschule schon mit mehr als einem Werke erfreut hat,
an dessen »Grundriss der Geschichte der Philosophie für Schüler
der obersten Gymnasialclasse«, sowie an dessen Uebersetzung dos
»platonischen Gottesstaates« sich gewiss mancher unsrer Leser so-
fort erinnern wird, derselbe beschenkt uns hier mit einer biogra-
phischen Arbeit von eigenthümlich paränetischem oder, allgemeiner
gesagt, tendenziösem Charakter. Es ist ein anziehendes Geschichts-
bild aus den letzten Tagen des hellenistischen Heidenthums, die
wundersamen Lebensscbicksale der Gemahlin des zweiten Theodo-
sius, der, als Schreibkünstler fast ebenso berühmt denn als Gesetze-
sammler, 42 Jahre lang (408—450) den Herrn von Ostrom vor-
stellte — zuerst unter der Regentschaft seiner Mutter Eudoxia, der
Witwe des Kaisers Arkadius, und nach deren Tode der SpielbaU
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auf den Steinhaufen werfen. Auch Erwachsene üben noch diesen
uralten Brauch.« S. meine angeführte Anzeige von Simrock’s
Mythol. zu S. 143 »Nobiskrüge.« — Von den Kinderliedern hebe
ich hervor no. 47 (S. 236) »Kleines Büblein, kleines Büblein.«
S. Reinhold Köhler in Benfey’s Or. und Occid. II, 558 f. zu dem
jüdischen Osterliede: »Eins das weiss ich, einig ist unser Gott.«
— No. 164 (S. 260). »Es schickt der Bauer das Joggele aus.«
S. Reinhold Köhler in der German. V S. 643 ff. und meinen Auf-
satz über »Hottentottische Märchen« in Lazarus und Steinthal’s
Zeitschrift V S. 63; füge hinzu ein Zulumärchen von mir mitge-
theilt in den Heid. Jahrb. 1969 S. 506. — No. 189 (S. 267)
»Glockensprache.« S. Fiedler Volksreime und Volkslieder in Au-
balt-Dessau S. 92 f. no. 159, wo auch ein englischer Reim dieser
Art angeführt ist. Ebenso sagt die Glocke in Manfredonia (Neapel):
»Damme dotte« (d. h. gib mir, dann gebe ich dir); s. Basile’s
Pentam.II, 84 (meiner Uebers.). S. auch Rabelais 1. III ch. 27. 28.
Hiermit schliesse ich diese Anzeige von Zingerle’s ebenso an-
ziehender wie lehrreicher Sammlung, der wiederholte und nicht
minder vermehrte Auflagen zu wünschen sind, und nur die einzige
Bemerkung füge ich noch hinzu, dass Zingerle mit den Erklärungen
eigenthümlich Tiroler Ausdrücke künftig nicht so sparsam sein
möge, da seine Arbeit doch nicht blos für die Leser seiner Heimat
allein bestimmt ist.
Lüttich. Felix Liebrecht.
Eudoxia, Gemahlin des oströmischen Kaisers Theodosius II. Ein
culturhistorisches Bild zur Vermittlung des Humanismus und
des Christenthums, von Dr. Wilh. Wiegand, Director des
Gymnasiums zu Worms. Worms in Commission der H. Kräuter’-
schen Buchhandlung (Jul. Stern) 1871. gr. 8. IV u. 63.
Herr Director Wiegand in Worms, dessen philosophische Muse
die Gelehrtenschule schon mit mehr als einem Werke erfreut hat,
an dessen »Grundriss der Geschichte der Philosophie für Schüler
der obersten Gymnasialclasse«, sowie an dessen Uebersetzung dos
»platonischen Gottesstaates« sich gewiss mancher unsrer Leser so-
fort erinnern wird, derselbe beschenkt uns hier mit einer biogra-
phischen Arbeit von eigenthümlich paränetischem oder, allgemeiner
gesagt, tendenziösem Charakter. Es ist ein anziehendes Geschichts-
bild aus den letzten Tagen des hellenistischen Heidenthums, die
wundersamen Lebensscbicksale der Gemahlin des zweiten Theodo-
sius, der, als Schreibkünstler fast ebenso berühmt denn als Gesetze-
sammler, 42 Jahre lang (408—450) den Herrn von Ostrom vor-
stellte — zuerst unter der Regentschaft seiner Mutter Eudoxia, der
Witwe des Kaisers Arkadius, und nach deren Tode der SpielbaU