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Anecdota Helvetica ed. Hagen.

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matibus Symphosii hoc legitur de glacie. Denn im Symphosius steht
dies nicht, und mehr Räthsel des Symphosius als wir haben, be-
sass das zehnte Jahrhundert auch nicht, da sonst diese nicht spur-
los verschwunden wären, während die andern in so zahlreichen
Abschriften besonders gerade von jener Zeit an überliefert wurden.
Vielmehr mag jenes Räthsel de glacie, in der Art des Symphosius
von einem Nachahmer desselben gedichtet sein. Desshalb hätte
auch aus dieser Stelle kein noch so zweifelnd ausgesprochener
Schluss auf die Zeit des Symphosius gezogen werden sollen. Seite
275—290 stehen die bisher unedirten Differentiae Ciceronis,
welchen praef. p. CXXXIII auch D if f er entia e Terentii zuge-
iügt sind — jedoch nicht, wie H. meint, weil sie auf den Gram-
matiker Terentius Scaurus zurückgehen, sondern weil man glaubte,
wie dem obersten Klassiker Cicero, so auch dem andern Meister
reiner und correkter Latinität, dem Dichter Terentius, ein solches
Synonymenbüchlein mit Fug zusprechen zu können? — Den Schluss
des Textes bilden unbedeutende orthographische Tractate und einiges
Mönchische de litteris. — Die praefatio dagegen enthält nun von
p. CXXXXVII an Spicilegii gr ammaiici capita tredecim, aus
welchen von vieler Gelehrsamkeit zeugenden Abhandlungen wir
folgende hervorheben. Erstens die Probiana (p. CLI), in welchen
des Probus Anmerkung zu Verg. Georg. IV 134 bedeutend vervoll-
ständigt ist, wobei indessen nicht äusser Acht zu lassen ist, was
Steup Rh. Mus. 1871 p. 314 ff. bemerkt, dass mehrfach Stellen
aus Diomedes als von Probus citirt werden und so sich auch diese
vollständig bei Diom. 341, 4—11 findet; sodann den Abschnitt
Oe Flaviano grammatico (p. CLXIII ff.).
In dem Grammatiker dieses Namens glaubte ehemals Keil
(Hermes I p. 333) den Flavius Sosipater Charisius zu erkennen;
Luc. Müller aber schob ihn später bis ins achte Jahrhundert hinab,
und Keil sprach darauf seine bedingte Zustimmung aus, jedenfalls
aber, meint er, habe dieser Flavianus den Charisius excerpirt.
Hagen nimmt nun Keils frühere Ansicht von der Identität des
Charisius und des Flavianus wieder auf und unterstützt sie durch
den schwerwiegenden Grund, dass sich alle Stellen — er führt
deren sechs auf — in welchen Flavianus citirt wird, bei Charisius
in der That wörtlich oder doch fast wörtlich wiederfinden. Die
Entstehung des Namens Flavianus aber glaubt H. so erklären zu
sollen, dass derselbe ex ipsius Charisii praenomine confictum erat.*}
Möglich wäre dies nun vielleicht, wenn auch keineswegs sehr wahr-
scheinlich; man wird aber folgender viel einfacheren Erklärung
gewiss gern beistimmeu. So sicher alle mit des Flavianus Namen
angeführte Stellen auf Charisius zurückgehen, eben so wenig steht

*) Zu p. CLXIV Anm. ist zu bemerken, dass die Endung „-aner“,
mit welcher wir die Anhänger einer wissenschaftlichen Schule bezeichnen,
sich auch in den Namen der juristischen Schulen der Proculeiani und
Sabiniani der Kaiserzeit vorfindet.
 
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