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5r. 48.

HEIDELBERGER

1871.

JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Bastian: Die Völker Asiens. VI.

(Schluss.)
Jetzt erwartet der Verfasser, dass wir uns mit Eifer auf die
Geschichte des himmlischen Reiches werfen. Er hat sie, wohl
wissend, dass eine zu detaillirte Darstellung derselben eine etwas
gefährliche Zumuthung an die himmlische Geduld sein würde, kurz
skizzirt, und doch Alles Wesentliche vorgebracht, was vom 12.
Jahrh. a. d. bis zum 7. p. d. passirt ist, zum Beweise, wie reich
das Material der Entwicklung im Reiche des Stillstandes war.
(S. 93 u. ff. vgl. S. 492 Anm.)
Wir sehen Alle, das gegenwärtige China fängt an, etwas Leben
zu bekommen; daher denke ich unmittelbarer zum Vortheile dos
Reiseberichts zu handeln, wenn ich mich bei der Uebersicht dessen
halte, was der Verfasser über die Zustände sagt. Ich lasse daher
das volle hundert Seiten und noch einige mehr unter meinen Augen
vorbeigleiten.
Zuerst macht die Theologie von sich reden, wenngleich die
Geistlichen in der Gesellschaft erst die Dritten im Range sind.
»Ta-shay sind«, sagt er, »die nationalen Schutzgötter (Laren),
Wang-shay die königlichen, Kwo-shay die des Staates, How-shay
die der Fürsten. Che-shay sind die vom Volke unter sich selbst
aufgestellten Laren. Privatgötter sind verboten. 25 Familien
mögen zusammentreten, um ihre gemeinsamen Schutzgötter zu be-
kennen, aber nicht eine geringere Zahl« (S. 114).
Die Chinesen also haben das bekannte Problem der Gewissens-
freiheit gelöst, — wird hier Mancher ausrufen. Aber wir dürfen
solche Unterbrechungen unmöglich gestatten, weil sonst derlei Va-
riationen mit den schwierigen Uebergängen in dem Reisebericht
des Herrn Verfassers wetteifern zu wollen scheinen könnten.*)
»Shoo-shay (Laren der Gelehrsamkeit) sind für die Ehren des
Confucius bestimmt«, heisst es dann weiter. »Ein frommes Kind,
da es nicht über den genauen Platz gewiss ist, wo sich der Geist
finden möge, opfert innerhalb des Thorweges, wo Gäste ein- und
ausgehen. She oder Ke ist der vermeintlich die Erde beseelende
Geist, als Teh-ke (Erdengeist). Li Pai Yeh ist Tag der Verehrung.
Die Shin sind die himmlischen Götter, die Alles hervorziehen und
*) Es gibt übrigens freie (buddhistische) Gemeinden, S. 139. Anm.
LXIV. Jahrg. 10. lieft. · 48
 
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