Bastian: Die Völker Asiens. VI.
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erlangen: 1) den Grad des blühenden Talents (Sin-tsai), 2) den
Grad des Magisters (Kio-jin), 3) den Grad des Doctors (Tsin-tse),
und 4) den Grad des Akademikers. Wie heisst der fünfte (cf. S. 324)?
Dem Alter geben die Chinesen auf den verschiedenen Stufen
von Decennium zu Decennium besondere Bezeichnungen. Das Alter
von 100 Jahren ist »des Alters Ende«, 90 Jahre sind das Alter
der »Hinschleppung«, 80 Jahre: »eingerostetes Gesicht«, 60 der
»beschlossene Kreislauf«. »Das Alter von 50 Jahren ist der "er-
kannte Irrthum’, von 40 die politische Geeignetheit’, von 30 "Stärke
und Heirath’.« Doch werden, fügt der Verfasser hinzu, Ehen meist
schon bei 20 Jahren geschlossen. (S. 181.)
Das Heirathen ist Beschränkungen unterworfen. Z. B. sind
Heirathen unter Personen gleicher Familiennamen verboten, ebenso
zwischen Blutsverwandten. (S. 323.*) Ferner: Hohe Beamte dürfen
nicht innerhalb des von ihnen verwalteten Districtes heirathen
(S. 325). Bräute sind ein Handelsartikel; wenigstens gilt dies
nach dem Verfasser von den Städten Yongschewfu, Suschewfu und
Kiangnon, von wo die dort erzogenen Schönheiten überall hin ver-
kauft werden. Die Braut schickt einem Geliebten, den sie nur aus
den Beschreibungen der Kupplerin kennt, den Schuh des verkrüp-
pelten Fusses als Zeichen der — Schönheit. (S. 171.) Das würde
anderwärts etwa der Sitte entsprechen, die Photographie zu schicken.
Der Verfasser fügt hinzu, das sei von einer Kaiserin eingeführt
worden.
Freier lassen es sich je nach Umständen hohe Summen kosten.
Mandarinen, sagt der Verfasser, zahlen gewöhnlich 6000 Taels für
eine Frau. Arme entnehmen oft ein Mädchen den Findelhäusern,
um es im Hause als künftige Ehefrau des Sohnes erziehen zu las-
sen. (S. 183.)
Die Hosen, so bemerkt der Verfasser bezüglich der Frauen-
tracht, werden über dem Knöchel zusammengebunden, wogegen die
langen Aermel die Hände bedecken. Äusser falschem Haar (das
natürliche zu verlängern) tragen die Damen die Figur des Vogels
Fong-whang als Kopfschmuck. (S. 171.)
Bestimmungen darüber, wie Sommer- und Winter-Costüm zu
ändern ist, liegt den Mandarinen ob. Die niederen Stände sind,
was die Wahl der Farbe betrifft, an eine Bestimmung des Confu-
cius gebunden, wonach sie nur dunkel gekleidet gehen dürfen, Roth,
Blau oder Schwarz. (S. 171.)
Das Ende ist der Tod, mit dem auch die Chinesen Bekannt-
schaft unterhalten. Ueber die Vorstellung, die sie sich von ihm
machen, lautet eine Stelle bei dem Verfasser (S. 226) so: »Die
Dauer des menschlichen Lebens, so beginnt er, ist bei der Geburt
des Menschen schon bestimmt, und es ist deshalb nutzlos, die
*) Oder die Neuvermählten müssen sich je 60 Hiebe gefallen lassen.
S. 475.
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erlangen: 1) den Grad des blühenden Talents (Sin-tsai), 2) den
Grad des Magisters (Kio-jin), 3) den Grad des Doctors (Tsin-tse),
und 4) den Grad des Akademikers. Wie heisst der fünfte (cf. S. 324)?
Dem Alter geben die Chinesen auf den verschiedenen Stufen
von Decennium zu Decennium besondere Bezeichnungen. Das Alter
von 100 Jahren ist »des Alters Ende«, 90 Jahre sind das Alter
der »Hinschleppung«, 80 Jahre: »eingerostetes Gesicht«, 60 der
»beschlossene Kreislauf«. »Das Alter von 50 Jahren ist der "er-
kannte Irrthum’, von 40 die politische Geeignetheit’, von 30 "Stärke
und Heirath’.« Doch werden, fügt der Verfasser hinzu, Ehen meist
schon bei 20 Jahren geschlossen. (S. 181.)
Das Heirathen ist Beschränkungen unterworfen. Z. B. sind
Heirathen unter Personen gleicher Familiennamen verboten, ebenso
zwischen Blutsverwandten. (S. 323.*) Ferner: Hohe Beamte dürfen
nicht innerhalb des von ihnen verwalteten Districtes heirathen
(S. 325). Bräute sind ein Handelsartikel; wenigstens gilt dies
nach dem Verfasser von den Städten Yongschewfu, Suschewfu und
Kiangnon, von wo die dort erzogenen Schönheiten überall hin ver-
kauft werden. Die Braut schickt einem Geliebten, den sie nur aus
den Beschreibungen der Kupplerin kennt, den Schuh des verkrüp-
pelten Fusses als Zeichen der — Schönheit. (S. 171.) Das würde
anderwärts etwa der Sitte entsprechen, die Photographie zu schicken.
Der Verfasser fügt hinzu, das sei von einer Kaiserin eingeführt
worden.
Freier lassen es sich je nach Umständen hohe Summen kosten.
Mandarinen, sagt der Verfasser, zahlen gewöhnlich 6000 Taels für
eine Frau. Arme entnehmen oft ein Mädchen den Findelhäusern,
um es im Hause als künftige Ehefrau des Sohnes erziehen zu las-
sen. (S. 183.)
Die Hosen, so bemerkt der Verfasser bezüglich der Frauen-
tracht, werden über dem Knöchel zusammengebunden, wogegen die
langen Aermel die Hände bedecken. Äusser falschem Haar (das
natürliche zu verlängern) tragen die Damen die Figur des Vogels
Fong-whang als Kopfschmuck. (S. 171.)
Bestimmungen darüber, wie Sommer- und Winter-Costüm zu
ändern ist, liegt den Mandarinen ob. Die niederen Stände sind,
was die Wahl der Farbe betrifft, an eine Bestimmung des Confu-
cius gebunden, wonach sie nur dunkel gekleidet gehen dürfen, Roth,
Blau oder Schwarz. (S. 171.)
Das Ende ist der Tod, mit dem auch die Chinesen Bekannt-
schaft unterhalten. Ueber die Vorstellung, die sie sich von ihm
machen, lautet eine Stelle bei dem Verfasser (S. 226) so: »Die
Dauer des menschlichen Lebens, so beginnt er, ist bei der Geburt
des Menschen schon bestimmt, und es ist deshalb nutzlos, die
*) Oder die Neuvermählten müssen sich je 60 Hiebe gefallen lassen.
S. 475.