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96

Verhandlungen des naturhistorisch-medizinischen Vereins.

Die M i n e r a 1 s ä u r e n.
Schwefelsäure und Salzsäure — von andern Mineralsäuren
kann nicht wohl die Rede sein — würden, wie schon angedeutet,
als Desinfektionsmittel den Auswurfstoffen zugesetzt, vom chemi-
schen Gesichtspunkte aus Einiges zu leisten im Stande sein. Sie
w'iirden das Ammoniak binden und somit den s t ä n d i g e η H aup t -
geruch schlecht eingerichteter Latrinen beseitigen,
und gleichzeitig durch dieselbe Reaktion den Dünger-
werth erhöhen. Freilich würde gerade die billigere Salzsäure durch
die unliebsame Zugabe ihrer eignen Substanz auch wieder das Umge-
kehrte bewirken. Dem Schwefelwasserstoffe und überhaupt dem beim
Entleeren durch Ausschöpfen entstehenden Gerüche gegenüber würden
die Säuren weniger zu leisten vermögen als der Eisenvitriol. Vom
hygienischen Gesichtspunkte aus würde der Zusatz von Säuren
eine völlig gleichgültige Operation sein, und in techni-
scher Hinsicht würden demselben ernstliche Bedenken ent-
gegenstehen.
Salze von schweren Metallen.
Die hygienische Wirksamkeit der Carbolsäure konnte auf
deren Verhalten den eiweissartigen Stoffen gegenüber zurückgeführt
werden, und der Gedanke liegt nahe, andere in dieser Beziehung
ähnliche Substanzen als Desinfektionsmittel heranzuziehen. In der
That werden auch z. B. bei der Holzconservirung eine ganze Reihe
von Metallsalzen, Quecksilber-, Kupfer-, Zinksalze, welche auch
grossentheils die Neigung haben, Proteinstoffe aus ihren Lösungen
auszufällen, mit Vortheil neben den schweren Theerölen verwendet.
Diese Salze würden ohne allen Zweifel zur Desinfektion wenigstens
theilweise Verwendung finden können und dabei hygienisch Gutes
leisten ; allein sie bleiben hievon aus einer Reihe von Gründen aus-
geschlossen. Einmal wirken sie sammt und sonders, mit Ausnahme
der Quecksilbersalze, nicht so energisch wie die Carbolsäure ; diese letz-
teren sind dagegen sehr viel theurer. Dann sind die Metallsalze entweder
nicht flüchtig und darum in vielen Fällen, wo die desinficiren-
den Substanzen auch auf ihre Umgebung einwirken sollen, minder
wirksam, oder diese Flüchtigkeit gereicht gerade der mensch-
lichen Gesundheit, der sie sammt und sonders ohne allen Ver-
gleich viel nachtheiliger sind als die Carbolsäure, zum Schaden.
Wir brauchen diesen grossen Nachtheilen gegenüber gar nicht von
der völligen Entwerthung der Auswurfstoffe (welche
eine Folge sein würde des Vermischens mit jenen Metallsalzen)
für die Lanuwirthschaft zu sprechen, und ebenso wenig
von den grossen technischen Schwierigkeiten, die im Gefolge jener
Methoden unfehlbar erscheinen würden.
(Schluss folgt.)
 
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