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Br. 23. HEIDELBERGER XS7S.
JAHRBÜCHER DER LITERATUR.

Hüb sclimann: Ein zoroastrisches Lied.

(Schluss.)
Es wird darum auch Y. 44, 5 bei dieser passiven Auffassung
des Infinitivs grüidyäi sein Bewenden haben müssen, in gleicher
Weise wird der Passiv aori erst gravi (32, 7.44, 10) mit sprechen
von der Tradition übersetzt, es heisst ferner gravanh Wort, fragrüiti
Gesang, im Neupersischen gurüden singen, gurüd Gesang, Rede.
Auch paouruyö wird besser mit der Tradition als ein adverbialer
loc. sg. gefasst, (zuerst, am Anfänge) es ist daher mit agrvätem,
nicht mit mainyu zu verbinden, man vergl. 36, 1. wo ein Dual ganz
unstatthaft ist, in 44, 2. gehört paouruyß zu anhöus, nicht zu
mainyu, paouruyö anheus ist dem anheus apdme entgegengesetzt.
Man wird auch gewiss zum wenigsten nichts verschlimmern wenn
man wegen qafnä bei der traditionellen Bedeutung bleibt, also
qa-fnä trennt; fnä wäre dann eine Anhängsilbe wie paithya,
pashiya, vielleicht lässt sich gr. ’άφνω, εξαπίνης, έξαίφνης ver-
gleichen, auch lat. sponte würden wir gern hierher ziehen wenn es
anginge. Wir glauben hiermit gezeigt zu haben, dass die Tradition
ein eben so wichtiger Factor bei der Erklärung des Avesta sei,
die Gäthäs mit eingeschlossen, wie die Sprachvergleichung, dass
namentlich die letztere nicht verschmähen dürfe von der ersten sich
leiten zu lassen wo es irgend angeht.
An diesen allgemeinen Bemerkungen über den Nutzen der
Tradition könnte es Ref. bewenden lassen und auch hinsichtlich
seiner eigenen Uebersetzung würde er sich gerne mit dem Ver-
dienste begnügen, im Allgemeinen den .richtigen Weg gezeigt zu
haben, ohne darum für die Einzelnheiten einzustehen. Wir sind
nicht so verblendet, unsere eigene Uebersetzung für einen wün-
schenswerthen Abschluss der Untersuchung zu halten, auch finden
wir es selbstverständlich, dass andere, später unternommene Ueber-
setzungen einen Fortschritt gegen die älteren bekunden. Wenn
wir, ungeachtet dieser Erwägungen den Erklärungen des Hrn. Verf.
gegenüber grossentheils auf unserer frühem Ansicht bestehen blei-
ben, so wird man leicht errathen, dass der Grund davon die schon
oben berührte Verschiedenheit der Methode ist, durch sie werden
wir verhindert, Hrn. H. selbst an solchen Stellen Recht zu geben,
wo wir diess sehr gern thun würden. Natürlich können wir hier
nicht alle Fälle ausführlich besprechen, dazu wäre eine Schrift,
LXV. Jahrg. 6. Heft. · 28
 
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