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432 Hübschmann: Ein zoroastrisches Lied,
merkungen über die Wurzel ban, mit welcher Hr. H. gewiss das
Richtige getroffen hat. Er hat nachgewiesen, dass ban in der alten
Uebersetzung mit vlmärinit wiedergegeben ist und ban folglich
krank sein bedeuten muss; im Caussativum aber krank machen,
kränken; dass daher das bis jetzt dunkle Particip banta, krank,
auf ban zurückzuleiten ist. Durch diese Wahrnehmung erklärt sich
auch die bisher dunkle Stelle Vd. 22, 19: avantemcit bandayeiti
(bandemcit) drum kerenaoiti: «Den Nichtkrankenmacht er krank,
den Kranken macht er gesund.» Dieser Sinn passt trefflich in
den Zusammenhang des ganzen Kapitels, auch sieht man, dass die
Huzväresch - Uebersetzung den Sinn derselben Stelle ganz richtig
wiedergegeben hat und dass es sich nur darum handelte sie zu
verstehen. Man sieht auch, dass band dieselbe Bedeutung hat wie
ban und dass letzteres wahrscheinlich nur eine Verkürzung des
erstem ist; darum ist auch die vom Ref. gewählte Lesart der
Vendidäd-sädes nicht falsch, auch band awird krank heissen ebenso
wie das in den Gäthas öfters gebrauchte bendvö, welches ebenso
erklärt wird, selbst im Neupersischen heisst bend noch moeror,
aerumna (vergl. skr. bädh, gr. πάΰχω πέπον&α). Es bestätigt
diese Wahrnehmung, welche eine ganze Reihe dunkler Wörter er-
klärt, von Neuem die vom Ref. schon so oft gemachte Erfahrung,
dass richtige Erkenntniss der Bedeutung altbaktrischer Wörter nicht
von der Tradition ab, sondern zu ihr hinführt. Aber auch an
mehreren anderen Stellen würde Hr. H. besser der Tradition gefolgt
sein, so kann z. B. in der dritten Strophe agrvatem keinen Palls
übersetzt werden «sie stellen sich dar», es müsste wenigstens heis-
sen «sie stellten sich dar», denn wir haben es auch nach Hrn. H.’s
Auffassung mit einer Aoristform zu thun. Die Tradition hat aber
unzweifelhaft Recht, wenn sie agrvätem übersetzt «sie sprachen.»
Die Wurzel 91U hat nämlich die Bedeutung sprechen im Passiv,
mag dieses nun durch Zusatz der Silbe ya oder mit den blosen
Medialendungen gebildet sein,*) der Bedeutungsübergang ist daher :
gehört werden, sich hören lassen, sprechen,

*) Ref. hat agrvätem niemals für eine Activform gehalten, es ist aber
klar, dass man nach Analogie des Sanskrit a§vrätanm erwarten würde und
bei dem grossen Mangel an Dualformen ist es schwer zu entscheiden ob sich
tanm in tem abgeschwächt hat oder ob letztere Endung aus dem Activ ins
Medium gedrungen ist.

(Schluss folgt.)
 
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