Lindau: Moli^re.
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Resultate, welche er gefunden, so zu veröffentlichen, wie er sie
gefunden. Er fürchtete ungelesen, jedenfalls von der grossen Mehr-
zahl unverstanden zu bleiben. Er übersetzte,' wenn man so sagen
darf, sein eigenes Werk aus der Ursprache der Analysis erst in
die Sprache alter Geometrie. An vielen Stellen ist dieses unan-
genehm bemerklich , und der deutsche Herausgeber hat in seinen
Erläuterungen meistens die Rückübersetzung übernommen, hat viel-
fach in der uns Neueren geläufigeren Form der Infinitesimalrech-
nung den Sinn der subtileren rein geometrischen Betrachtungen
Newtons enthüllt. Der Leser wird in den meisten Fällen für diese
Erleichterung dankbar sein. Cantor.
Lindau, P.< Moliere. Eine Ergänzung der Biographie des Dichters
aus seinen Werken, Mit dem photographischen Bildniss des
Dichters nach der Horidon'schen Büste. Leipzig 1872. Joh.
Ambros. Barth.
Jedes Land hat seinen ihm eigenthümlichen Charakter; das
macht das Klima, wie Buckle meint, der Boden, wie Bastian neuer-
dings zeigt, und ausserdem noch eine innere in den Völkern selbst
zu suchende Ursache, wie Peschei einmal im «Ausland» andeutete,
kurz die Geographie des Landes·. Aber dem entspricht, das ist
eine Folgerung daraus, der eigenartige Charakter der Nation,, der
dem Lande Namen und Bedeutung gibt. Aus der Nation schliessen
wir dann auf die Nationalen, d. h. auf ihre Angehörigen, bis sich
aus ihr je nach den verschiedenen Richtungen ihres geistigen oder
praktischen Arbeitens Typen erheben, die selbst für sich Anspruch
haben, Gegenstand des Studiums zu sein. Innerhalb ihrer allge-
meinen Grenzen werden dieselben der' Nachfrage ausgesetzt sein,
wer mehr oder weniger das Wesen seiner Nation bekannt und ge-
schärft habe? Dagegen lautet zwischen den, Nationen die Frage,
wie dieser Typus, wie jener beschaffen sei? So werden wir, um
dies an Beispielen zu erläutern, geeigneter fragen, ob der Dorer
(Spartaner) mehr Grieche war, weil er alle Aufmerksamkeit auf
Stärkung des Körpers legte, als der Joner (Athener), der alle Auf-
merksamkeit auf Verschönerung der Form richtete? Andererseits
wird die Frage lauten, wie es komme, dass der Grieche mehr im
Widerschein empfangener Eindrücke producire, dagegen der Römer
im Uebermass des Dranges den Eindrücken zuvorkomme, daher
nicht vorbereite, sondern ausbeute?
Die Typen bei den Griechen werden sich mit dem Sinn für
Schönheit verbinden, die Typen bei den Römern mit dem Sinn
für Kraft. Ferner werden als Muster für Leistungen dort Künstler
(Bildhauer), hier Staatsmänner (Feldhcrrn) aufgestellt werden.
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Resultate, welche er gefunden, so zu veröffentlichen, wie er sie
gefunden. Er fürchtete ungelesen, jedenfalls von der grossen Mehr-
zahl unverstanden zu bleiben. Er übersetzte,' wenn man so sagen
darf, sein eigenes Werk aus der Ursprache der Analysis erst in
die Sprache alter Geometrie. An vielen Stellen ist dieses unan-
genehm bemerklich , und der deutsche Herausgeber hat in seinen
Erläuterungen meistens die Rückübersetzung übernommen, hat viel-
fach in der uns Neueren geläufigeren Form der Infinitesimalrech-
nung den Sinn der subtileren rein geometrischen Betrachtungen
Newtons enthüllt. Der Leser wird in den meisten Fällen für diese
Erleichterung dankbar sein. Cantor.
Lindau, P.< Moliere. Eine Ergänzung der Biographie des Dichters
aus seinen Werken, Mit dem photographischen Bildniss des
Dichters nach der Horidon'schen Büste. Leipzig 1872. Joh.
Ambros. Barth.
Jedes Land hat seinen ihm eigenthümlichen Charakter; das
macht das Klima, wie Buckle meint, der Boden, wie Bastian neuer-
dings zeigt, und ausserdem noch eine innere in den Völkern selbst
zu suchende Ursache, wie Peschei einmal im «Ausland» andeutete,
kurz die Geographie des Landes·. Aber dem entspricht, das ist
eine Folgerung daraus, der eigenartige Charakter der Nation,, der
dem Lande Namen und Bedeutung gibt. Aus der Nation schliessen
wir dann auf die Nationalen, d. h. auf ihre Angehörigen, bis sich
aus ihr je nach den verschiedenen Richtungen ihres geistigen oder
praktischen Arbeitens Typen erheben, die selbst für sich Anspruch
haben, Gegenstand des Studiums zu sein. Innerhalb ihrer allge-
meinen Grenzen werden dieselben der' Nachfrage ausgesetzt sein,
wer mehr oder weniger das Wesen seiner Nation bekannt und ge-
schärft habe? Dagegen lautet zwischen den, Nationen die Frage,
wie dieser Typus, wie jener beschaffen sei? So werden wir, um
dies an Beispielen zu erläutern, geeigneter fragen, ob der Dorer
(Spartaner) mehr Grieche war, weil er alle Aufmerksamkeit auf
Stärkung des Körpers legte, als der Joner (Athener), der alle Auf-
merksamkeit auf Verschönerung der Form richtete? Andererseits
wird die Frage lauten, wie es komme, dass der Grieche mehr im
Widerschein empfangener Eindrücke producire, dagegen der Römer
im Uebermass des Dranges den Eindrücken zuvorkomme, daher
nicht vorbereite, sondern ausbeute?
Die Typen bei den Griechen werden sich mit dem Sinn für
Schönheit verbinden, die Typen bei den Römern mit dem Sinn
für Kraft. Ferner werden als Muster für Leistungen dort Künstler
(Bildhauer), hier Staatsmänner (Feldhcrrn) aufgestellt werden.