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Brodersen, Kai; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Wahn Welt Bild: die Sammlung Prinzhorn ; Beiträge zur Museumseröffnung — Berlin, Heidelberg [u.a.], 46.2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.4062#0055

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Carl Schneider, die Bildersammlung, die Künstler und der Mord

Maike Rotzoll, Bettina Brand-Claussen, Gerrit Hohendorf

Zusammenfassung

Auch Patienten-Künstler, deren Werke zu Beginn des 20. Jahrhunderts
in die Sammlung Prinzhorn aufgenommen wurden, starben später
durch die nationalsozialistische „Euthanasie". Öffenthchkeitswirksam
wurde diese Tatsache im polemischen Schlagwort „Beutekunst für den
Hörsaal der Mörder" gegen den Verbleib der Sammlung Prinzhorn
am Standort Heidelberg verwandt. Abgesehen von aktueller tagespo-
litischer Argumentation scheint das Schicksal der Patienten-Künstler
im Nationalsozialismus jedoch kaum Interesse gefunden zu haben;
der Frage, wie viele und welche Künstler durch die „Euthanasie" getö-
tet wurden, ist bisher niemand systematisch nachgegangen.
In diesem Beitrag werden die Rolle der Heidelberger Psychiatrischen
Klinik und ihres damaligen Leiters Carl Schneider, für die „Euthana-
sie" und ihre Verbindung zur etablierten Wissenschaft von entschei-
dender Bedeutung, sowie die Geschichte der Sammlung Prinzhorn
im Nationalsozialismus kurz dargestellt. Anschließend berichten wir
über das Schicksal der Ermordeten.

Einleitung

Die Heidelberger Psychiatrische Klinik hat eine besondere geschichtliche
Last zu tragen: ihre Schrittmacherfunktion im Nationalsozialismus für eine
wissenschaftlich fundierte „Euthanasie". Damit diese Vergangenheit nicht zur
bloßen Historie wird, die man distanziert als etwas bereits Bewältigtes betrach-
ten kann, sehen wir es als Aufgabe und Herausforderung an, uns immer wieder
mit diesem Kapitel der Klinikgeschichte, die mit der Geschichte der Sammlung
Prinzhorn eng verknüpft ist, mit Opfern und Tätern auseinanderzusetzen.

„Beutekunst für den Hörsaal der Mörder" (Abb.i.) - so lautet das Motto der
Gegner dieses Museums, derjenigen, die in einem auch öffendich ausgetragenen
 
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