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Brodersen, Kai; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Wahn Welt Bild: die Sammlung Prinzhorn ; Beiträge zur Museumseröffnung — Berlin, Heidelberg [u.a.], 46.2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.4062#0121

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Manisch-depressive Erkrankungen und Kreativität

Andreas Marneros

Alles Schlimme enthält auch Gutes

Der vorliegende Beitrag steht in einer symbolischen Interaktion mit der
Geschichte der Heidelberger Psychiatrischen Universitätsklinik. Sein Thema
hat nämlich eine janusköpfige Gestalt, so wie in manchen Aspekten auch die
Geschichte der Heidelberger Psychiatrie: Sie vereint Glorie und Tragik, Tri-
umph und Niederlage in einem - Mundt, Hohendorf und Rotzoll (2001) haben
dies kürzlich eindrucksvoll dargestellt. Die antithetischen Gestalten von Hans
Prinzhorn einerseits, Carl Schneider und Wilhelm Weygandt andererseits sind
repräsentative Beispiele einer „antibiotischen Symbiose" in der Heidelberger
Psychiatriegeschichte, in der deutschen Psychiatriegeschichte, in der deutschen
Geschichte. Problematisch und antithetisch ist auch das Thema „Manisch-
depressive Erkrankung und Kreativität".

Aus vielerlei Gründen fühle ich mich zu diesem Thema hingezogen, nicht nur
weil ich mit meinem Buch „Hitiers Urenkel" (Marneros 2002a) eine „Apologie
eines Wahldeutschen" geschrieben habe, sondern auch aus wissenschartlich-
pragmatischen Gründen: Mein Interesse an den bipolaren Störungen führte
mich unausweichlich nicht nur zu Emil Kraepelin und Karl Kleist, sondern auch
zu Wilhelm Weygandt - dem Heidelberger Widersacher Hans Prinzhorns, dem
Wetteiferer gegen die sogenannte „entartete Kunst" gegen die „Entarteten".
Gerade für diesen Wilhelm Weygandt, dessen politische bzw. kunstwissenschaft-
liche Ansichten Angst und Empörung erzeugen, musste ich bereits Plädoyers
halten, und zwar für seine anderen wissenschaftlichen Leistungen im Bereich
der bipolaren Erkrankungen (Marneros 1999,2002b, Angst und Marneros 2002).
Wilhelm Weygandt ist nämlich der Autor des ersten Buches in der Weltliteratur
über sogenannte „Mischzustände", und er hat dieses Konzept praktisch etabliert.
Man muss also differenzieren. Auch mein Thema ist ein heikles Thema, es kann
missverstanden werden. Ich werde versuchen, Missverständnissen vorzubeugen,
indem ich Limitierungen und kritische Einstellungen aufzeige.
 
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