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Brodersen, Kai; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Universitäts-Gesellschaft <Heidelberg> [Hrsg.]
Heidelberger Jahrbücher: Wahn Welt Bild: die Sammlung Prinzhorn ; Beiträge zur Museumseröffnung — Berlin, Heidelberg [u.a.], 46.2002

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https://doi.org/10.11588/diglit.4062#0395

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Kunst hat einen transitorischen Körper 333

sicheren Grenzen Experimentierfreudigkeit, Abenteuergeist und das Ent-
decken neuer Ausdrucksmöglichkeiten, auch bei angst- und schmerzbesetz-
ten Inhalten.

• Nicht zuletzt sehe ich dieses Projekt als die wertvolle Erfahrung eines ver-
antworüichen Umgangs mit Kunst in einem therapeutischen Raum, wo es
darum geht, ihr Potenzial nicht zu verwässern und gleichzeitig die Erfah-
rungen der Patienten zu bewahren. Diese Erfahrungen können auch einem
medizinischen Team vermittelt werden, damit es einen neuen Zugang zum
Patienten und dessen kreativem Potenzial gewinnt.

Auf diesem Feld bedarf es der Sensibilität des Künstlers ebenso wie der Sen-
sibilität des Therapeuten. Weder Kunst noch Therapie können heilen, aber sie
können Wirklichkeiten neu erlebbar machen und etwas in Bewegung bringen.
Bei aller Unterschiedlichkeit ist ihnen dieses Abenteuer gemeinsam. Ich möchte
daher mit einem Zitat der amerikanischen Künstlerin Agnes Martin schließen,
das meiner Meinung nach nicht nur das Wesen eines künstlerischen, sondern
auch eines therapeutischen Prozesses eingefangen hat, und das etwas von mei-
ner Erfahrung mit den Patienten wiedergibt, die in der Gruppe zu „Künstlern"
wurden:

„Der Abenteuergeist ist ein hohes Haus. Um das Leben zu genießen, muss man
den Abenteuergeist einfangen und behalten. Das Hauptmerkmal des Abenteuers
ist, dass es ein Voranschreiten in unbekanntes Gebiet ist. Die Freude am Aben-
teuer ist unerklärlich. Das ist das Anziehende des Kunstwerkes. Es ist abenteu-
erlich, mühselig und freudvoll."11

11 A.Martin 1992, S.25.
 
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