binde bmauf augetubyit. trug, das Handt,
Hände entblößt, das Bild echter Manneskraft.
Als Michael an den Keſſel trat, um ſeine Suppe
in Empfang zu nehmen, kam Norrmann zu ihm heran.
„Michailowitſch,“ ſprach er mit ſeiner kräftigen, ö
volltönenden Stimme, daß es Alle vernahmen, „hat
man Dir in dieſer Nacht etwas zu leide gethan?“
„Nein, Herr!“
„Ich hörte das rohe Gelächter und Geſchrei auf
dem Gange, “fuhr der Oberinſpektor fort, „und meinte,
es gelte dem Ankömmling.“
„Es war nicht böß gemeint,“ eutſchuldigte Michael
„Sie wollten mich nur erheitern.“
„Ich wollt' es auch Keinem rathen, ihm zu nahe
zu treten!“ ſprach Norrmann und ſein Blick flog dro-
hend wie ein Blitz über die Sträflinge. „Auch der
Lärm in den Schlafſälen unterbleibt!“
Als die Gefangenen in das Haus zurückkehrten,
drängte ſich Fahreuwald an Michailowitſch.
„Höre,“ ſagte er, mix war ſehr bange, Du wür-
deſt ſie Kerag dann hätten ſie Dich in dieſer Nacht
halb todt geſchlagen.“
„ Wie ſollt' ich!
lich genng2 ö
„Hm, Die ſnd nicht, unglücklich, ſagte Fabren-
wald lachend; „die meiſten von ihnen fühl en ſich hier
ganz wohl. Was ſehlt ihnen hier?
Winter, wo Tauſende freie Arbeiter hungern und frie-
ren, Dach und Fach, Kleidung und Nahrung. Viele,
Jene.
Sind ſie nicht dhnehin unglück-
wenn ſie frei werden, ſtreben nur darnaͤch, wieder hie-
Freilich, der jetzige Direktor verlei-
denn er iſt ein
ſind ſeine höchſte
ber zu kommen.
det ihnen den Aufenthalt bedeutend,
grauſamer Kerl und Exekutionen
Luſt; aber ſo lange wir den Oberinſpektor haben, iſt
das Zuchthaus immer ein ganz. aber unerſe Aufent-
halt für ſie. Er iſt zwar ſtreng, aber uner ſchütterlich
gerecht.“
Oben im A lrbeitsſaale ſagte dendelbacher zu Mi-
chailowitſch mit höhniſchem Tone:
„Warum hat Dich denn der Oberinſpektor nicht
ſchon⸗ heute Nacht, als er Dich zu tröſten kam, gefragt:
„hat man Dir in dieſer Nacht etwas zu leide gethan?“
Bei den letzten Worten ahmte er die Stimme
Norrmann's nach.
Vch weiß nicht, Kendelbacher!“ ſagte Michael er-
röthend.
Na, dann will ich Dir es ſagen! Er fragte da-
rum erſt heute früh, um uns zu drohen. Aber 's
ſchad't nichts; er iſt zwar ſtreng, aber gut und hat
noch nie einen aushauen laſſen, wie der — Hund es
alle Men thut, denn der hat weiter keine Freude,
als Menſchen „um Gottes willen““ zu quälen. Es
war übrigens ſchr klug von Dir, daß Du nicht petz
teſt; das Dir ſchlecht bekommen!“
„Willſt D
Michailowitſch ihm daſſelbe hinhaltend.
„Na, warum werd' ich denn das nicht wollen? Zu
ſolchen Gefälligkei iten bin ich immer gern bereit!“ ant-
wortete jener und ließ die große „Kule“
ſowie die
Michael bei ſeiner harten Arbeit zu ſehen.
trat gerade aus dieſem Saale der Direktor heraus,
von dem Aufſeher der hier arbeitenden Gefangenen ge-
Sie haben im.
und ihm geſagt, daß aller
Du nicht mein Brod eſſen?“ fragte ihn
Brod, wie! fangenen gingen hinab.
1⁰
die e Gefangenen das Deputat zu nennen hreten, mit
Lergaublier Schnelligkeit verſchwinden.
Nachmitkags, ehe Brod und Bier vertheilt wurden,
ging der Oberinſpektor auf dem Gange vor den Ar-
beitsſälen umher. Seine Unruhe trieb ihn immer hier-
her und doch hatte der ſtarke Mann nicht den Muth,
in den einen Saal hinein zu treten und den armen
Jetzt aber
folgt. Eine Angſt um ſeinen Schützling überkam Norr-
mann; er hörte im Arbeitsſaal lantes Lachen und ſo
trat er ſchnell in denſelben ein.
„Was giebt's?“ fragte er in furchtbarem Tone
und die Gefangenen, welche alle auf einem Punkte ver-
ſammelt geweſen, eilten erſchrocken an ihre Arbeit.
Er ſah, daß Michael der Mittelpunkt dieſer Verſamm-
lung war, der mit Thränen gebadetem Antlitz im Saale
daſtand. „Warum arbeiteſt Du nicht, Michailowitſch?“
fragte er ihn.
Zitternd und. ſchluchzend ſtreckte ihm dieſer ſeine
von der Arbeit blutenden Hände entgegen. ö
105 “ rif Norrmänn Ichmerflich, doch ſich ſchnell
faſſend, ſetzte er hinzu: „Die Arbeit. muß heut Abend
gemacht ſein!“
„Das hat ihm auch eben der Direktor geſagt,“
ergriff Kendelbacher lachend das Wort, „und daß es
heute Abend noch Hiebe ſetze, wenn ſie nicht gemacht
ei. Darum weint er. Ich hab' ihn ſchon getröſtet
Anfang ſchwer iſtz wenn
aber ſein Bicket erſt'mal ſo abgegerwt iſt, wie der
unſrige, wird er um ſo' U vaar lumpige Hiebe nicht
mehr weinen!?
„Da Dir die Sache ſo lächerlich erſcheint, 10 wirſt
Du jeden Tag die fehlende Arbeit des Michailswitſch
noch zu der Deinigen machen! 1* befahl der Oberinſpektor.
„Aber —
„Wie, Du wagſt zu widerſprechen?“ rief Rorrmann
in einem Tone, der dieſen frechen Patron e
machte.
„5J Gott bewahre, ich denke ja nicht d'ran war
die ängſtliche Antwort, ich wollte nur ſagen —“
„Was 2“
„Daß man des Herrn Oberinſpettors Defehl
immer gern erfüllt.“—
„HOm, ich' danke Dir ſir den Vonna, denhou
mir gibſt!“
„„O bitte, hat gar nichts zu ſagen! 47 verſetzte
Kendelbacher mit einer ſo poſſierlichen Verbeugung,
daß Norrmann ſich abwenden mußte, um ſein Lachen
zu verhergen, und daß ſelbſt über Richaebs verwein-
tes Geſicht ein Lächeln zuckte. ö
„Michael,“ wandte ſich Norrmann an dieſen, „laß
Dich nach dem Brod und Bier von Fahrenwald zu
dem Hausvater führen, die Mutter wird Dir etwas
Franzbranntwein zur Heilung Deiner Hände geben. —*
„Ja, lieber Herr!“
Norrmann entfernte ſch. E lautete. Die Ge-
Hände entblößt, das Bild echter Manneskraft.
Als Michael an den Keſſel trat, um ſeine Suppe
in Empfang zu nehmen, kam Norrmann zu ihm heran.
„Michailowitſch,“ ſprach er mit ſeiner kräftigen, ö
volltönenden Stimme, daß es Alle vernahmen, „hat
man Dir in dieſer Nacht etwas zu leide gethan?“
„Nein, Herr!“
„Ich hörte das rohe Gelächter und Geſchrei auf
dem Gange, “fuhr der Oberinſpektor fort, „und meinte,
es gelte dem Ankömmling.“
„Es war nicht böß gemeint,“ eutſchuldigte Michael
„Sie wollten mich nur erheitern.“
„Ich wollt' es auch Keinem rathen, ihm zu nahe
zu treten!“ ſprach Norrmann und ſein Blick flog dro-
hend wie ein Blitz über die Sträflinge. „Auch der
Lärm in den Schlafſälen unterbleibt!“
Als die Gefangenen in das Haus zurückkehrten,
drängte ſich Fahreuwald an Michailowitſch.
„Höre,“ ſagte er, mix war ſehr bange, Du wür-
deſt ſie Kerag dann hätten ſie Dich in dieſer Nacht
halb todt geſchlagen.“
„ Wie ſollt' ich!
lich genng2 ö
„Hm, Die ſnd nicht, unglücklich, ſagte Fabren-
wald lachend; „die meiſten von ihnen fühl en ſich hier
ganz wohl. Was ſehlt ihnen hier?
Winter, wo Tauſende freie Arbeiter hungern und frie-
ren, Dach und Fach, Kleidung und Nahrung. Viele,
Jene.
Sind ſie nicht dhnehin unglück-
wenn ſie frei werden, ſtreben nur darnaͤch, wieder hie-
Freilich, der jetzige Direktor verlei-
denn er iſt ein
ſind ſeine höchſte
ber zu kommen.
det ihnen den Aufenthalt bedeutend,
grauſamer Kerl und Exekutionen
Luſt; aber ſo lange wir den Oberinſpektor haben, iſt
das Zuchthaus immer ein ganz. aber unerſe Aufent-
halt für ſie. Er iſt zwar ſtreng, aber uner ſchütterlich
gerecht.“
Oben im A lrbeitsſaale ſagte dendelbacher zu Mi-
chailowitſch mit höhniſchem Tone:
„Warum hat Dich denn der Oberinſpektor nicht
ſchon⸗ heute Nacht, als er Dich zu tröſten kam, gefragt:
„hat man Dir in dieſer Nacht etwas zu leide gethan?“
Bei den letzten Worten ahmte er die Stimme
Norrmann's nach.
Vch weiß nicht, Kendelbacher!“ ſagte Michael er-
röthend.
Na, dann will ich Dir es ſagen! Er fragte da-
rum erſt heute früh, um uns zu drohen. Aber 's
ſchad't nichts; er iſt zwar ſtreng, aber gut und hat
noch nie einen aushauen laſſen, wie der — Hund es
alle Men thut, denn der hat weiter keine Freude,
als Menſchen „um Gottes willen““ zu quälen. Es
war übrigens ſchr klug von Dir, daß Du nicht petz
teſt; das Dir ſchlecht bekommen!“
„Willſt D
Michailowitſch ihm daſſelbe hinhaltend.
„Na, warum werd' ich denn das nicht wollen? Zu
ſolchen Gefälligkei iten bin ich immer gern bereit!“ ant-
wortete jener und ließ die große „Kule“
ſowie die
Michael bei ſeiner harten Arbeit zu ſehen.
trat gerade aus dieſem Saale der Direktor heraus,
von dem Aufſeher der hier arbeitenden Gefangenen ge-
Sie haben im.
und ihm geſagt, daß aller
Du nicht mein Brod eſſen?“ fragte ihn
Brod, wie! fangenen gingen hinab.
1⁰
die e Gefangenen das Deputat zu nennen hreten, mit
Lergaublier Schnelligkeit verſchwinden.
Nachmitkags, ehe Brod und Bier vertheilt wurden,
ging der Oberinſpektor auf dem Gange vor den Ar-
beitsſälen umher. Seine Unruhe trieb ihn immer hier-
her und doch hatte der ſtarke Mann nicht den Muth,
in den einen Saal hinein zu treten und den armen
Jetzt aber
folgt. Eine Angſt um ſeinen Schützling überkam Norr-
mann; er hörte im Arbeitsſaal lantes Lachen und ſo
trat er ſchnell in denſelben ein.
„Was giebt's?“ fragte er in furchtbarem Tone
und die Gefangenen, welche alle auf einem Punkte ver-
ſammelt geweſen, eilten erſchrocken an ihre Arbeit.
Er ſah, daß Michael der Mittelpunkt dieſer Verſamm-
lung war, der mit Thränen gebadetem Antlitz im Saale
daſtand. „Warum arbeiteſt Du nicht, Michailowitſch?“
fragte er ihn.
Zitternd und. ſchluchzend ſtreckte ihm dieſer ſeine
von der Arbeit blutenden Hände entgegen. ö
105 “ rif Norrmänn Ichmerflich, doch ſich ſchnell
faſſend, ſetzte er hinzu: „Die Arbeit. muß heut Abend
gemacht ſein!“
„Das hat ihm auch eben der Direktor geſagt,“
ergriff Kendelbacher lachend das Wort, „und daß es
heute Abend noch Hiebe ſetze, wenn ſie nicht gemacht
ei. Darum weint er. Ich hab' ihn ſchon getröſtet
Anfang ſchwer iſtz wenn
aber ſein Bicket erſt'mal ſo abgegerwt iſt, wie der
unſrige, wird er um ſo' U vaar lumpige Hiebe nicht
mehr weinen!?
„Da Dir die Sache ſo lächerlich erſcheint, 10 wirſt
Du jeden Tag die fehlende Arbeit des Michailswitſch
noch zu der Deinigen machen! 1* befahl der Oberinſpektor.
„Aber —
„Wie, Du wagſt zu widerſprechen?“ rief Rorrmann
in einem Tone, der dieſen frechen Patron e
machte.
„5J Gott bewahre, ich denke ja nicht d'ran war
die ängſtliche Antwort, ich wollte nur ſagen —“
„Was 2“
„Daß man des Herrn Oberinſpettors Defehl
immer gern erfüllt.“—
„HOm, ich' danke Dir ſir den Vonna, denhou
mir gibſt!“
„„O bitte, hat gar nichts zu ſagen! 47 verſetzte
Kendelbacher mit einer ſo poſſierlichen Verbeugung,
daß Norrmann ſich abwenden mußte, um ſein Lachen
zu verhergen, und daß ſelbſt über Richaebs verwein-
tes Geſicht ein Lächeln zuckte. ö
„Michael,“ wandte ſich Norrmann an dieſen, „laß
Dich nach dem Brod und Bier von Fahrenwald zu
dem Hausvater führen, die Mutter wird Dir etwas
Franzbranntwein zur Heilung Deiner Hände geben. —*
„Ja, lieber Herr!“
Norrmann entfernte ſch. E lautete. Die Ge-