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Illustrirte Melt.

491

Tic Streichhölzerbrücke.

Vogen.

Allan.

in einer „Heilanstalt" beseitigt werden. Auch hierin
thun Ruhe, Geduld und Festigkeit die besten Dienste.
lieber die Zeit der Entlassung ans der Anstalt
hat deren Arzt gewiß das beste Urteil. Die Erfahrung
lehrt auch, daß gerade die wirklich geheilten Kranken
Einsicht für das überstandene Leiden gewinnen und
ihre Sehnsucht dem Rate ihres Arztes uud Pflegers
unterordnen. Heftiges Drängen nach Entlassung' ist
da, wo nicht ganz besondere Gründe vorliegen, meist
ein Zeichen noch nicht völliger Genesung. Dasselbe
läßt sich sehr oft von der Unzufriedenheit der aus der
Austalt Eutlassenen sagen, die einen so großen Gegen-
satz zu der rührenden, aus Jahre und Jahrzehnte an-
haltenden Dankbarkeit und Zuneigung Geheilter bildet.
Der Genesene weiß, daß die Krankheit ein Unglück,
keine Schande war, und weiß die Hilfe zn schätzen,
die sich ihm geboten hat. Nicht selten hört man" da
den Ausspruch: „Wäre ich noch eher in die Heilanstalt
gekommen, so wäre ich noch viel schneller und leichter
gesund geworden."

Amüsante Wissenschaft.
Tie Streichhölzerbrücke. Das ist etwas für die jungen
Baumeister! Man nimmt zu diesem herrlichen Bau am besten
lange Küchenstreichhölzer, eben so gut kann man dazu auch eine
Anzahl guter Strohhalme wählen. Wie bei jedem Bau der
Plan unerläßliche
Vorbedingung ist,
so auch hier. Fassen
wir also unfern
Plan ins Auge, da-
mit wir uns nicht
verbauen.
Lege Streichholz
Nr. t auf den Tisch,
auf dieses lege mit
den Enden quer-
über 2 und 3 und
dann wieder quer
über diese beiden
Nr. 4. Nun hebe
mit Daumen uud
Zeigefinger Nr. 1
etwas in die Höhe
und schiebe 5 und 6
unter 1 durch und
Gerüst und den Anfang des Bogens fertig. Nun kommt 7 quer-
über 5 und 6, während 8 unter die zwei entgegengesetzten Enden
desselben zu schieben ist. Nun hebst du 8 vorsichtig aus, um 9
und 10 anzubringen, deren linke Enden sich auf 7 stützen, nach-
dem sie unter 8 durchgeschoben sind. Doch halt! Ich sehe, den
Rest willst du selbständig vollenden. Nun wohl, vergiß aber
nicht, mich zum Richtschmaus einzuladcn!

jeder Geisteskranke ohne weiteres in eine Anstalt ge-
höre. Eine große Zahl derartiger Kranken wird zu
Hause ebenso leicht und schnell gesund, aber natürlich
nur unter günstigen Verhältnissen der Pflege. Dazu
gehören vor allem ein ruhiger Aufenthalt, den die
gewöhnlichen Sorgen und Unruhen des täglichen Lebens
nicht berühren; die Umgebung mit Personen, die dem
Kranken angenehm sind und Verständnis für seinen
Zustand besitzen, die ihn pflegen und seine Wünsche
zu erraten wissen, ohne ihm mit der Miene bedauern-
der Späher gegenüber zu sitzen, die schließlich den nötigen
Einfluß auf ihn haben, nm ihn im Sinne des behan-
delnden Arztes geistig zu beeinflussen. Es ist ohne
weiteres klar, daß es sich vielfach im eigenen Hause
des Kranken nicht erreichen läßt, ihn von unangenehmen
oder schädlichen Eindrücken frei zu halten; immer aber
ist es grundfalsch, für einen Geistes- oder Gemüts-
kranken in den Zerstreuungen einer Reise Heilung zu
suchen. Trotzdem wird dieser Fehler alljährlich in
zahllosen Fällen begangen, und jeder Irrenarzt kennt
Beispiele, wo der Kranke erst durch Reiseu, Kneippsche
Kuren und andere wohlgemeinte Maßregeln Monate
verliert, bevor er der richtigen Pflege an-
vertraut wird. Nicht selten bringt gerade
das Unbehagen, das mit häufigem Orts-
wechsel oder mit angrcifenden Kuren ver-
bunden ist, den Kranken zn Angriffen aus
sein eigenes Leben, dessen Schutz man er-
reichen wollte.
Also wo nicht im eigenen Hause Ruhe
uud gute Pflege durchführbar sind, gehört
ein geistig Leidender entweder an einen be-
stimmten j vielleicht ländlich und schön ge-
legenen Ort, wo ihm beides geboten werden
kann, oder in eine Anstalt, wo er natur-
gemäß alles vereinigt findet, was für seinen
Zustand in Frage kommen kann. Man
findet noch häufig die Meinung, daß ein
Geisteskranker durch das Zusammensein mit
den anderen Bewohnern einer Anstalt erst
recht „verrückt" werden müsse, aber in
Wirklichkeit ist dies Bedenken nicht berech-
tigt. In jeder Anstalt sind zahlreiche Ab-
teilungen, in deren jeder nur die Kranken
vereinigt werden, deren Zustand und Ver-
halten sich einigermaßen ähnelt, wenigstens
so, daß keiner den anderen ungünstig beeinflussen kann.
Die Vorstellung, daß in einer Irrenanstalt alle Kranken
wie wilde Narren durch einander sprängen, ist ganz
verkehrt; zumal die Heilabteilungen guter Anstalten
unterscheiden sich aus den ersten Blick kaum von den
Räumen der Krankenhäuser für körperlich Kranke. Für
eine ganze Anzahl von Geisteskranken, namentlich bei
fortgeschrittener Krankheit, ist übrigens gerade das
Zusammenleben mit anderen Kranken das beste Heil-
and Erziehungsmittel.
Wie soll man nun einem widerwilligen oder erregten
Kranken zu Hause gegenüber treten? Vor allem mit
Ruhe, Geduld und Sicherheit. Aeußert er wahnhafte
Vorstellungen, so darf man ihm nicht beistimmen; so
lange es geht, vermeidet man, darauf einzugehen, will er
ihnen aber Folge geben, oder fordert er dringend eine
Aeußerung, so äußert mau in bescheidener Weise seine
Zweifel und bekennt, daß diese Vorstellungen einem zu
neu oder zu fremd seien, um gleich darüber urteileu zu
können. Die meisten Kranken gehen auch tu der Er-
regung daraus ein, wenn man sie bittest sich zn schonen,
ihre (meist selbst gesuhlte) Nervosität nicht zu steigern,
ihre Kräfte zu sparen und dergleichen mehr. Im all-
gemeinen ist es zweckmäßig, bei Erregungszuständen
Bettruhe zn empfehlen; ist erst der Versuch gemacht,
so wird sic häufig überraschend gern beibehalten. Auch
tiefsinnige oder teilnahmlose Kranke haben zunächst
mehr Vorteil davon, wenn sie das Bett hüten; durch
Zerstreuungen und dergleichen läßt sich krankhafte
Niedergeschlagenheit ebensowenig beseitigen, wie be-
gründete, tiefe Trauer durch Zuredeu, Witze und Spässe.
Alle frisch Erkrankten bedürfen einer unausgesetzten,
möglichst unauffälligen Ueberwachung, nm "Schaden
für sie selbst oder andere zu verhüten. In vielen
Fällen genügt es nicht einmal, wenn nachts eine andere
Person in demselben Zimmer schläft, sondern es muß
dann auch nachts gewacht werden. Man wird in
solchen Fällen stets daran denken müssen, daß das
Unglück schnell schreitet, und daß eine einzige Minute
schön Zeit zu großen Entschlüssen und Handlungen
bietet.
Wo immer möglich, soll dem Erkrankten gegenüber
jede Lüge ängstlich vermieden werden. Auch wenn sie
zunächst die Verhältnisse sehr erleichtert, kann sie für
lange Zeit unüberwindbares und schädliches Mißtrauen
zurücklassen. Das trifft besonders ost für die Not-
lügen zu, womit man den Kranken ohne sein Wissen
irr eine Irrenanstalt zu bringen sucht. Mindestens
in zahlreichen Fällen, wo man dabei zur Unwahrheit
greisst wäre es besser und ebenso leicht gewesen, wenn
man offen erklärt hätte, die eingetretene Krankheit
werde nach ärztlichem Rat nm besten und schnellsten

Die elektrische Küche.
Von
A. Schroot.
ALAenn man sich auch in mancher Hinsicht über-
triebene Vorstellungen von der welterobernden
Macht der Elektrizität gemacht hat, da „Hans
Dampf" doch etwas fester im Sattel sitzt, als die Herren
Elektriker glauben, „der Wind, das himmlische Kind",
auch, noch ein Wörtchen mitredet und „des Wassers
Kraft" sich immer noch bewährt, so ist doch nicht zn
verkennen, daß jener geheimnisvollen, aber in ihren
Bethütigungen so wohlbekannten Kraft noch bedeutende
Aufgaben bevorstehen. Einstweilen scheint es haupt-
sächlich an Unternehmungsgeist Zu fehlen, wenigstens
in Europa. In Amerika, das für alle Neuerungen
die Versuchsstation zn fein scheint, hat die Elektrizität
auch fchou Eingang in der Küche gefunden. Unsere

jungen Damen mögen sich darauf gesüßt machen, daß
sie später anstatt mit Steinkohlen oder Holz, elektrisch
kochen werden. Sie würden, wie wir im folgenden
sehen werden, gar nicht schlecht dabei fahren. Die Be-
richte über die ans der Weltausstellung zn Chicago
angestellten Versuche, aus die sich unsere Mitteilungen
gründen, lauten wenigstens durchaus günstig. Versetzen
wir uns einmal aus diese Ausstellung zurück und be-
treten den Pavillon des Bostoner Elektrizitätswerkes.
Da sehen .wir ans einem mit Linnen gedeckten gewöhn-
lichen Tisch einen würfelförmigen schwarzen Kasten,
ans einem zweiten Tisch verschiedene Blcchtöpfe und
mehrere kreisrunde schwarze Platten. Alle diese Stücke
sind dnrch Drähte mit der elektrischen Leitung in Ver-
bindnng gesetzt. Ans den ersten Blick glaubt man sich
in einem elektrischen Laboratorium, bald aber merkt
man, daß es sich um ciue elektrische Küche handelt. Es
erscheint ein Farbiger in dem bekannten Kochkostüm,
der sich alsbald mit Fleischstücken, Fett und Mehl zn
schassen macht. Bald stellt sich auch der weibliche
Apostel der Elektrizität in der Haushaltung, Miß
Johnson ein, den Koch kommandirend und alle bereit,
an sie gestellten Fragen zn beantworten.
Nicht lange steht es an, so macht sich ein
angenehmer Geruch bemerklich; der würfel-
förmige Kasten wird geöffnet nnd ein
schön gebratener, berückend duftender Puter
daraus hervorgezogeu. Nun wird es uns
äugen- und sinnfällig klar, daß wir in
der That die „Küche der Zukunft" vor
uns haben.
Der elektrische Tops unterscheidet sich
äußerlich vou einem gewöhnlichen Topf nur
dnrch den Leitungsdraht, welcher unten in
den Boden eingeführt ist. Dieser Boden
ist freilich ganz anders beschaffen als der
eines gewöhnlichen Topfes. Er besteht
nämlich ans einer Eisenplatte, in deren
Email ein Netz seiner Drähte eingelassen
isst durch welche der elektrische Strom läuft
und die Kochhitze hervorbringt. Diese Plat-
ten werden, wie der Augenschein lehrt,
auch besonders hergestellt und verwendest
indem man daraus eineu gewöhnlichen Topf
oder eiue Pfaune stellt, deneu sich die
Hitze der Platte unmittelbar mitteilt, so
auch auf diese Weise elektrisch kocheu kaum

daß man
Der erwähnte würfelförmige schwarze Kasten ist Weiter-
nichts als eine freistehende Bratröhre. Er mißt für
den gewöhnlichen Gebrauch etwa 50 Centimeter in
jeder Dimension, für den Hotelgebranch bei gleicher
Höhe etwa 1,5 Meter in der Länge. Er ist mit
einem Futter von Asbest und Holz umgeben, so daß
er sich, selbst bei der größten Erhitzung, äußerlich
nur müßig warm ansühlt. In einer der Seitenwände
befindet sich ein Guckloch aus Glas, durch welches
mau deu Bratprozeß beobachten beziehungsweise über-
wachen kann. Ein an dem Kasten, an freibleibender
Stelle, angebrachter Thermometer dient zur Kontrolli-
rung der Hitze im Junern.
Bratröhre, Töpfe und Platten stellt man, wie wir
gesehen haben, aus einen beliebigen Tisch. Behufs des
Kochens führt mau einfach die Leitungsdrähte in die
am Boden angebrachten Schräubchen ein. Binnen einer
Minute ist die Platte heiß, binnen zwei Minuten ein
darauf gestelltes Bügeleisen, so daß man also keine
Bolzen mehr glühend zu machen braucht; binnen einer
Viertelstunde ist ein Liter Wasser zum Sieden gebracht.
Im allgemeinen soll mau bei der elektrischen Küche un-
gefähr die Hälfte der Zeit gegen die gewöhnliche Küche
sparen. Sonstige Vorzüge find, daß sie keinen Rauch,
keine Gase, keinen Staub und keine Hitze verursacht.
Man kann sie in jedem beliebigen Raum anwenden.
Wo nur eine elektrische Leitung angebracht ist. Sind
die Küchengeschäfte beendet, so räumt man Bratröhre,
Töpfe und Platten beiseite nnd bringt sie in einem
Schranke unter, so daß man die Tische nun zu anderen
Zwecken verwenden kann. Die elektrische Bratröhre ist
in Nordamerika bereits in Hunderten von Exemplaren
verbreitet, mehr aber in Hotels, Klubs und aus Dampf-
booten als in Privathäusern.
Die Bostoner Fabrik stellt auch elektrische Heiz-
apparate her, deren Konstruktion auf demselben Prinzip
beruht. Die Ofenplatten, oder wenigstens einige der-
selben, sind emaillirt und es iind in die Emailmasse
Drahtnetze eingeschmolzen, welche dnrch Drähte mit
der elektrischen Leitung in Verbindung gesetzt werden.
Ta auch bei der elektrischen Heizung Staub, Rauch
uud Gase iu Wegfall kommen, so ist sie in jedem
Falle angenehmer und gesunder als die seitherige
Heizung. UeberdieS ist sie, wie ans unserer Beschrei-
bung hervorgeht, auch weit bequemer, und da sie bei
allgemeiner Einführung auch wohlfeiler sein wird, so
ist nicht daran zn zweifeln, daß man in den großen
Städten wenigstens, in nicht allzn langer Frist nur
noch elektrisch'Heizen nnd kochen wird.

über 4. Damit hast du schon ein festes
 
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