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Imago: Zeitschrift für Anwendung der Psychoanalyse auf die Geisteswissenschaften — 1.1912

DOI issue:
I.3
DOI article:
Freud, Sigmund: Über einige Übereinstimmungen im Seelenleben der Wilden und Neurotiker, [2]
DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.42094#0235

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Das Tabu und die Ambivalenz

227

uns aus der Gleichstellung mit dem Zwangsverbot des Neurotikers
ergeben hat: Das Tabu ist ein uraltes Verbot, von außen (von
einer Autorität) aufgedrängt und gegen die stärksten Gelüste der
Menschen gerichtet. Die Lust, es zu übertreten, besteht in deren
Unbewußten fort,- die Menschen, die dem Tabu gehorchen, haben
eine ambivalente Einstellung gegen das vom Tabu Betroffene. Die
dem Tabu zugeschriebene Zauberkraft führt sich auf die Fähigkeit
zurück, die Menschen in Versuchung zu führen,- sie benimmt sich
wie eine Ansteckung, weil das Beispiel ansteckend ist, und weil sich
das verbotene Gelüste im Unbewußten auf anderes verschiebt. Die
Sühne der Übertretung des Tabu durch einen Verzicht erweist, daß
der Befolgung des Tabu ein Verzicht zu gründe liegt,
(Fortsetzung folgt.)
 
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