liehe Praxis vorfanden, noch als Zufall betrachten? Und beide kommen
dann zur Einsicht, daß die hauptsächliche und wirklich schwierige
Aufgabe die Verbindung mit dem Bewußtsein herzustellen ist.
Und doch besteht eine unüberbrückbare Verschiedenheit zwischen
den beiden Lehren, tief begründet in der Verschiedenheit der euro-
päischen und indischen Kultur. Die buddhistische Versenkung geht
in der regressiven Richtung viel tiefer, doch sie muß diese Tiefe teuer
bezahlen. Sie läßt dafür die ganze Außenwelt untergehen, erobert
das Selbst und verliert dafür die Welt. Die Zielsetzung der Psycho-
analyse ist anspruchsvoller: sie will das Selbst, ohne die Außenwelt
zu verlieren, erobern. Die buddhistische Lehre ist mehr asozial, wir
finden ja in den Ursachen der Versenkung nur biologische Größen:
das Alter, die Krankheit und den Tod, doch keine sozialen Momente,
wie den Ödipuskomplex. Die Welt wird aulgegeben und die Heilung
besteht in der Regression in einen Zustand, wo Ich und Libido von
äußerer Not nicht getrieben in vollkommener Verschränkung bestehen.
Buddha versucht die Anpassung an die Welt nicht, nicht wie die Psy-
choanalyse einen neuen Kompromiß, eine neue Verschränkung zwi-
schen Ich und Libido herzustellen, eine neue an die Realität angepaßte
Form des Narzißmus zu erreichen. Dieses asoziale Wesen seiner Lehre
bedeutet auch sein Ende, welches mit einem tragischen Akkord aus-
klingt. Die Neobuddhisten übersehen diesen Mißerfolg, wenn sie von
seiner Lehre die neue Erlösung erwarten/
Buddha verzichtet selbst auf das ewige Leben, welches er durch
den Eintritt in das Nirwana durch die Überwindung des Todes er-
reicht hat. Hier ist der erste Widerspruch in der vollkommen in sich
geschlossenen Nirwanaphilosophie. Der vom Leben willkürlich sich
scheidende Buddha richtet die folgenden Worte an seinen Lieblings-
schüler Ananda: „Ob dir gleich also Anando, vom Vollendeten ein
wichtiger Wink, ein wichtiger Hinweis gegeben war, hast du es
nicht zu merken vermocht, hast nicht den Vollendeten gebeten: Be-
1) Ich denke an erster Stelle an Leopold Ziegler.
dann zur Einsicht, daß die hauptsächliche und wirklich schwierige
Aufgabe die Verbindung mit dem Bewußtsein herzustellen ist.
Und doch besteht eine unüberbrückbare Verschiedenheit zwischen
den beiden Lehren, tief begründet in der Verschiedenheit der euro-
päischen und indischen Kultur. Die buddhistische Versenkung geht
in der regressiven Richtung viel tiefer, doch sie muß diese Tiefe teuer
bezahlen. Sie läßt dafür die ganze Außenwelt untergehen, erobert
das Selbst und verliert dafür die Welt. Die Zielsetzung der Psycho-
analyse ist anspruchsvoller: sie will das Selbst, ohne die Außenwelt
zu verlieren, erobern. Die buddhistische Lehre ist mehr asozial, wir
finden ja in den Ursachen der Versenkung nur biologische Größen:
das Alter, die Krankheit und den Tod, doch keine sozialen Momente,
wie den Ödipuskomplex. Die Welt wird aulgegeben und die Heilung
besteht in der Regression in einen Zustand, wo Ich und Libido von
äußerer Not nicht getrieben in vollkommener Verschränkung bestehen.
Buddha versucht die Anpassung an die Welt nicht, nicht wie die Psy-
choanalyse einen neuen Kompromiß, eine neue Verschränkung zwi-
schen Ich und Libido herzustellen, eine neue an die Realität angepaßte
Form des Narzißmus zu erreichen. Dieses asoziale Wesen seiner Lehre
bedeutet auch sein Ende, welches mit einem tragischen Akkord aus-
klingt. Die Neobuddhisten übersehen diesen Mißerfolg, wenn sie von
seiner Lehre die neue Erlösung erwarten/
Buddha verzichtet selbst auf das ewige Leben, welches er durch
den Eintritt in das Nirwana durch die Überwindung des Todes er-
reicht hat. Hier ist der erste Widerspruch in der vollkommen in sich
geschlossenen Nirwanaphilosophie. Der vom Leben willkürlich sich
scheidende Buddha richtet die folgenden Worte an seinen Lieblings-
schüler Ananda: „Ob dir gleich also Anando, vom Vollendeten ein
wichtiger Wink, ein wichtiger Hinweis gegeben war, hast du es
nicht zu merken vermocht, hast nicht den Vollendeten gebeten: Be-
1) Ich denke an erster Stelle an Leopold Ziegler.